Bis 2022 könnten sich die Lieferengpässe bei Halbleitern hinziehen und somit die Abverkäufe zahlreicher IT-Produkte ausbremsen. Die Krise wird das Gefüge des globalen Chip-Marktes wohl nachhaltig verändern – Folgen für die aktuelle Situation hat das allerdings nur bedingt.
Ob die Corona-Pandemie nun der vielzitierte schwarze Schwan war, also ein höchst unwahrscheinliches und somit kaum vorhersehbares, aber dafür umso drastischeres Ereignis, bei dieser Frage ist sich die Fachwelt bis heute uneins. Forscher und Autor Nassim Nicholas Taleb selbst, der die „Black Swan-Theory“ entwickelt hat, widersprach der These in einem Essay in der „Neue Zürcher Zeitung“ jedoch vehement: „Eine globale Pandemie ist klar und deutlich ein weißer Schwan – ein Ereignis, das mit Gewissheit irgendwann eintreffen wird. Solche Pandemien sind unvermeidlich, sie resultieren aus der Struktur der modernen Welt; und ihre wirtschaftlichen Folgen werden noch gravierender infolge der zunehmenden Verflechtung und der übertriebenen Optimierung.“
Unvermeidlich, wohl in vielerlei Aspekten vorhersehbar, und doch haben zahlreiche Effekte der Krise die Wirtschaft und somit auch die ITK-Branche kalt erwischt. Augenscheinliches Beispiel: Die Chip-Krise. Dabei war die Pandemie in diesem Fall jedoch nur der Startpunkt einer raschen Folge eng verflochtener Ereignisse, die letztlich zahlreiche Branchen in teils drastischen Ausmaßen betroffen haben und noch immer betreffen. Einerseits hat die Krise die globalen Lieferketten und somit die Chip-Produktion empfindlich gestört, unter anderem bei der Verfügbarkeit grundlegender Rohstoffe wie Silizium. Andererseits stornierten oder reduzierten Großabnehmer wie beispielsweise die Automobilbranche ihre Bestellungen im Zuge zumindest befürchteter Absatzeinbrüche vorerst deutlich. Das hatte wiederum Folgen. Immerhin nimmt die Autoindustrie laut Expertenberechnungen mittlerweile rund zwölf bis 13 Prozent der weltweit produzierten Chips ab. Die Fertiger konzentrieren ihre Kapazitäten in Folge auf weiterhin starke Bereiche wie beispielsweise den Smartphone- beziehungsweise den gesamten Consumer Electronics-Markt. Als sich jedoch das Konsumklima entspannte und vor allem die Autoindustrie nachorderte, traf eine ohnehin seit Jahren steigende und jetzt abermals befeuerte Nachfrage nach Chips auf die geringen Bestände. Als darüber hinaus Klimaeffekte wie eine Dürre in Taiwan sowie eine Kältewelle in den USA mehreren Chip-Produzenten zu schaffen machten, war die Chip-Krise letztlich unvermeidlich: ein „perfekten Sturm“.