Flexible »Kleine«
- Kampf um jeden Kunden
- Flexible »Kleine«
- Vorrangig junge Kundengruppe
- Kommentar
Im europäischen Markt für Enterprise-Telefonie liegen den Analysten von Frost & Sullivan zufolge Siemens und Alcatel mit 16,9 Prozent bzw. 16,6 Prozent nahezu gleichauf. Weitere Top-Anbieter sind Aastra, Avaya, Nortel und Ericsson, die alle runde zehn Prozent Marktanteil für sich beanspruchen können. Der amerikanische Platzhirsch Cisco kommt in Europa nur auf 4,5 Prozent, das japanisch-niederländische Joint-Venture NEC-Philips liegt bei 2,5 Prozent. Die »übrigen« Anbieter decken laut Frost & Sullivan zusammen knapp 18 Prozent des Marktes ab.
Diese nahezu durchweg in Deutschland beheimateten Firmen setzen auf den offenen SIP-Standard, dessen Lösungsportfolio beständig wächst. Anbieter sind unter anderem die Datenfernübertragung Rohm (»Dafür«), die Böblinger Innovaphone, Snom aus Berlin und die Dortmunder Swyx. Ein noch recht neuer Anbieter ist Vertico Software (VoIP-Produkt »Starface«) aus Karlsruhe. Die Marktanalysten halten es für gut möglich, dass die »Kleinen« ihre Position weiter ausbauen. Im Gegensatz zu den etablierten Branchengrößen können sie auf spezielle Kundenanforderungen meist schneller und flexibler eingehen. Andererseits sind die Ressourcen der meist mittelständischen Firmen begrenzt, wodurch Engpässe – sei es in der Entwicklung, im Vertrieb oder im Support – nicht ausgeschlossen sind. Für Händler bietet die Zusammenarbeit mit einem kleineren Anbieter jedoch unter Umständen die beste Möglichkeit, jetzt noch in das VoIP-Geschäft neu einzusteigen und sich in der eigenen Region einen Namen zu machen.
Microsoft-Nortel-Allianz
Spannend für die VoIP-Branche wird in diesem Jahr die Zusammenarbeit von Microsoft und Nortel: Die beiden amerikanischen Unternehmen haben beschlossen, einerseits die Microsoft-Unified-Communication- Produkte, andererseits die Nortel- TK-Systeme gemeinsam weiter zu entwickeln. Erste Lösungen sollen bis zum zweiten Quartal 2007 präsentiert werden. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz stellten Microsoft-Chef Steve Ballmer und der CEO von Nortel, Mike Zafirovski, eine gemeinsame Roadmap für Unified Communications (UC) vor. Ziel ist eine vollständige Integration von Telefonie, E-Mail, Instant Messaging und Audio-/Video- Conferencing. Nortel und Microsoft bauen gemeinsame Demozentren auf, um die Lösungen zu zeigen. Derzeit sind 20 Zentren in Betrieb, bis Mitte 2008 sollen 100 weitere folgen. Sollte sich die Zusammenarbeit der Redmonder mit den Kanadiern als fruchtbar erweisen, würde insbesondere im nordamerikanischen Markt ein starkes Gegengewicht zu Cisco entstehen.
Auch die Deutsche Telekom entdeckt das Thema IP-Kommunikation zunehmend für sich: Die Firmentochter T-Systems soll vom Sommer an sämtliche Netze auf IP/Ethernet migrieren, wie T-Systems-Chef Lothar Pauly kürzlich auf einer Presseveranstaltung in Berlin ankündigte. Bis etwa 2012 sollen im Geschäftskundensegment alle netzbasierten Dienste bereitstehen. Die Telekom selbst hat sich Pauly zufolge das ehrgeizige Ziel gesetzt, mit Hilfe von T-Systems und einer kompletten IP-Ausrichtung bis zum Jahr 2010 rund eine Milliarde Euro intern zu sparen.