Neben Dezentralisierung ist die Demokratisierung ein entscheidendes Schlüsselwort des Web3. IPFS ist dafür geeignet, Webseiten zu publizieren. Deren Inhalt wird dank der Peer-to-Peer-Natur des Netzwerks ähnlich wie in einem Content Delivery Network (CDN) über die Welt verteilt und lässt sich nicht kompromittieren, fälschen oder zensieren.
Mithilfe der in jedem IPFS-Client enthaltenen kryptografischen Identität und des IPNS-Protokolls lassen sich statische Aliase für veränderbaren Content erstellen. Registriert man so einen Alias zum Beispiel auf den Smart Contracts des Ethereum Naming Systems ENS, können Teilnehmer Webseiten wie im klassischen Web mit Hilfe lesbarer Domain-Namen abrufen.
Technologien, die dank ihrer Dezentralisierung unaufhaltbar, unregulierbar und unzensierbar sind, lassen sich aber auch für den Transport weniger wünschenswerter Inhalte nutzen. Ihr Freiheitsversprechen verkehrt sich dann von Demokratie zu Anarchie. Ein europäisches „Recht auf Vergessen“ lässt sich schwerlich bei zehntausenden global verteilten IPFS-Clients durchsetzen. Was für Demokraten nach Albtraum klingt, kann auch zu einem kriminologischen werden.
Zudem macht das Web3 das Internet zwar demokratischer und sicherer – aber nicht unbedingt schneller. Auf dem Weg einer Datei von einem lokalen IPFS Node rund um den Globus bedarf es eines dichten Netzes von Peers. Das initiale Auffinden von weniger prominenten bzw. aus Netzwerksicht weit entfernten Inhalten kann daher manchmal mehrere Minuten dauern.
Den Beitrag von ökologisch bedenklichen Cryptocoins zur gesellschaftlichen Sinnstiftung kann man mit einiger Berechtigung in Frage stellen. Das von Communities vorangetriebene, dezentrale Fundament des Web3 lässt aber keinen Zweifel daran, dass dem heute von wenigen Konzernen kontrollierten Internet eine Revolution bevorsteht.
Ihr größtes Versprechen besteht darin, zur ursprünglichen Idee des Internets zurückzukehren, einem von seinen Nutzern gestaltetes globales Netzwerk, das nicht durch einige wenige Instanzen kontrolliert wird. Das Web3 will Nutzern ihre Mündigkeit und die Hoheit über ihre Daten, Identität und Profile zurückgeben. Dabei sägt es an den Geschäftsmodellen klassischer Cloud-Dienstleister, ohne Gefahr zu laufen, selbst von monolithischen Konzernen kontrolliert zu werden.
Stefan Adolf ist Developer Ambassador bei Turbine Kreuzberg