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Finanzierungsnöte und -konzepte im Handel

Knapp bei Kasse

Der Fachhandel lebt häufig von der Hand in den Mund – zumindest in punkto freier Mittel. Die Eigenkapitaldecke ist hauchdünn, Basel II steht drohend über allen Bemühungen um eine Finanzierung, und die Margen sind knapp. Hilfe verspricht die Distribution mit unterschiedlichen Finanzierungskonzepten.

Autor: Redaktion connect-professional • 29.4.2008 • ca. 1:45 Min

Die Situation ist bedenklich. Zumindest aus Sicht konservativer Banker: Eine Eigenkapitalquote von unter zehn Prozent, die im ITK-Fachhandel eher die Regel als die Ausnahme ist, gilt in Deutschland als kritisch. Aber bei allen Bemühungen kommen die Handelsbetriebe nur äußerst schwer aus der Unterfinanzierung heraus. So zählt, wer eine Quote von 18 Prozent erreicht, bereits zu den gut gepolsterten Unternehmen.

Denn die mangelnde Finanzkraft raubt nicht nur manchem Händler den Schlaf, sondern kostet ihn wiederum Geld. Wer schwach auf der Brust ist, muss bei den Banken zumeist höhere Zinsen zahlen. Die Folge sind zusätzliche Kosten und dafür weniger Rücklagen. Ein kleiner Lichtblick deutet sich allerdings an: »Wir sehen, dass insbesondere das Jahr 2007, verglichen mit den vorangegangenen Jahren, positiver abgeschlossen wurde«, stellt Mark-Björn König fest, Director Credit Services bei Tech Data. Der Broadline-Distributor wertete zahlreiche Unternehmensdaten aus, die ihm Vertriebspartner vorgelegt hatten. »Trotzdem führt dies leider nicht zu dem häufig erwünschten Effekt, einen positiven Beitrag in der Verbesserung der generellen Finanzkraft der Unternehmen zu schaffen.«

Deshalb ist nicht nur König skeptisch, ob bei der Finanzierung mit einer Erholung im deutschen Mittelstand zu rechnen ist. Zumal die Wachstumsprognosen korrigiert wurden – das Ifo-Institut hat erst vor wenigen Tagen die Erwartungen gedämpft – und die Bankenkrise noch längst nicht ausgestanden ist. Umso dringender sind Finanzierungskonzepte, die dem Handel mehr Spielraum in einem Markt bieten, der sich durch sinkende Hardware-Preise und Margen auszeichnet. Außerdem schwebt das Damoklesschwert Basel II über den Kaufleuten. Wenn das schlechte Branchenimage und – wichtiger bei Entscheidungen der Finanzinstitute – ein schlechtes Score zusammenkommen, macht das die Banken zurückhaltend.

Freilich, KfW-Darlehen oder auch Mezzanine- Lösungen eignen sich durchaus, manchen finanziellen Engpass auszugleichen. Auch dort sind Banken, bei KfW-Mitteln in der Regel die Hausbank, erster Ansprechpartner. Und bei Mezzanine geht es vor allem darum, Bankkredite oder Lieferantenkredite umgehen zu können. Aber unterm Strich kosten diese Möglichkeiten zur Verbesserung der Eigenkapitalquote wieder Geld: Zinsen und Gebühren.

Diese Nöte sind den Distributoren bekannt. Sie wissen um den schmalen Grat, auf dem sich viele ihrer Handelspartner bewegen: häufig exzellente Spezialisten, aber finanziell schlecht ausgestattet. Zugleich ist der Distribution klar, dass sie und der Fachhandel wechselseitig aufeinander angewiesen sind: Also muss dort geholfen werden, wo Hilfe sinnvoll ist. Dabei haben die Großhändler nichts zu verschenken. Denn auch sie spüren Preisverfall und Margendruck, müssen die Effizienz ihrer Prozesse tagtäglich aufs Neue überprüfen.