CRN: Sie halten – deshalb auch die Wahl des Kongress-Themas – Big Data für das treibende Thema dieses Paradigmenwechsels. Welche besonderen Herausforderungen müssen sich denn die Reseller in dieser Hinsicht künftig stellen?
Dressen: Ja, das Thema Big Data wird das prägnante Thema der Zukunft sein. Obgleich es durch den »Prism«-Vorfall in aller Munde ist, ist dieser in den Medien präsente Hype im IT-Geschäft noch wenig greifbar. Einfach gesagt: Big Data kommt bei den meisten unserer Kunden nicht vor, viele Reseller sehen noch wenig Bedarf. Aber ich glaube: Jedes Unternehmen will Daten aus verschiedenen Systemen verbinden und mit den Auswertung dieser Daten arbeiten. Im Rahmen dieses sehr kompletten Ansatzes gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten. Das wissen wir aus eigener Erfahrung: Auch wir sind ein mittelständisches Unternehmen und haben diesbezüglich ein Projekt durchgeführt, mit welchem wir Daten aus den verschiedensten Stellen des Unternehmens zusammenführen. Das verdeutlicht, dass das Potenzial im Mittelstand vorhanden ist. Die Fachhändler müssen dieses Thema ihren Kunden antragen und wir müssen sie dafür rüsten.
Eine wesentliche Herausforderung für die Reseller wird es sein, entsprechende Kompetenzen anzubieten. IT-Fachhändler bündeln ihre Kompetenzen gerne im eigenen Haus. Im Falle von Big Data sind die notwendigen mathematischen Kompetenzen aber ausgesprochen selten und im Markt kaum zu bekommen. Hier müssen wir als Enabler für die Vermittlung solcher Kompetenzen sorgen, etwa über Kooperationen.
CRN:Inwiefern folgt daraus eine Neupositionierung für die Distribution? Werden wir künftig überhaupt noch über etablierte Positionierungen wie Volume- und Value-Distribution sprechen können?
Dressen: Ich denke schon. Big Data ist ein VAD-Thema. Und hier sind wir mit unserer Sparte Azlan als führender VAD in Deutschland bestens aufgestellt, das Thema im Markt entscheidend voranzutreiben. Aber das Kräfteverhältnis zwischen der Volume- und der Value-Distribution verschiebt sich. Für die Distribution gewinnt vor allem das Value-Geschäft beim Ergebnis, aber auch in punkto Umsatz an Bedeutung. Bei Tech Data teilt sich das derzeit auf cirka 50 zu 50 Prozent auf. Das Hardware-Geschäft wird insgesamt weiter abnehmen, die Logistiker-Funktion der Distributoren verliert an Bedeutung. Man kann sagen: Die physikalische Distribution insgesamt verliert an Relevanz, entsprechend werden sich Distributoren verstärkt als Vermittler und Enabler mit entsprechendem Know-how positinionieren müssen.