Alexander Maier im CRN-Interview

»Im dritten Quartal wird der Tiefpunkt erreicht sein«

3. April 2020, 12:19 Uhr | Stefan Adelmann

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

»Es wird zu strukturellen Veränderungen kommen«

CRN: Wie entwickelt sich wiederum die Produktverfügbarkeit, kommt es in bestimmten Produktbereichen bereits zu Engpässen?

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Corona Virus Krise
Alexander Maier prognostiziert für die Auswirkungen der Corona-Krise auf die ITK-Branche eine mögliche Verlauf in N-Form, der sich über das gesamte Jahr erstrecken könnte. 
© Ingram Micro

Maier: In einigen Bereichen kommt es bereits zu Engpässen, da viele Lieferketten aufgrund der Corona-Infektionen in Mittleidenschaft gezogen wurden. Dies betrifft beispielsweise Infrastruktur-Produkte, PCs und Notebooks, wo es aktuell zu Lieferverzögerungen von sechs bis acht Wochen kommt. Auch bei Displays sehen wir erste Auswirkungen, hier gibt es in Europa aber noch relativ hohe Lagerbestände.

Zwar haben viele unserer Lieferanten ihre Produktion bereits wieder hochgefahren. Dennoch rechnen wir kurzfristig mit weiteren temporären Unterbrechungen, mitunter durch unzureichenden Nachschub der benötigten Komponenten. Zudem hängt die Verfügbarkeit auch von der Logistik ab. Teilweise laufen mit Produkten beladene Schiffe derzeit nicht aus oder Ware kann nicht in ausreichender Menge geflogen werden, wodurch es immer wieder zu Verzögerungen kommen kann. Aufgrund dessen werden auch die Preise anziehen und es wird bei vielen Produkten zu einer Verteuerung im Markt kommen.

CRN: Spiegelt sich diese Entwicklung auch in der Lieferfähigkeit und in den Lagerbeständen von Ingram Micro wider?

Maier: Bei einigen Herstellern gibt es definitiv derzeit eine Überzeichnung der Nachfrage und wir rechnen in den nächsten drei Wochen in diesen Bereichen mit einer Verknappung der Ware. Im April wird es daher zu Verzögerungen kommen. Über diesen Zeitpunkt hinaus müssen wir schauen, wie stabil die Lieferketten sind.

CRN: Wie ist Ihre Einschätzung: Wie lange wird sich diese kritische Situation im gesamten Markt hinziehen?

Maier: Wir gehen davon aus, dass die Marktentwicklung im zweiten Quartal deutlich nach unten gehen wird, im dritten Quartal wird der Tiefpunkt erreicht sein. Im vierten Quartal rechnen wir dann mit einer Entspannung.

CRN: Eine langfristige Planung ist in dieser Situation wahrscheinlich kaum möglich, da sich die Rahmenbedingungen teils von Tag zu Tag ändern?

Maier: Unsere Planung müssen wir sicherlich viel häufiger prüfen und entsprechend der derzeit volatilen Gegebenheiten immer wieder anpassen. Wir haben dafür ein umfassendes Monitoring eingerichtet, um die gesamte Lage im Blick zu behalten. Nichtsdestotrotz ist die Situation aber ein diffuses, komplexes, chaotisches Problem für den gesamten Markt.

CRN: Wird sich dieses Problem Ihrer Meinung nach langfristig auf die gesamte Struktur des deutschen Channels auswirken?

Maier: Aktuell lässt sich dazu nur schwer etwas sagen. Aber wenn Sie nach meinem Bauchgefühl fragen, dann wird die Entwicklung definitiv Auswirkungen auf den ITK-Channel haben und es wird zu strukturellen Veränderungen kommen. Wir werden eine weitere Konsolidierung und eine vorübergehend schwierige Gesamtsituation sehen. Doch angesichts der zu erwartenden wirtschaftlichen Gesamtauswirkungen der Coronakrise wird die ITK-Branche sicherlich frühzeitig wieder an Dynamik gewinnen: Die Digitalisierung wird einen deutlichen Schub erfahren und Themen wie der Digitalpakt, IT-Security und New Work werden ganz nach oben auf der Agenda rücken.


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