Wie weit die Differenz zwischen kommuniziertem Anspruch und Wirklichkeit auch bei den angeblich grünen ITK-Konzernen auseinanderliegen, zeigt sich unter anderem am Beispiel Apples. Während Tim Cook seinen Konzern gerne als leuchtendes Vorbild in Sachen Klimaschutz-Strategie darstellt und Apple offiziell angibt „Wir sind CO₂ neutral. Und bis 2030 auch jedes unserer Produkte.“, bewertet der Bericht die dafür umgesetzten und geplanten Maßnahmen lediglich als „mäßig integer“. Die gleiche Stufe erreichen mit Sony und Vodafone noch zwei weitere ITK-Größen. Trotz des nur mittelmäßigen Abschneidens sind sie damit aber im Gesamtvergleich noch immer überdurchschnittlich engagiert, erhält der Rest des Feldes doch noch schlechtere Zensuren für seine ökologischen Bestrebungen. Dazu gehören etwa auch Amazon, die Deutsche Telekom, Google und Hitachi, deren Klimaschutzoffensiven die Experten nur eine „niedrige Integrität“ bescheinigen. Auf der gleichen Unglaubwürdigkeitsstufe befinden sich auch Enel, GlaxoSmithKline, IKEA, Vale, Volkswagen und Walmart.
Ist bei diesen Kandidaten schon deutlich mehr Schein als Sein in den Nachhaltigkeits-Reports zu finden, geht es allerdings auch noch eine ganze Stufe schlechter. Mit Accenture, BMW Group, Carrefour, CVS Health, Deutsche Post DHL, E.ON SE, JBS, Nestlé, Novartis, Saint-Gobain und Unilever gibt es sage und schreibe 11 Schlusslichter mit einer „sehr niedrigen Integrität“. Damit sind der Expertenbewertung zufolge ganze 44 Prozent der untersuchten Klimaschutzprogramme quasi nutzlos und dienen fast ausschließlich Marketingzwecken des Greenwashings. „Während der Druck auf die Unternehmen, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, zunimmt, fehlt es ihren ehrgeizigen Versprechen allzu oft an echter Substanz. Das droht sowohl die Verbraucher als auch die Regulierungsbehörden, die für die Lenkung der strategischen Ausrichtung der Unternehmen entscheidend sind, zu täuschen“, fasst Day das aufgedeckte Grundproblem zusammen. Dabei zeigt die Untersuchung auch deutlich, dass die wirtschaftliche Stärke der Konzerne nahezu keinen Einfluss auf ihre ökologischen Ziele und Programme hat. „Selbst Unternehmen, denen es relativ gut geht, übertreiben ihre Maßnahmen“, stellt Day fest.
Nicht nur fehlt es vielen Unternehmen also an ehrgeizigen und ehrlichen Zielen, oft wird auch die Wirkung einzelner Maßnahmen bewusst oder unbewusst völlig überzogen kalkuliert. „Viele Zusagen von Unternehmen werden durch umstrittene Pläne zur Emissionsreduzierung an anderer Stelle, versteckte kritische Informationen und Buchhaltungstricks untergraben“, erklärt Day das typische Bild.