In Vorbereitung auf das Verbrenner-Aus

Den Fuhrpark im Blick

21. August 2023, 14:30 Uhr | Autor: Klaus Böckers / Redaktion: Diana Künstler
© fahroni/123rf

Die Zeit der Verbrennungsmotoren läuft langsam, aber sicher ab und Unternehmen brauchen für ihre Flotten Fahrzeuge mit alternativen Antrieben. Welche Maßnahmen Flottenmanager ergreifen können, um ihren Fuhrpark möglichst effizient zu elektrifizieren.

Der Artikel beantwortet unter anderem folgende Fragen:

  • Warum sollten sich Flottenmanager bereits jetzt mit dem Verbrenner-Aus befassen?
  • Welche Vorteile verspricht der elektrische Betrieb von Fahrzeugen für Flottenbetreiber?
  • Was sollten Flottenmanager beachten, bevor sie mit der Elektrifizierung beginnen?
  • Was können Tools leisten, die zur Eignungsbeurteilung von Elektrofahrzeugen genutzt werden?
  • In welchen Punkten sind elektrisch betriebene Fahrzeuge Verbrennern gegenüber im Nachteil?
  • Welche Vorteile versprechen Telematikplattformen in Hinblick auf größere elektrische Flotten?

Ab 2035, also bereits in zwölf Jahren, dürfen in der EU keine Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselmotor mehr zugelassen werden1. Was den unternehmerischen Planungshorizont anbelangt, ist dieser Zeitraum nicht gerade lang und Flottenmanager müssen sich bereits jetzt mit der Transformation ihres Fuhrparks befassen. Stand heute heißt diese Transformation in der Regel Elektrifizierung. Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe, die in Zukunft besonders im Bereich schwerer Fahrzeuge eine Rolle spielen könnten, sind am Markt derzeit noch wenig präsent.

Bereits heute könnte die Mehrheit der PKW und leichten Nutzfahrzeuge in Europa elektrisch betrieben werden, so eine Studie von Geotab2, in der die anonymisierten Fahrmuster von 46.000 Verbrennerfahrzeugen aus 17 Ländern analysiert wurden. Das Ergebnis: 60 Prozent der europäischen Pkws und leichten Nutzfahrzeuge in Flotten könnten bereits elektrisch fahren. Das ist nicht nur aus Umweltgesichtspunkten zu begrüßen, Flottenbetreiber können durch den Umstieg auch bares Geld sparen. Die analysierten europäischen Fuhrparks könnten in den nächsten sieben Jahren insgesamt 261 Millionen Euro, was durchschnittlich 9.508,57 Euro pro Fahrzeug entspricht, und über 156.000 Tonnen CO2 einsparen. Elektrifizierung kann also durchaus ein lohnendes Geschäft sein. Doch wie vorgehen?

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Informationen sammeln

Bevor Flottenmanager mit der Elektrifizierung beginnen können, sollten sie sich möglichst viel Wissen verschaffen. Sie müssen sich der Möglichkeiten, Chancen aber auch Hindernisse bewusst werden, die die Transformation ihrer Flotte mit sich bringt. Dafür ist eine breite Datengrundlage unerlässlich. Neben allgemeinen Informationen wie Anzahl und Alter der Fahrzeuge, Ablaufdatum der Leasingverträge (falls vorhanden) sowie den Betriebskosten pro Fahrzeug spielen fahrzeugbezogene Nutzungsdaten eine ebenso wichtige Rolle:

  • Anzahl der Fahrten pro Tag sowie Fahrtdauer/-länge und maximale Fahrtlänge
  • Fahrtenprofile: Wie durchgeplant, spontan und/oder (un-)regelmäßig finden Fahrten statt und durch welche Umgebung führen sie?
  • Auslastung im Tagesverlauf
  • Verteilung und durchschnittliche Länge von Stillstandzeiten sowie Verteilung und Häufigkeit der Standorte

Diese Informationen lassen sich am besten aus einer Telematikplattform extrahieren.

Strategisch planen

Auf Grundlage der gesammelten Daten lässt sich beurteilen, welche Routen sich für den Einsatz elektrischer Fahrzeuge am ehesten eignen. Dort können Fahrzeuge sukzessive ausgetauscht werden. Doch welche E-Fahrzeuge sollen angeschafft werden? Marken und Modelle gibt es unzählige und während mit Dingen wie PS oder Hubraum fast jeder etwas anfangen kann, sind die Leistungsparameter der Elektroautos für viele noch ungewohnt.

