Innere Unruhe? Stress? Schweißausbrüche? Digitalisierung macht Angst – oder mindestens Unbehagen. Angst vor Neuem, Angst vor Aufwand, Angst vor der potenziellen Überwachung oder dem Datendiebstahl. Mit einer anderen Denkweise ist die Digitalisierung aber kein Horror.
Die Digitalisierung ist kein Lifestyle, dem sich Unternehmen anschließen können. Unternehmen sind, ob sie wollen oder nicht, bereits jetzt schon Teil davon. Denn: Die Digitalisierung ist ein Wandel mit globaler Auswirkung. Sie ist mit anderen Worten ein Megatrend. Dabei geht es nicht nur um technische Effizienz oder Kosteneinsparung, sondern um ein neu angebrochenes Zeitalter. Es geht darum, in alle Richtungen Mehrwerte zu schaffen, die sich auszahlen.
Durch die Möglichkeiten der weltweiten Vernetzung beispielsweise, können Produkte heute in einem Bruchteil der Zeit eingeführt werden, als das noch vor 50 Jahren der Fall war. Ein kleines Start-Up kann sofort die bestehende Logistik einer global vernetzten Welt nutzen und zum Beispiel von einem Tag auf den anderen vom Szenecafé per Tablet T-Shirts mit Logos oder Sprüchen verkaufen. Produktion, Druck, Vertrieb, darum kümmern sich andere. Umgekehrt kann sich heute kein Geschäftsführer, der sein Unternehmen und dessen Infrastruktur über Jahrzehnte aufgebaut hat, sicher sein, dass morgen nicht ein Mitbewerber auftaucht, der kurzum vorhandene Lösungen und Prozesse nutzt, statt sie selber zu entwickeln.
Wer hat Angst vorm digitalen Mann?
Damit stellt sich die Hauptfrage: Für wen ist die Digitalisierung der größte Horror? Für neue Mitarbeiter? Sicher nicht. Sie beginnen sozusagen ihre neue Arbeitsstelle ohnehin bei Null, nehmen die Technik in ihrem neuen Betrieb an und nutzen sie schlichtweg. Eventuell müssen sie kleinere Umstellungen im Vergleich zum alten Arbeitgeber in Kauf nehmen, aber alles in einem haben sie wenig Mühe.
Zugegeben: Langjährige Angestellte tun sich dann etwas schwerer. Sie sind, teils seit Jahrzehnten, die gleiche Softwarelösungen, Maschinen und Arbeitsprozesse gewohnt. Das haben sie schließlich immer so gemacht. Ihnen helfen allerdings Mitarbeiter, die sich mit dem Neuen beschäftigt und es angenommen haben. Diese arbeiten in jedem Unternehmen und lassen sich als Multiplikatoren nutzen. Sie finden Veränderungen per se gut und sind neuen Lösungen gegenüber aufgeschlossen. Sie beschäftigen sich sogar gerne damit und freuen sich, wenn sie ihr Hobby oder ihre Technikaffinität während der Arbeit ausleben dürfen. Es kann sehr hilfreich sein, sie als Vehikel für die Digitalisierung einzusetzen.
Ein wahres Grauen ist die Digitalisierung in Wahrheit also hauptsächlich für die Verantwortlichen – also die Geschäftsführung: Dieser auferlegte, leidige Prozess bindet Ressourcen, niemand weiß, wohin er führt oder wie er die Zukunft und das Unternehmen beeinflussen wird. Verantwortliche und Geschäftsführer gleichermaßen müssen bekannte Fahrwasser, ihre berufliche Komfortzone verlassen. Mit Systemen zu brechen, die bislang gut funktioniert haben, ist es aber, wie aus einem funktionsfähigen Flugzeug zu springen.
Dass der Mut fehlt, ist verständlich, allerdings unnötig. Denn: Die Angst vor Digitalisierung ist auf einen von vier Gründen zurückzuführen: „Ich muss etwas ändern“, „wie verändere ich das“, „was passiert, wenn ich das ändere“ und vor allem „ich sehe mich nicht in der Lage, das zu ändern und muss mir meine eigene – vermeintliche – Inkompetenz respektive Unfähigkeit eingestehen“. Plötzlich geraten gestandene Entscheider in Ohnmacht. Sie stehen vor dem Problem, dass sie auf der einen Seite eine enorme, manchmal unangefochtene Kenntnistiefe von Lösungen, Produkte und Prozessen ihrer Branche haben, aber keine Ahnung von der Digitalisierung. Auf der anderen Seite wird gleichzeitig genau das von Ihnen erwartet.