ICT CHANNEL: Gibt es seitens Microsoft inzwischen eine zufriedenstellende Lösung, wie ältere Geräte trotz der hohen Hardware-Anforderungen noch mit Windows 11 bestückt werden können?
Schweitzer: Die reinen Hardwareanforderungen von Windows 11 würden nahezu alle Geräte erfüllen, die wir aktuell aufbereiten. Microsoft sorgt durch die Liste der kompatiblen Prozessoren dafür, dass Windows 11 erst mit Prozessoren der 8. Generation von Intel oder äquivalenten AMD CPUs ausgeliefert werden darf. Trotz mehrfacher Appelle an Microsoft und entsprechender Hinweise auf die Konsequenzen, liegen den Microsoft Authorized Refurbisher Partnern keine Informationen über geplante Anpassungen vor. Trotzdem habe ich die Hoffnung, dass eine Lösung gefunden wird.
ICT CHANNEL: Wie hat sich das Remarketing-Geschäft aus Ihrer Sicht in den letzten zwei Jahren im Vergleich zu den Zeiten vor der Pandemie verändert? Bleibt ein nachhaltiger Effekt, etwa durch neue Kundenkreise, die erschlossen werden konnten oder den Trend zu Mietmodellen?
Schweitzer: Ohne Zweifel ist das Thema Nachhaltigkeit für viele Menschen in den Fokus gerückt und ich denke nach wie vor, dass sich dieser Trend auch weiterhin nachhaltig verstärken wird. Wir kämpfen seit Jahren gegen sinnlose Verschwendung von Ressourcen und deshalb freut es mich persönlich, wenn Unternehmen einen gesteigerten Fokus darauflegen, neue Arbeitsplätze mit Geräten aus nachhaltiger Produktion auszustatten. Wenngleich sich auf Grund der angespannten politischen, wie wirtschaftlichen Lage im vergangenen Jahr, vermutlich der Aspekt der preislichen Alternative wieder zum vorherrschenden Beweggrund entwickelt haben mag.
Ansonsten wickeln wir bereits seit über 10 Jahren auch kurz- und mittelfristige Mietprojekte mit unseren Partnern ab und bieten alle Services rund um das Thema Workplace as a Service, vom Renewal-Prozess innerhalb des aktiven Lebenszyklus bis hin zu Restwertgarantien für die Verwertung im Zweitmarkt.
ICT CHANNEL: Inzwischen ist gebrauchte Hardware in vielen Lebensbereichen angekommen und selbst für Endkunden zunehmend eine Alternative. Wie kann sich die GSD als etablierter Refurbisher in diesem Konkurrenzkampf von der wachsenden Zahl neuer Anbieter absetzen?
Schweitzer: Davon abgesehen, dass wir uns in erster Linie mit unserer eigenen Weiterentwicklung beschäftigen, nehmen wir das Aufkommen weiterer Anbieter im Markt natürlich wahr. Bei genauerer Betrachtung werden dann schnell Unterschiede im Hinblick auf Produktangebot, Qualität, Preispunkte, Zielgruppenansprache, Wertschöpfungskette sowie Dienstleister oder reine Handelsplattform deutlich. Im B2B Umfeld und speziell im Channel ist die Zahl aus meiner Sicht nicht deutlich gestiegen und der Konkurrenzkampf -wenn man es so nennen mag- entspringt bereits im Ankauf und wird auch dort großteils entschieden. Gleichzeitig profitieren beide Seiten, unsere Partner und wir, da wir mit fast 30 Jahren Erfahrung die Besonderheiten und Tücken dieses Geschäfts kennen und dadurch die Projekte schnell, fair und sicher zusammen abwickeln können.
ICT CHANNEL: Geht es dabei überhaupt immer um echtes Refurbishing und welche Unterschiede gibt es hier bei der Wiederaufbereitung und den Produkten für Business- und Endkunden?
Schweitzer: Die Unterschiede in der Wiederaufbereitung sind enorm und da es keine definierten Standards gibt, bleibt das Verständnis und die Wahrnehmung von „echtem Refurbishing“ wohl auch individuell einzuordnen. Unser Ziel ist es, dass selbst unsere Mitarbeiter den Unterschied zwischen Neu und Gebraucht kaum oder gar nicht mehr erkennen. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit, Ressourceneffizienz und einer entsprechend hohen Wiederverwertungsquote von nahezu 100 Prozent, gehen wir dafür vermutlich noch ein zwei Schritte weiter als die meisten Anbieter im Markt. Bei Notebooks haben wir vor einigen Jahren noch den gebrochenen Displaydeckel oder das abgenutzte Touchpad getauscht. Durch immer dünner und leichter werdende Geräte oder neue Materialien der Gehäuse, die nicht mehr verschraubt sondern verklebt sind, haben wir neue Techniken entwickelt, um eine Aufbereitung weiterhin ökonomisch und ökologisch sinnvoll abzubilden.
Die GSD geht mittlerweile so weit, dass wir modellspezifisch unterschiedlichste Techniken und Verfahren anwenden, um Risse, Bruchstellen oder Beulen zu beseitigen, Oberflächencharakteristiken wiederherzustellen und sogar die herstellerseitig gegebene Unverwechselbarkeit in der haptischen Wahrnehmung beizubehalten.