Tech-Data-Chef Michael Dressen spricht mit CRN über die Neuaufstellung nach der Avnet-TS-Integration, die Aufholjagd im Broadline-Geschäft und die Wachstumschancen bei »Next Generations«-Technologien.
CRN: Herr Dressen, wie ist die »neue Tech Data« nach der Integration von Avnet-TS in Deutschland aufgestellt?
Michael Dressen: Wir haben die Organisationsstruktur für die neue Tech Data mit der Aufteilung in Tech Data Advanced Solutions und Tech Data Endpoint Solutions im letzten Jahr sehr schnell bekanntgegeben. Wir haben auch neue Einheiten wie den Bereich Global Computing Components geformt, ansonsten gab es auf Business-Unit-Ebene wenig Ver-änderungen.
Räumlich gesehen haben wir vormalige Avnet-TS-Standorte im Umkreis von München in der Tech-Data-Zentrale in der Kistlerhofstraße zusammengezogen. Im März 2018 zog außerdem der circa 40 Mann starke SMB-Vertrieb aus Duisburg nach Nettetal um. Wir haben uns diese Entscheidung gründlich überlegt, da wir am vormaligen Avnet-Standort aber über die passenden Räumlichkeiten für das zusammengeführte Team besitzen, war es letztendlich die richtige Entscheidung. Wir führen jetzt noch das Tech-Data- und das Avnet-TS-Team in Wien in einem neuen Büro zusammen, dann ist die räumliche Neuaufstellung abgeschlossen. Wir haben dabei – wie angekündigt – an den größeren Standorten festgehalten und es gab keine großen Entlassungswellen.
CRN: Und wie ging die Integration der beiden ehemaligen Wettbewerber Tech Data/Azlan und ATS auf mentaler Ebene vor sich?
Dressen: Wenn zwei Firmen zusammenkommen, treffen auch zwei unterschiedliche Kulturen aufeinander. In unserem Fall waren die Unterschiede aber nicht ganz so groß. Es ist für beide Seiten sehr spannend, neue Sichtweisen und auch neue Geschäftsfelder kennenzulernen. Das macht sogar richtig Spaß!
CRN: Sehen Sie sich durch die Integration vor allem im VAD-Bereich und bei den »Next Generation«-Technologies gegenüber den anderen Broadline-Wettbewerbern gestärkt?
Dressen: Wir waren schon mit Azlan alleine genommen in der VAD-Distribution führend und hier den Broadline-Wettbewerbern weit voraus. Wir vergleichen uns aber nicht mit Also oder Ingram Micro, sondern mit Spezialisten, beispielsweise im IT-Security-Bereich, die in ihren Nischensegmenten sehr stark sind.
Die Geschäftsanteile von VAD-und dem Endpoint-Solutions-Geschäft liegen bei uns bei etwa 50 zu 50 Prozent, was eine sehr gute Verteilung ist. Zumindest eine sehr viel bessere als bei manchen großen Konkurrenten.
Was die neuen Technologien angeht, befinden sich alle Distributoren in etwa gleichauf – was heißt: immer noch in der Startphase. Auch wir stehen bei den von uns als Next Generation-Technologies definierten Segmenten noch am Anfang: Im Security-Bereich haben wir eine große Einheit geschaffen und sind am Markt erfolgreich unterwegs. Im Cloud-Bereich haben wir bereits gut Fuß gefasst, aber auch hier besteht noch viel Ausbaupotenzial. Im IoT-Bereich sind wir sicher, wie viele andere auch, noch in einer frühen Aufbauphase. Viele angestammte Lösungs- bereiche, etwa das Datacenter-Geschäft oder der Storage-Bereich, entwickeln sich für die Distribution gerademal stabil, große Zuwächse erwarten wir langfristig bei den Next-Generation-Technologies. Vor allem auch das Cloud- und Security-Geschäft werden weiter wachsen, andere Lösungsbereiche werden sich dafür eher zurückentwickeln.