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Geschäftsprozesse im Blick (Fortsetzung)

Autor:Werner Fritsch • 6.7.2005 • ca. 1:50 Min

Diverse Werkzeuge ­ergänzen sich
»Fachbereichsbeschreibungen unterscheiden sich nun mal von Systemlandschaftsdarstellungen«, gibt Robert Queitsch zu bedenken, der bei der DaimlerChrysler Bank in Stuttgart als Manager Business Integration Services für die prozessorientierte Integration der Backoffice-Systeme zuständig ist. Diese Kluft werde auch der neueste Ansatz der auf Web Services beruhenden Business Process Execution Language (BPEL) nicht überbrücken können. Außerdem lassen sich seiner Einschätzung nach bei weitem nicht alle Programme als Web Services darstellen: namentlich dort, wo hohe Ansprüche an Transaktionalität, Performance oder Anzahl der Schnittstellen bestehen.
Sean Baker, Chief Scientist und Mitgründer der irischen Softwareschmiede Iona, sieht die Welt ähnlich: Die BPEL-Standards seien auf die IT-Seite ausgerichtet. Was er indes nicht schlimm findet: Auf der Ebene der Implementierung gebe es viele Aufgaben, die von Business-Aspekten unabhängig seien. Die Integrationssoftware von Iona sei auf Zusammenarbeit ausgerichtet: mit anderer Middleware bei der Implementierung und in der Modellierungsphase mit Werkzeugen wie Aris, die die betriebswirtschaftliche Seite adressieren. Eine Sicht, die zu der von Jost passt: Die Aris-Produktfamilie von IDS Scheer richte sich auf die fachlichen Prozesse: »ohne Fesseln der IT«, wie er es ausdrückt. Mit Software von Worflow-Anbietern wie Filenet oder Ultimus und EAI-Anbietern wie Tibco oder Webmethods könnten die Aris-Tools auf der Implementierungsebene natürlich zu­sammenarbeiten.
»Aris und Businessware ergänzen sich bei uns«, berichtet denn auch DaimlerChrysler-Manager Queitsch. Ge­schäftsprozessmodelle aus Aris können auf dem Umweg über UML in Businessware importiert und dort nach IT-Erfordernissen verfeinert werden. Modelliert und überwacht wird bei der DaimlerChrysler Bank mit den Aris-Werkzeugen von IDS Scheer. Als Middleware, die benötigte Daten aus operativen Systemen holt, sowie als Workflow-Maschine ist das Produkt Businessware des Anbieters Vitria im Einsatz. Zwar bietet dieses EAI-Paket ebenfalls Werkzeuge zur Modellierung und Überwachung von Prozessen, doch setzt es Queitsch zufolge auf einer niedrigeren Ebene an als Aris. Umgekehrt sind die Werkzeuge von IDS Scheer auf einer allgemeinen betriebswirtschaftlichen Ebene angesiedelt, was für die Umsetzung in einem Softwaresystem nicht ausreicht.
Während die Aris-Werkzeuge als Marktführer bei DaimlerChrysler welt- und konzernweit gesetzt sind, entschied sich die Bank 1999 für den eher kleinen Anbieter Vitria, weil dessen Software bereits damals, im Unterschied zu Paketen anderer EAI-Hersteller, den Pro­zessaspekt berücksichtigte. Eine solche Prozessunterstützung war es auch, die 2001 zur Auswahl der Portal-Software des hiesigen Anbieters Abaxx führte, um die Benutzeroberfläche zeitgemäß und sachgerecht gestalten zu können. Die Bank, die in Deutschland 1500 Mitarbeiter beschäftigt, wickelt Leasingverträge ab und vergibt Kredite für den Kauf von Fahrzeugen aus der Produktion des bekannten Automobilkonzerns. Konkret mit BPM unterstützt werden derzeit Prozesse im Auftrags- und Vertragsmanagement.