Um Flottenmanager bei ihren Entscheidungen zu unterstützen, hat gibt es Tools zur Eignungsbeurteilung von Elektrofahrzeugen. Nutzer erhalten so personalisierte Empfehlungen zu Marke und Modell, die Folgendes berücksichtigen: Verfügbarkeit der Elektrofahrzeuge auf dem lokalen Markt, Leistung der Elektrofahrzeuge bei extremen Wetterbedingungen, finanzieller Aufwand für die Beschaffung. Zudem kann ein solches Tool einen Entwurf für die Elektrifizierung des Fuhrparks liefern, der die Gesamtbetriebskosten analysiert und die potenziellen Kosteneinsparungen aufzeigt. Um Flottenmanager bei ihren Entscheidungen zu unterstützen, bieten viele Telematikanbieter Tools zur Eignungsbeurteilung von Elektrofahrzeugen an. Empfehlungen basierend auf Marke und Modell können beispielsweise die folgenden Punkte abdecken: Verfügbarkeit der Elektrofahrzeuge auf dem lokalen Markt, Leistung der Elektrofahrzeuge bei extremen Wetterbedingungen, finanzieller Aufwand für die Beschaffungm Kosteneinsparungen und mehr. Dabei handelt es sich jedoch nur um allgemeine Informationen und Unternehmen müssen eine individuelle Strategie entwickeln. Einen One-size-fits-all-Ansatz gibt es hier nicht.

Zur Planung der E-Mobilität gehören immer auch Überlegungen hinsichtlich der Ladeinfrastruktur. Unternehmen müssen dafür die Voraussetzungen auf dem Betriebsgelände schaffen. Eventuell muss für die Ladestationen mit ihrer hohen Leistung die Verkabelung angepasst werden. Außerdem sollten sich Verantwortliche Gedanken um die Platzierung der Boxen machen. Ideal wäre zum Beispiel eine Tiefgarage, wo Temperaturextreme, die die Batterieleistung beinträchtigen, vermieden werden. Wenn Mitarbeiter, die elektrische Firmenfahrzeuge nutzen, diese über Nacht mit nach Hause nehmen, können Arbeitgeber auch überlegen, diesen Personen eine Wallbox und die entsprechenden Betriebskosten zu finanzieren.

Telematik wird ein Muss

In Sachen Reichweite kommen elektrisch betriebene Fahrzeuge noch nicht an Verbrenner heran und das Laden dauert immer noch länger als Tanken. Außerdem verändert sich die Reichweite mit der Temperatur. Hohe und niedrige Temperaturen mindern die Leistungsfähigkeit der Batterie und zusätzliche Verbraucher wie Heizung oder Klimaanlage tragen dazu noch bei. Das bedeutet für Betreiber, sie müssen sich verstärkt mit der Routenplanung auseinandersetzen, wenn sie über einen elektrischen oder gemischten Fuhrpark verfügen.

Vor allem größere elektrische Flotten sollten eine Telematikplattform implementieren, auf der alle Fahrzeugdaten zentral zusammenlaufen und wo die Routenplanung koordiniert wird. Durch ein Live-Tracking von Fahrzeugen können so auch unnötige Anfahrtswege vermieden werden. Beispielsweise kann ein Handwerksbetrieb Monteure zum nächsten Kunden schicken, die gerade zufällig in der Nähe sind.

Moderne Telematikplattformen lassen sich außerdem mit diversen Add-ins aufrüsten, die spezielle Funktionen für E-Fahrzeuge bieten. So können Flottenmanager etwa eine aktuelle Karte von Ladepunkten in ihre Lösung integrieren, die dann bei der Routenplanung berücksichtigt werden kann.

Bereits jetzt eine Strategie erarbeiten

Klaus Böckers von Geotab
Der Autor Klaus Böckers ist Vice President Nordics, Central and Eastern Europe bei Geotab.
© Geotab

Im Bereich PKW und leichte Nutzfahrzeuge sind E-Autos aktuell die vielversprechendste und wirtschaftlichste Alternative zu Benzin und Diesel. Das soll aber nicht heißen, dass möglichst bald der gesamte Fuhrpark ausgetauscht werden muss. Was Flottenmanager mit Blick auf das Jahr 2035 allerdings tun sollten: bereits jetzt eine Strategie ausarbeiten, wie sie sukzessive umsteigen können. Datenanalysen sind dafür unabdingbar, um herauszufinden, welche Routen sich für den elektrischen Betrieb am besten eignen und welche Fahrzeuge als erstes ersetzt werden sollten. An diesem Schnittpunkt sollte dann die Transformation der Flotte beginnen.

1 https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/economy/20221019STO44572/verkaufsverbot-fur-neue-benzin-und-dieselfahrzeuge-ab-2035-was-bedeutet-das?at_campaign=20234-Green&at_medium=Google_Ads&at_platform=Search&at_creation=DSA&at_goal=TR_G&at_audience=&at_topic=Emissions&gclid=EAIaIQobChMI2_6sotrtgAMVjgUGAB39awc0EAAYASAAEgKab_D_BwE
2 https://www.geotab.com/de/white-paper/elektrifizierung-europ%C3%A4ischer-fuhrparks/?utm_campaign=ev_ev_eu_null&utm_content=macro_evsa_pr&utm_medium=whitepaper&utm_source=internal&utm_term=fleet_electrification


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