ICT CHANNEL: Wo sehen Sie die wichtigsten Unterschiede zwischen den beiden Zielgruppen der Consumer und Unternehmen?
Büchle: Beim Verkauf von aufbereiteter Hardware stellen wir fest, dass Unternehmen deutlich neuere Hardware in Verbindung mit einem längerem Garantiezeitraum fordern, während sich andere Konsumentinnen und Konsumenten auch mit älterer Hardware zufriedengeben. Firmen legen großen Wert auf persönliche Betreuung und Beratung. Außerdem schätzen sie die direkte Kombination mit der Abgabe der nicht mehr benötigten Hardware, die wir ihnen bieten. Bei der Beschaffung werden Prozess und Datensicherheit zwischen Business und Privat ganz unterschiedlich gewichtet.
Im Business-Bereich zählt neben der Wirtschaftlichkeit vor allem die Garantie der Datensicherheit zu den Kriterien, die den Ausschlag für einen IT-Dienstleister geben. Bei der Datenvernichtung müssen Standards gewährleistet werden können, wie zum Beispiel BSI-Konformität oder der NIST-Standard. Die meisten Unternehmen und Behörden, die uns gebrauchte IT übergeben, nutzen unseren eigenen Fuhrpark inklusive abgeschlossener Transportmittel, Versiegelung und Verplombung. Solche Services werden im Consumer-Bereich nicht nachgefragt. Hier geht es eher um den schnellen Verkauf zum höchstmöglichen Preis. Im Bereich des Privat-Ankaufs ist AfB noch nicht aktiv.
ICT CHANNEL: Welche Marktbewegungen erwarten Sie für 2023? Wird die Migrationswelle auf Windows 11 nun Schwung aufnehmen und welche Chance bietet das Ihnen und Ihren Vertriebspartnern im Handel?
Büchle: In Zeiten, in denen viele Unternehmen und Behörden auf ein neues Betriebssystem umstellen, wird mehr Hardware ausgemustert und IT-Refurbisher bekommen mehr Ware. Trotzdem glaube ich nicht, dass 2023 besonders viele Geräte wegen Windows 11 getauscht werden. Meine Einschätzung geht eher in Richtung 2024 und 2025, da Microsoft im Oktober 2025 den Support von Windows 10 einstellen will. Rund um den Zeitpunkt eines Support-Endes von einem Betriebssystem ist gebrauchte IT immer besonders günstig zu haben – das ist natürlich eine große Chance für alle, die solche Produkte vertreiben.
ICT CHANNEL: Wird das im Used-Kanal nicht gleichzeitig zu einer Schwemme an Altgeräten führen, welche die Hardware-Anforderungen von Windows 11 nicht erfüllen und mit der begrenzten Restlebenszeit von Windows 10 nur noch schwer zu verkaufen sind? Droht hier ein neuer Schrottberg, oder gibt es anderweitige Ideen, wie diese wertvolle Hardware weiter genutzt werden kann?
Büchle: Mit jedem weiteren Monat wird es für uns schwieriger werden, Geräte zu vermarkten, welche die Anforderungen von Windows 11 nicht erfüllen. Auch unseren Endkund:innen ist der Support wichtig, und wir sensibilisieren auch jetzt schon in den Verkaufsgesprächen. Ich gehe stark davon aus, dass wir in den kommenden Jahren viele funktionsfähige, nicht Windows 11 taugliche Geräte haben werden, die wir nicht mehr über unsere Shops vertreiben können. Jedoch haben wir zahlreiche Möglichkeiten, diese Geräte mit einem Linux-Betriebssystem an gemeinnützige Organisationen zu spenden, so dass die Hardware nicht verschrottet werden muss.