Fast 300 Millionen Alt-Geräte

Dieser Rohstoff-Schatz schlummert in deutschen Haushalten

3. Januar 2023, 9:34 Uhr | Michaela Wurm

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Kobalt, Gold, Seltene Erden

Bitkom-Geschäftsführer Bernhard Rohleder
Bitkom-Geschäftsführer Bernhard Rohleder
© Bitkom

Mit den Alt-Geräten liegt nicht nur eine große Menge Kunststoff und Glas herum, sondern auch wertvolle Rohstoffe. Als Beispiel nennt der Bitkom Alt-Handys und Smartphones: Neben ca. 6.600 Tonnen Aluminium, dessen Ausgangsstoff Bauxit von der EU als kritischer Rohstoff eingestuft ist, finden sich in den 210 Millionen Geräten große Mengen Kobalt (ca. 1.400 Tonnen), Lithium (ca. 180 Tonnen), Magnesium (ca. 140 Tonnen), Titan (ca. 60 Tonnen) sowie Phosphor, Tantal, Platin-Metalle oder Seltene Erden.

Gold ist mit einem geschätzten Gewicht von 3 Tonnen in den 210 Millionen Alt-Handys und -Smartphones vorhanden. Insgesamt besteht ein Smartphone aus rund 60 verschiedenen Komponenten. „Die Herstellung eines Smartphones benötigt viele Rohstoffe, Energie und Ressourcen. Werden sie länger genutzt, wirkt sich dies positiv auf ihren ökologischen Fußabdruck aus“, betont Rohleder. „Die Deutschen horten einen riesigen Rohstoffschatz. Auch vor dem Hintergrund immer wieder neu unterbrochener Lieferketten ist wichtig, dass wir die schon vorhandenen Rohstoffe in den Haushalten nicht brach liegen lassen.“

 

Die Hälfte hat Interesse an Refurbished-IT

Laut Bitkom-Befragung zeigen die Deutschen ein wachsendes Bewusstsein für den ökologischen Rucksack von technischen Geräten. 8 von 10 (79 Prozent) geben an, Geräte länger zu nutzen, statt schnell neu zu kaufen. 58 Prozent lassen elektronische Geräte bei einem Defekt reparieren, statt neue zu kaufen. Rund ein Sechstel der Deutschen (15 Prozent) hat schon einmal gebrauchte, aber professionell aufbereitete Produkte gekauft, so genannte Refurbished-IT. Weitere 50 Prozent können es sich für die Zukunft vorstellen.  Knapp ein Drittel (31 Prozent) schließt dies jedoch für sich aus.  „Es gibt mittlerweile mehrere Unternehmen, die sich allein auf dieses Segment spezialisiert haben. Auch viele große Hersteller nehmen ausgemusterte Geräte bei einem Neukauf in Zahlung und bieten sie komplett refurbished wieder an. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern die Kundinnen und Kunden sparen auch Geld und erhalten auf die Geräte sogar wieder eine Garantie“ betont Rohleder.

Dennoch gibt es auch Gründe für einen Neukauf. Für die meisten (74 Prozent) ist es die nicht mehr vorhandene Unterstützung älterer Geräte mit Updates. 70 Prozent würden ihre Geräte gern länger nutzen, aber die Leistungen und Funktionen reichen irgendwann nicht mehr aus. 38 Prozent ist grundsätzlich wichtig, immer möglichst aktuelle Geräte zu nutzen.

Um die Nutzungsdauer von Geräten zu verlängern, schlägt Bitkom eine Mehrwertsteuersenkung auf Reparaturen vor. „Die Bundesregierung sollte sich dafür einsetzen, dass Senkungen der Mehrwertsteuer auch für Reparaturen von IT-Hardware wie Smartphones und Laptops möglich werden“, fordert Rohleder.  Auch eine nachhaltige öffentliche Beschaffung könne als Hebel genutzt werden. „Die öffentliche Verwaltung hat als größter Kunde mit enormer Einkaufsmacht eine wichtige Funktion. Bei Ausschreibungen sollte auch der Einsatz von Refurbished-IT zugelassen werden.“


  1. Dieser Rohstoff-Schatz schlummert in deutschen Haushalten
  2. Kobalt, Gold, Seltene Erden
  3. Nicht wenige Geräte landen im Hausmüll

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