Alexander Maier im CRN-Interview

»Im dritten Quartal wird der Tiefpunkt erreicht sein«

3. April 2020, 12:19 Uhr | Stefan Adelmann
Alexander Maier, Senior Vice President und Chief Country Executive Germany bei Ingram Micro
© Ingram Micro

Knappe Lagerbestände, Lieferengpässe, steigende Preise – Ingram Micros Deutschlandchef Alexander Maier berichtet im CRN Interview, wie sich die ­Corona-Krise aktuell auf die Distribution auswirkt und welche Herausforderungen die kommenden Monate mit sich bringen werden.

CRN: Herr Maier, wie gestaltet sich die aktuelle Lage bei Ingram Micro, befinden Sie sich bereits im Home-Office oder noch in Ihrem Büro in Dornach?

Alexander Maier: Ich arbeite noch im Büro und teile mir im Moment unser Firmengebäude in Dornach mit etwa 20 bis 30 Mitarbeitern. Allgemein haben wir bereits frühzeitig reagiert und weitreichende Maßnahmen eingeleitet, um Kontinuität und einen möglichst reibungslosen Geschäftsverlauf sicherzustellen: Dabei stand und steht vor allem das gesundheitliche Wohl unserer Mitarbeiter und Geschäftspartner im Vordergrund – nicht nur in Hinblick auf Home-Office, auch in der Logistik haben wir einen ausgefeilten Pandemieplan mit vielen Maßnahmen umgesetzt und den gesamten Arbeitsprozess umgestellt. Beispielsweise haben wir aus großen Teams einzelne kleine Arbeitsgruppen gebildet, zwischen denen es keinen direkten Kontakt mehr gibt, anhand von Bodenmarkierungen haben wir Infektionsschutzzonen eingerichtet und an Übergabestellen Plexiglas zum Schutz vor Infektion montiert.

CRN: Im Markt lässt sich aktuell eine stark gestiegene Nachfrage nach bestimmten Produktgruppen beobachten. Können Sie dies ebenfalls bestätigen?

Maier: Wenn man den bisherigen Verlauf der Coronakrise anschaut und eine Prognose für die Zukunft stellt, gleicht dieser einer N-Form (Grafik auf Seite 2, Anm. d. Red.). Im März sehen wir einen enormen Peak, vor allem in den Bereichen Home-Office, Home Schooling, aber auch bei UCC. Wir befinden uns hier aber bereits am Tipping Point. Die Nachfrage wird jetzt deutlich abnehmen, da viele Unternehmen den Bedarf gedeckt und ihre Mitarbeiter für das Home-Office ausgerüstet haben. Daher werden in den nächsten Monaten viele Herausforderungen auf uns zukommen: Die Wirtschaft wird in die Rezession gleiten, viele Unternehmen werden existenziell um den Fortbestand ihrer Geschäftsaktivitäten zu kämpfen haben, mit Kurzarbeit und mit Stellenabbau. Angesichts dieser massiven wirtschaftlichen Auswirkungen mit großer finanzieller Instabilität gilt es nun, ein diszipliniertes Kostenmanagement mit enger Liquiditätskontrolle umzusetzen.

CRN: Und wie können und müssen Sie als Distributor, aber wie kann auch die gesamte Branche auf diese Entwicklung reagieren?

Maier: Wir sind hier bereits in Gesprächen mit den wichtigsten Lieferanten, um gemeinsame Lösungen zu entwickeln und zu klären, wie wir beispielsweise Zahlungen stunden können. Allem voran sind aber strukturelle Maßnahmen gefragt, damit unsere Fachhandelspartner finanzielle Stabilität und Liquidität gewinnen und so auch langfristig handlungsfähig bleiben.

CRN: Und wie können diese strukturellen Maßnahmen konkret aussehen?

Maier: Wie bereits angesprochen stehen wir derzeit mit unseren Toplieferanten im engen persönlichen Austausch und klären, wie wir kurzfristig Liquiditätsspielräume für den Channel schaffen können. Und das muss schnellstmöglich passieren, um insbesondere die Zeit zu überbrücken, bis die staatlichen Hilfen greifen.

Doch auch mittelfristig stehen wir unseren Kunden zur Seite. Über individuelle Finanzierungsmodelle stellen wir ihnen Kapital zur Verfügung und erweitern dadurch ihren Handlungsspielraum, so dass sie auch in Zeiten großer finanzieller Unsicherheit Investitionen tätigen können.

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