Geoinformationssysteme (GIS) kommen in vielen Unternehmen bereits zum Einsatz. Doch auch bei Themen rund um den Umweltschutz können sie wichtige Erkenntnisse liefern.
Data Scientists sind gefragt – einer LinkedIn-Studie zufolge ist die Zahl der Stellenanzeigen in diesem Bereich zuletzt um 650 Prozent gestiegen. Die Fachkenntnisse von Data Scientists versprechen, Licht ins Dunkel der stetig wachsenden Datenmengen zu bringen. Das wird in Zukunft nicht nur für die Wirtschaft von Bedeutung sein. Auch beim Klimawandel kann eine datenbasierte Entscheidungsfindung relevante Erkenntnisse bringen.
Geoinformationssysteme (GIS) dienen der Erfassung, Analyse und Visualisierung räumlicher Daten – sogenannter Geodaten. Ihre Bandbreite reicht von Adressinformationen über Satelliten- bis hin zu Wetterdaten. Allerdings sind Data Scientists in ihrem Studium und ihrer Rolle im Unternehmen meist fokussiert auf die Analyse von Informationen zu Zahlen wie Preisen, Stückzahlen oder dem ROI. Deshalb wird von ihnen die räumliche Dimension oft noch außer Acht gelassen. Das hat zur Folge, dass geobasierte Risiken mitunter unentdeckt bleiben – das gilt auch für den Klimawandel und seine Auswirkungen.
Wie genau sich diese äußern können, hat die Flutkatastrophe, von der Teile der Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Sommer 2021 betroffen waren, gezeigt. Dass sich Starkregenereignisse wie diese auch in deutschen Breitengraden in Zukunft häufen werden, zeigt eine Karte auf der Webseite des Umweltbundesamtes: Sie gibt an, dass die Anzahl der Starkregentage, die beispielsweise das Erzgebirge pro Jahr verzeichnet, bereits in naher Zukunft um knapp 64 Prozent ansteigen soll.
Klimarisken wie diese oder auch Hitzeereignisse nicht nur sichtbar zu machen, sondern sie aktiv in die Planung miteinzubeziehen, wird für deutsche Städte in Zukunft zunehmend eine Rolle spielen. Wie sich GIS-Technologien nutzen lassen, zeigt ein Projekt einer niederländischen Studentin: Sie hat im Rahmen eines Projekts an der Universität Utrecht ein GIS-basiertes Dashboard erstellt, um auf die steigenden Temperaturen hinzuweisen. Hier haben Nutzende die Möglichkeit, das Hitzerisiko ihrer eigenen Nachbarschaft zu überprüfen – und können direkt über das Tool Vorschläge einreichen, wie sich diese ihrer Meinung nach abmildern ließen.
Auch im Hinblick auf den Umweltschutz vor Ort können GIS-Technologien zum Einsatz kommen. Dies praktiziert eine Umwelt-Aktionsgruppe in Nordirland. Dort wurden insgesamt 3,5 Tonnen Müll am Strand eingesammelt sowie in einem digitalen Kartierungssystem erfasst und analysiert. Das machte Zusammenhänge sichtbar, die ansonsten unentdeckt geblieben wären. Es ließ sich nachvollziehen, um welche Arten von Abfall es sich handelt und an welchen Stellen dieser besonders häufig entsteht. Darauf basierend können entsprechende Gegenmaßnahmen abgeleitet werden: zum Beispiel, indem dort Plakate aufgehängt oder zusätzliche Mülleimer aufgestellt werden, wo es besonders häufig zur Verschmutzung der Umwelt kommt.
Daniela Wingert ist Head of Program Management für Deutschland und die Schweiz bei Esri