Rettungsdienste im Einsatz

„Digitalisierung rettet Leben“

11. Januar 2022, 13:00 Uhr | Interview: Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Datenschutz: Nicht nur in der digitalen Welt ein Thema

funkschau: Was sind die Herausforderungen für Sie im Umgang mit den Themen Datenschutz und Handhabung personenbezogener Daten?

Heuer: Gerade die Vernetzung verschiedener Systeme und die Weitergabe von Daten liefern bestimmte Mehrwerte. Deswegen müssen beim Datenschutz alle gesetzlichen Vorgaben entsprechend eingehalten werden. Was in der Diskussion häufig zu kurz kommt: Datenschutz ist nicht nur in der digitalen Welt ein Thema. Gerade in der analogen Welt, beim Arbeiten mit „Stift und Papier“, sind personenbezogene Daten oft nicht geschützt und Informationen offen einsehbar. Digitale Systeme bieten hier die Chance, Datenschutz konsequenter und deutlich nutzerfreundlicher umzusetzen.

funkschau: Neben Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) adressiert Vomatec mit seinen Lösungen unter anderem auch die Industrie- und Privatwirtschaft sowie KRITIS (Kritische Infrastrukturen)-Betreiber. Inwiefern unterscheiden sich diese Märkte grundsätzlich mit Blick auf die Sicherheitsstandards und die rechtlichen Rahmenbedingungen?

Heuer: In beiden Märkten gibt es detaillierte Richtlinien. Sie sollen Verantwortliche unterstützten, die Gefährdung von Menschen und Sachwerten zu verringern. BOS haben unter anderem die Pflicht, Hilfsfristen sicherzustellen, bis wann zum Beispiel Rettungsmittel vor Ort sein sollen. Brandschutzverordnungen helfen dabei, ein Gefahrpotenzial erst gar nicht entstehen zu lassen. In der Privatwirtschaft besteht eine Gefährdungshaftung. Unternehmen und ihre Entscheider haben zivilrechtlich im Sinne einer besonderen Verantwortung sicherzustellen, dass Produzenten und Anlagenbetreiber für den Schadensfall Vorkehrungen getätigt und Betriebsgefahren minimiert haben.

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Rescue Nodes, Vomatec
Bei einem „Massenanfall von Verletzten“ (MANV) kommen in der Regel Verletztenanhängekarten (VAK) zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein Kartensystem, das zur einheitlichen Registrierung der Patientendaten und zur Dokumentation der Verletzung oder Erkrankung sowie der durchgeführten Maßnahmen dient. Mit „Rescue Node“ liefert Vomatec eine automatisierte, digitale Version der VAK. Die Verletzten erhalten dabei jeweils ein entsprechendes Gerät. Mittels Drehschalter lassen sich an der Karte Verletzte sichten und umsichten. Das Gerät registriert automatisch Anzahl, Sichtungskategorie und Positionen der Personen und meldet ihren Status kontinuierlich an das Netzwerk.
© Vomatec

funkschau: Seit 2007 ist Vomatec darüber hinaus verstärkt auch in der Forschung aktiv. Auf welchen Gebieten forschen Sie im Detail und welche Erkenntnisse konnten Sie bereits gewinnen?

Heuer: Vomatec beteiligt sich an Projekten der zivilen Sicherheitsforschung, so im Rahmen der Hightech-Strategie der Bundesregierung. Hier arbeiten wir mit Partnern aus der Praxis, Forschungseinrichtungen und Industrieunternehmen zusammen. Ein Beispiel dafür ist „Iris“. Hier entwickeln die Forschenden ein System, mit dem Einsatzkräfte Smart Home-Technologie nutzen können, um gefährdete Personen schneller zu retten.

funkschau: Der Rettungsdienst gilt laut Bundesregierung als Engpassberuf. Das heißt: Es fehlen Fachkräfte. Inwiefern kann Digitalisierung auch hier Abhilfe schaffen?

Heuer: Verantwortliche müssen Anreize schaffen, damit die mit der Digitalisierung sozialisierte junge Generation in diesem Bereich eine Transformation auslöst. Sie aktiv in die Gestaltung des Arbeitsumfelds einzubinden, ist die beste Voraussetzung für ein attraktives Berufsbild. Ich bin da optimistisch: Die Studien- und Ausbildungs-angebote bezüglich Krisenmanagement, Rettungsdienstmanagement oder auch Management in der Gefahrenabwehr bilden Digitalisierung und ihre Anwendung bereits voll ab. Jetzt gilt es, Möglichkeiten zu schaffen, damit Digitalisierung zur Realität in jeder regionalen Struktur wird.

funkschau: Eine Einschätzung zum Schluss: Welchen hat die Corona-Pandemie auf Ihre Branche beziehungsweise Ihr Unternehmen im Speziellen?

Heuer: Bei unseren Kunden führte die Corona-Pandemie durch die Umstellung auf Homeoffice zu großen Veränderungen. Wir beobachteten dabei sowohl große Belastungsspitzen als auch die Anpassung an die Kurzarbeit. Einsatzkräfte von Feuerwehren mussten neu eingeteilt werden, um Ausfälle zu vermeiden. Hier können Lösungen wie unsere helfen, da sie eine flexible Personalplanung effizient und ressourcenschonend unterstützen. Bei Rettungsdiensten und dem Katastrophenschutz fielen viele geplante Übungen der Pandemie zum Opfer, denn reale Bedingungen können nicht einfach digital ersetzt werden. Die Pandemie hat den Fortschritt bei der Digitalisierung beschleunigt, vor allem aber auch aufgezeigt, wo noch Nachholbedarf besteht.


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