funkschau: Immer mehr mobile Endgeräte mit unterschiedlichen Betriebssystemen – und damit auch zahlreiche Apps – strömen auf den Markt. Wie wird sich Ihrer Meinung nach das Thema Mobile-Office im Businessumfeld in naher Zukunft entwickeln?
Tobias Philipp, Presales Manager EMEA, Sybase: In der Tat wickeln immer mehr Unternehmen auch geschäftskritische Prozesse über mobile Anwendungen ab. Eine weitere Tendenz ist die sogenannte „Bring your own device“-Strategie, nach der Mitarbeiter ihre eigenen mobilen Endgeräte ins Unternehmen mit einbringen können, was sowohl Anwendern als auch Arbeitgebern immense Vorteile bringen kann. Zudem verzeichnen wir bereits jetzt eine große Nachfrage nach Cloud-Lösungen, die von einem Drittanbieter gehostet werden.
funkschau: Das Thema Sicherheit ist bei neuen IT-Mechanismen allgegenwärtig. Wo liegen die größten Sicherheitslücken beim Einsatz mobiler Endgeräte im Unternehmensumfeld?
Philipp: Der mobile Einsatz von Geräten im Geschäftsumfeld hat sich 2011 enorm entwickelt. Es gibt immer mehr Bedarf, die mobilen Groupware-Informationen wie E-Mails, Kalender, Kontakte bzw. Aufgaben immer und überall parat zu haben. In diesem Zusammenhang gilt es, die mobilen Geräte an die Unternehmens-IT anzubinden. Dabei ist es die Aufgabe der IT-Abteilung, Richtlinien – sogenannte Policies – für mobile Geräte zu entwickeln und umzusetzen. Viele Unternehmen vernachlässigen dies zunächst. Wenn eine Vielzahl an Mitarbeitern einen mobilen Zugang zu Unternehmensdaten bekommen soll, müssen Mechanismen wie Passwort-Policies, Unterbrechung der E-Mail-Synchronisation von nicht gemanagten Geräten und Kill-Device-Funktionen automatisch umgesetzt werden.
funkschau: Mobile-Device-Management soll nicht nur Datenschutz bieten, sondern auch – durch die Optimierung und Konsolidierung von Mobilfunkverträgen und -Tarifen – Mobilfunkkosten sparen. Wie sieht Ihre Lösung aus?
Philipp: Das Produkt Afaria von Sybase bietet zahlreiche Teilfunktionen, um Unternehmen bei der Senkung der Kommunikationskosten zu unterstützen. Dabei ist die neue Funktion des Telecom Expense Managements (TEM) zu erwähnen, die eine detaillierte Auswertung von Daten-, SMS- bzw. Sprachkosten ermöglicht. Daraus lassen sich dann Regeln ableiten und umsetzen, um bestimmte Funktionalitäten auf den mobilen Geräten abzuschalten. Eine weitere Möglichkeit ist die automatische Unterdrückung der Datenkommunikation im Roaming-Fall. Zurück zum Thema TEM. Speziell in Deutschland hat diese Funktionalität einen besonderen Wert, da die Sammlung detaillierter Daten zu Nutzeraktivitäten nicht im Sinne aller Abteilungen im Unternehmen ist. Natürlich kann diese Funktion auch nur partiell freigeschaltet werden, so dass in Summe aus dem Gesamtbestand anonymisierter Daten Entscheidungen hinsichtlich der Vertragsinhalte mit dem Mobilfunkanbieter abgestimmt werden können. Diese Vertragsinhalte würden sich eben an dem Nutzungsverhalten der Mitarbeiter ausrichten können.
funkschau: Was sollte ein Entscheider im Unternehmen bei der Umsetzung einer Mobile-Device-Management-Lösung generell beachten?
Philipp: In den nächsten Jahren ist eine massive Entwicklung von Unternehmensapplikationen zu erwarten, die das Ziel haben, die existierenden Prozesse elektronisch zu mobilisieren bzw. optimieren. Dadurch sollten sich Abläufe weiter beschleunigen. Um eine strategische Umsetzung von Mobile Computing im Unternehmen zu realisieren, bedarf es nicht nur einer Device-Management-Plattform wie Afaria, sondern eines ganzheitlichen Ansatzes. Dafür bieten wir mit der Sybase Unwired Platform (SUP) eine Basis, um individuelle Lösungen im Unternehmen mit einer Multi-Device-Strategie zu schaffen und zu betreiben. Hier wird eine enge Verzahnung von Afaria mit SUP die Abläufe von der Entwicklung bis zum Roll-out beschleunigen und die Kosten für den Betrieb reduzieren, da Eingriffe wie User Management durchgängig und integriert abgebildet werden können. Wir sprechen hierbei von Application Onboarding, das sich durch die Integration von SUP mit Afaria verbessert. Wenn ein Unternehmen mehrere mobile Applikationen im Einsatz hat, ist der Plattform-Ansatz aus IT-Sicht enorm wichtig, da Aufgaben damit zentral gelöst werden. Auf diese Weise sind die Lösungen wartbar und erweiterbar. Neben den technischen und kostenbezogenen Aspekten sollte ein weiterer wesentlicher Punkt von Entscheidern im Auge behalten werden: die Mitarbeiter. Die mobilen Prozesse und deren Optimierungen sollten nicht zu Lasten der Mitarbeiter gehen, indem man von ihnen rund um die Uhr Reaktionen in Sekundenschnelle erwartet. Stattdessen sollten sie auch vor dem Hintergrund der Umsetzung einer Mobilitätsstrategie als hohes Gut betrachtet werden.
funkschau: Welche Möglichkeiten gibt es, den ROI von Mobile-Device-Management-Lösungen zu bestimmen?
Philipp: Recht wenige. Die Berechnung des ROI ist ein eher künstlicher Ansatz. Das Thema Sicherheit ist nicht mit Geldeinsparungen zu bewerten. Der Bau einer Schutzmauer hat auch eher das Ziel, Schaden abzuwenden und fließt nicht in eine ROI-Kalkulation. Es gab im Markt bereits Einsparungsberechnungen dahingehend, dass das Stehen in Warteschlangen die Möglichkeit bietet, E-Mails direkt mobil zu bearbeiten, um abends mehr Freizeit zu haben. Das Ganze war dann mit Stundensätzen als Bezugsgröße in tollste ROI-Rechnungen transformiert worden. Bewerten Sie selbst, was von Kalkulationen dieser Art zu halten ist. Auch wir hatten in der Vergangenheit solche Rechenbeispiele hinsichtlich MDM, sind aber wieder davon abgewichen. Denn zu wissen, dass die Unternehmensdaten sicher sind, ist....unbezahlbar. Und eine Device-Management-Lösung ist unabdingbar. Die Frage ist eher: Will man die Infrastruktur finanzieren und selbst aufbauen oder bestehende Lösungen aus der Cloud als Service nutzen, sprich OPEX vs. CAPex.