LANline: Sie sprachen davon, an der Kostenschraube gedreht zu haben. Wie hat Vast Data das hardwareseitig umgesetzt?
Sven Breuner: Wir verwenden eine neue vierte Generation von Flash-Drives QLC, also Quad-Level-Cell-Flash. Hier liegen wir preislich näher bei den rotierenden Festplatten. Unsere Konkurrenten verwenden diese vierte Generation häufig noch nicht, da es einen kleinen Haken hinsichtlich der Schreiboperationen gibt. Wir haben einen Mechanismus eingeführt, um das zu vermeiden, weshalb wir diese günstigere Generation nutzen können.
LANline: Können Sie die Problematik und den Mechanismus bitte etwas konkreter erläutern?
Sven Breuner: QLC-Flash-Drives sind bei kleinen Schreiboperationen verhältnismäßig langsam und nutzen sich übermäßig stark ab, weil sie intern sehr große Blöcke zur Datenspeicherung verwenden. Dadurch sind sie für den direkten Zugriff beim Schreiben in den meisten Fällen nicht geeignet. In einem Vast-System landen geschriebene Daten daher zunächst auf einer besonders haltbaren und schnellen Art von Drives, Storage Class Memory genannt. In diesen Drives können alle kleinen Schreiboperationen gesammelt und dann später sorgfältig in großen Blöcken auf die QLC-Drives migriert werden. Wir nennen diesen Prozess Write Shaping, weil wir so die vielen kleinen Schreiboperationen in wenige große Schreiboperationen umformen. Dadurch erhöht sich die Performance und Haltbarkeit der QLC-Drives um ein Vielfaches. Wir geben zehn Jahre Garantie auf die Flash-Drives, komplett unabhängig davon, wie viele Daten in dieser Zeit auf die Drives geschrieben wurden und ob darunter viele kleine Schreiboperationen waren.
LANline: Was passiert, wenn eine neue Hardwaregeneration auf den Markt kommt?
Sven Breuner: Hat sich ein Unternehmen entschieden, seine Daten auf ein Vast-System zu legen und es steht die nächste Hardwaregeneration oder die nächste Generation von Flash-Storage an, auf die das Unternehmen gerne umsteigen möchte, dann ist das problemlos möglich. Wir garantieren mit dem Infinite Storage Lifecycle, dass sich neue und alte Generationen von Hardware und Software über einen Zeitraum von zehn Jahren ab dem Kaufdatum immer zusammen in einem System betreiben lassen.
LANline: Welche Einsparungsmaßnahmen haben Sie darüber hinaus in Angriff genommen?
Sven Breuner: Neben den geringeren Hardwarekosten ist für uns ein weiteres Thema essenziell: die Datenreduktion, also die Kompression von Daten. Vast Data kann alle neu hinzukommenden Daten vergleichen, mit allen Daten, die schon im System sind und dann komprimieren. Dadurch kommen wir zu sehr hohen Datenreduktionsfaktoren. Hat man hardwareseitig beispielsweise die Kosten für ein 1-PByte-Storage-System, ist es möglich, bis zu 2 oder 3 PByte auf dem System zu speichern, da sich die Daten physisch deutlich reduzieren lassen. Die Anwendungen selbst merken von dieser Kompression nichts. Unsere Server komprimieren die Daten automatisch, wenn sie geschrieben werden und entkomprimieren sie auch wieder, wenn sie von einer Anwendung gelesen werden.
LANline: Ab welchem Datenvolumen ist die Lösung von Vast für Unternehmen geeignet?
Sven Breuner: Das Einstiegssystem ist ein halbes PByte, aber der Großteil der Unternehmenskunden bewegt sich jenseits von 1 PByte, das geht hin zu vielen Dutzend PByte. Das liegt daran, dass wir uns eben nicht darauf konzentrieren, kleine schnelle Systeme zu bauen, sondern den Kunden erlauben, den Großteil ihrer Daten auf Vast-Systeme zu legen.
LANline: Welche Anwendungen ermöglicht Universal Storage?
Sven Breuner: Anwendungen aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz profitieren ganz klar. KI ist ein Querschnittsthema, das sich durch alle möglichen Bereiche und Branchen zieht. Eine konkrete Anwendung wäre beispielsweise das autonome Fahren. Aber der allgemeine Trend, große Datenmengen immer wieder analysieren zu müssen, zieht sich auch durch andere Bereiche beispielsweise den Life-Science-Bereich, die Reise- oder die Finanzbranche.
LANline: Herr Breuner, vielen Dank für das Gespräch.