Zwar sind die Datacenter der Hyperscaler auch beim Wasserverbrauch effizienter als kleine On-Premises-Rechenzentren. Allerdings entstehen durch die gigantische Agglomeration der Rechen- und Speicherkapazitäten vor allem lokal auch neue Versorgungsprobleme. So nennen die Forscher besonders drastische Einzelbeispiele, wie etwa ein Rechenzentren mitten in Trockengebieten, die bis zu 3,8 Mio. Liter Wasser am Tag verbrauchen. Wasser, das dort an anderer Stelle als Trinkwasser, für die Landwirtschaft und die natürlichen Lebensräume fehlt. Selbst in Europa drängt die Problematik mit dem stetigen Ausbau der Rechenkapazitäten zunehmend auf die Agenda. So wird etwa in den Niederlanden aktuell bereits diskutiert, inwieweit die dortigen Datacenter die Trinkwasserknappheit in der Provinz Nordholland verschärfen. Ähnliche Fragestellungen sind jüngst auch in Irland, Frankreich, Luxemburg und Deutschland aufgetaucht.
Das zeigt, dass die Wasserversorgung sowie eine mögliche anderweitige Nutzung der Abwärme in Zukunft eine viel größere Rolle bei der Suche nach geeigneten Standorten für Rechenzentren spielen muss, wenn es die Branche mit dem ökologischen Wandel ernst meint. Bislang wollen jedoch die meisten Rechenzentrumsbetreiber möglichst nicht, dass diese Zahlen offen diskutiert werden. Weniger als ein Drittel von ihnen erfasst den eigenen Wasserbedarf überhaupt – zumindest offiziell. So sind Wissenschaftler, Behörden und Umweltschutzexperten auf Schätzungen und hoch komplexe Berechnungsmodelle angewiesen, um die Problematik überhaupt erfassen zu können. Doch es gibt auch andere Beispiele. So rufen etwa Yann Lechelle und Paul Benoit, die CEOs der Cloud-Anbieter Scaleway und Qamot, zu einem offeneren Umgang mit diesem Aspekt der Umweltbelastung durch die Digitalisierung auf. Aus ihrer Sicht ist selbst der Anfang 2021 ins Leben gerufene „Climate Neutral Data Centre Pact“ bisher nur ein hohles Papierversprechen fürs grüne Marketing der Betreiber. Einerseits, weil die dort definierten Ziele, die auch den Wasserverbrauch einschließen, nicht öffentlich und transparent nachvollziehbar sind und andererseits, weil sie so niedrig gesteckt wurden, dass die meisten Betreiber sie sowieso schon erfüllen.
In einem ungewöhnlichen Schritt fordern Lechelle und Benoit deshalb die Politik dazu auf, einzuschreiten: „Nachdem die Selbstregulierung also gescheitert ist, liegt es nun an den nationalen und europäischen Behörden, das Schweigen über den Wasserverbrauch der Rechenzentren zu brechen.“