Ein neuer Denkansatz könnte dann sein, dass die Veränderung ohnehin kommt. Wie Unternehmen sie annehmen wollen, das hängt von ihnen ab: Die Digitalisierung ist entweder bequeme Evolution oder unbequeme Revolution. Ja, „ich muss etwas ändern“. Bevor Unternehmen allerdings von einer zu hohen Anzahl an Änderung wie von einer Welle erfasst werden, können sie entstresst jeden Tag in kleinen Schritten aktiv an sich arbeiten. Heute HR, morgen Software, übermorgen Produktion. Das Gute daran: Wenn nachjustiert werden muss, dann bitte sehr! Dem Mitbewerb geht es ganz genauso.
Wie Veränderung vollzogen werden, bedarf dann aber ein wenig Planung. Niemandem ist geholfen, wenn der Einkauf jedem Vertriebler ein Tablet zur Verfügung stellt und das dann digitale Transformation nennt. Das ist höchsten digitale Geldverbrennung. Natürlich können Tablets Teil der digitalen Strategie sein, sind es aber niemals ausschließlich. Voraussetzung ist eine kluge Ideenfindung, welche Prozesse und Strategien erleichtert werden sollen, wo analog zu digital werden soll und wo digital noch nicht intelligent genug ist. Entscheidend ist nicht die fertige Lösung, sondern in welche Richtung es gehen soll. Eine Anpassung on the job ist wie gesagt jederzeit möglich.
Ein positiver Nebeneffekt ist dann auch, dass beispielsweise Merkmale des Unternehmens erkannt werden, die seinen Kern ausmachen und solche, die nur gefühlt die Charakteristika sind und einer Transformation im Weg stehen. So fällt oft auf, dass nicht jede Wand eine tragende ist und dass sich das Unternehmen tatsächlich von manchen Prozessen, Arbeitsabläufen oder Strukturen trennen kann. Nicht immer ist das Neue der Heilbringer, aber nicht immer war früher alles besser.
Am Ende bleibt nur der Schrecken, das Entscheider sich eingestehen müssen, nicht ad hoc und immer jede Antwort zu kennen. Die Vogel-Strauß-Taktik hilft hier aber nicht. Tröstend ist immerhin der Fakt, dass es niemandem alleine so geht: Rund 60 Prozent der deutschen Mittelständler sehen sich eher als Nachzügler, denn als Vorreiter der Digitalisierung. Konkreter hilfreich ist aber das gute alte Team-Play. Damit ergibt sich dann gefühlt von allein ein Lösungsansatz: Ein Team kann Ideen zusammentragen und so zu einem erfolgreichen Ergebnis führen.
Über den digitalen Schatten springen
Egal von welchem der vier Gründe sich Unternehmen ausgebremst fühlen, es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte zuerst: Die Digitalisierung lässt sich nicht aufhalten. Die gute: Die Digitalisierung lässt sich nicht aufhalten. Das bedeutet, es ist nicht zu spät, einfach loszulegen, wenn auch nicht im blinden Aktionismus. Eine durchdachte Struktur ist und bleibt unerlässlich.
Aber es muss eben noch nicht der Masterplan sein. Die Digitalisierung kann individuell und an vielen unterschiedlichen Stellen angepackt werden. Je nach Präferenzen beziehungsweise Unternehmensprioritäten kann das bei den Mitarbeitern, den Lösungen, den Prozessen oder anderen Stellen sein. Hauptsache ist, keine Angst vor dem Wandel zu haben. Schließlich ist die Digitalisierung genau das: ein Wandel. Ein Prozess, Learning by Doing.