eSIM-Technologie

Klein und oho

29. Mai 2019, 15:04 Uhr | Autor: Lars Wemme / Redaktion: Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Großes Potenzial

Mit der Platzersparnis durch eine eSIM lassen sich noch schmalere Smartphones herstellen, mit denen der Anwender einfach einen Netzanbieter auswählen, auf eine Vielzahl von Diensten verschiedener Anbieter zugreifen und die Profile wechseln kann. Im Hinblick auf den Nutzerkomfort sollte es schneller und möglichst auch online möglich sein, einen Mobilfunkvertrag zu wählen, sodass Papierverträge der Vergangenheit angehören. Hersteller von Mobiltelefonen profitieren gleichzeitig von einer einfacheren Lieferkette, indem sie nur eine einzige Gerätekonfiguration ausliefern, die sich potenziell mit jedem Netzwerk auf der ganzen Welt verbinden kann; sie können auf den SIM-Kartenslot verzichten und ihr Design vereinfachen. Mobilfunknetzbetreiber müssen sich darüber hinaus nicht mehr um die physische Verteilung der SIM-Karten kümmern.

Trotz der offensichtlichen Vorteile der eSIM gibt es immer noch Bedenken aufgrund der etwas zögerlichen Entwicklung. Die Herausforderung des Konzeptes ist aber nicht die Technologie an sich, sondern es sind die Infrastruktur und die Zusammenarbeit aller Beteiligten einschließlich der Funknetzbetreiber und Gerätehersteller. Hier setzen die Standardisierungsbemühungen der GSMA an: Sie veröffentlichte die eSIM-Spezifikationen erstmals im Februar 2016. Anschließend wurde die Möglichkeit für den Benutzer, nach einem Vertragsabschluss ein neues Profil mittels eines Vouchers zu beziehen, erstmals in Samsungs Smartwatch „Gear S2 Classic 3G“ umgesetzt. Seitdem wird der Standard von Apple, Samsung, Microsoft, Huawei, Sony und LG sowie von Chipherstellern, SIM-Kartenlieferanten und Mobilfunknetzbetreibern unterstützt. Und mit der Einführung der Apple Watch 3 konnte sie dann letztendlich im Markt tatsächlich Fuß fassen.

Trotz geänderter Technologie und Größe geht es bei einer SIM-Karte auch heute noch im Wesentlichen um Konnektivität, Identifizierung und Authentisierung. Eine Embedded-SIM nutzt die im Mobiltelefon vorhandenen Standard-Schnittstellen. Damit kann die eingebettete Komponente genauso „eindesigned“ werden wie die weitverbreiteten auswechselbaren SIM-Karten. Für den OEM bedeutet dies eine nahezu nahtlose Migration von SIM zu eSIM – beide basieren auf den gleichen Entwicklungsumgebungen.

Sicherheit und Standardisierung der eSIM
Das Konzept für eine hohe Sicherheit – eine Kombination aus Hard- und Software – beteht in der eSIM weiterhin. Viele Anwender sind dennoch um die Sicherheit ihrer Anmeldedaten und eine potenzielle Verringerung der Sicherheit besorgt, die sich durch die Nutzung einer SIM-Karte ergeben könnte, die im Basisband- oder Anwendungsprozessor integriert ist. Denn es ist bekannt, dass Hackerangriffe eher auf die Betriebssysteme als auf Hardware abzielen und somit könnte das Benutzerprofil gefährdet sein. Um die Security-Aspekte kümmern sich aber Experten. Denn Erfolgsfaktoren für SIM-Karten waren schon immer ihre vollständige Interoperabilität und die Tatsache, dass sich Funknetzbetreiber voll auf das Standard- und Backbone-System verlassen konnten. Die eSIM basiert auf diesem bewährten Konzept, nur wird die Karte erheblich kleiner.

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Lars Wemme, Infineon
Der Autor, Lars Wemme, ist Senior Director Mobile Security, Digital Security Solutions, bei Infineon Technologies.
© Infineon

Bei der Sicherheitsexpertise geht es nicht nur um das Entwickeln und Herstellen einer bestimmten Hardware. Es geht vielmehr darum, immer einen Schritt voraus zu sein und bestmögliche Gegenmaßnahmen nach neuesten technischen Erkenntnissen zu entwickeln. Jeder Telefonhersteller hat Zugang zu Embedded-SIMs. Es besteht keine Notwendigkeit, ein bestimmtes Referenz-Basisband zu erwerben, da alle Schnittstellen und Interaktionen zwischen der eSIM und dem Telefon komplett standardisiert sind. Ganz anders ist die Sachlage bei einer integrierten SIM: Die im Basisband-Chip integrierte SIM kann mit ähnlicher Funktionalität ausgestattet sein und sogar eine sogenannte Common-Criteria-Zertifizierung für die Hardware aufweisen. Jedoch handelt es sich dabei um ein völlig neues Konzept, bei dem die SIM in den Prozessor integriert wird – es ist also keine Standardentwicklung, die bei allen Anwendungs- und Basisband-Prozessoren immer gleich ist. Deshalb bringt eine integrierte Lösung sowohl die Gerätehersteller als auch die die Betreiber der Mobilfunknetze dazu, proprietäre Lösungen zu entwickeln, was im Hinblick auf Interoperabilität und Sicherheit einen Rückschritt bedeuten kann.


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