Mit der starken Zunahme neuer Mobilfunktechnologien hat die Anzahl der ungenutzten Bandbreiten abgenommen. Dies bedeutet, dass immer mehr Datenverkehr in einem zunehmend überfüllten Frequenzspektrum bewältigt werden muss. Eine der nicht vorhersehbaren Folgen dieser Überfüllung ist das Auftreten des Phänomens "Passive Intermodulation" (PIM), einer Interferenzart, die sowohl die Qualität des Mobilfunkdienstes als auch die Kapazität der Mobilfunkstandorte beeinträchtigt. In der Tat ist sie – insbesondere für Mobilfunkbetreiber – ein Umsatzkiller.
Selbstverständlich müssen Bemühungen zur Bekämpfung der Passiven Intermodulation (PIM) mit der Optimierung der Standortauslegung für Übertragung und Empfang von HF-Signalen beginnen. Ebenso ist es unerlässlich, bei der Ausrüstung von Basisstationen nach in der Praxis bewährten Verfahren vorzugehen, wobei der Verkabelung und den Verbindern besondere Beachtung geschenkt werden sollte, da diese eine häufige PIM-Quelle darstellen. Dennoch können PIM-Probleme selbst in den besten Anlagen vorkommen und hier und da können sie sogar auf Faktoren zurückgeführt werden, die jenseits der Antenne angesiedelt sind. Dieser Beitrag zeigt die heimtückische Wirkung von PIM auf das Kunden- und Netzverhalten auf. Er beschreibt zudem, wie eine Investition in eine geeignete Ausrüstung zur Erkennung von PIM eine hohe Rendite einbringen kann, denn sie erhöht die Möglichkeiten eines Technikers zur Beseitigung von PIM-Problemen grundlegend.
Das Wesen der PIM
Intermodulation ist das Vermischen zweier oder mehrerer Signale, die unterschiedliche Frequenzen aufweisen. Durch die Vermischung werden zusätzliche Signale auf anderen Frequenzen erzeugt. Diese zusätzlichen Signale stehen mathematisch in Beziehung zu den Ursprungs-signalen. Dies wird zum Problem, wenn ein Intermodulationsprodukt die gleiche Frequenz wie ein anderes Nutzsignal hat: Das Intermodulationsprodukt wird dann als Störung wahrgenommen. So leiden zum Beispiel 3G/UMTS-Basisstationen immer dann unter PIM, wenn sich ein Intermodulationsprodukt der
Sendeantennen, die oftmals zwei oder mehr Signale übertagen, gegenseitig mit dem Empfangsfrequenzband des Mobilfunkstandorts überlagert. Passive Intermodulation kann immer dort auftreten, wo zwei oder mehr Signale auf Nichtlinearität treffen, wie beispielsweise einen fehlerhaften oder korrodierten Verbinder, ein falsch verschaltetes Kabel oder gar ein Objekt, das sich außerhalb des Umkreises des Mobilfunkstandortes befindet, etwa ein verrosteter Zaun. Die Überlagerung mit einem Empfangsfrequenzband ist nicht der einzige unerwünschte Effekt der PIM: Sie hat außerdem einen Dämpfungseffekt in Bezug auf die Leistung des Sendesignals. Das wirkliche Problem sind die Folgen, die es für die Mobilfunkteilnehmer hat, die eine oder mehrere der folgenden Auswirkungen zu spüren bekommen dürften:
Verluste durch PIM
Schätzungsweise macht die PIM zwischen fünf und zehn Prozent alle Probleme mit Basisstationen aus. Jeder dieser PIM-Fälle kostet den Netzbetreiber Geld. Es entstehen offenkundig direkte Verluste: Der Netzbetreiber kann die verloren gegangenen Minuten nicht in Rechnung stellen, die ein Mobilfunkteilnehmer telefoniert hätte, wenn ein Gespräch nicht abgebrochen worden wäre, ebenso nicht die dem Netzbetreiber als Verlust entstandenen Megabytes, die der Teilnehmer im Netz verbraucht hätte, wenn ein Videostream nicht unterbrochen worden wäre. Die Ausmaße dieser Verluste lassen sich relativ einfach bestimmen.
Die Passive Intermodulation verursacht aber auch indirekte Verluste, die ebenfalls real sind, sich allerdings schwieriger in Zahlen ausdrücken lassen. Wenn zum Beispiel die Versorgungsqualität abnimmt, steigt die Abwanderungsrate tendenziell an, da die Kunden auf der Suche nach einer zuverlässigeren Netzversorgung zu Mitbewerbern wechseln. Dieser Effekt wird durch Mund-zu-Mund-Propaganda verstärkt, was dazu führt, dass potenziell neue Mobilfunkkunden in Netze der Mitbewerber wechseln – ein Verlust, dessen sich der Mobilfunkbetreiber möglicherweise gar nicht bewusst ist. Dies bedeutet zudem für den Wert der Marke des Mobilfunkbetreibers einen Dominoeffekt.Entgangene Einnahmen sind jedoch nur eine Seite der Medaille. PIM führt auch zu einer Erhöhung der Betriebskosten, da das Kundendienstpersonal die Anfragen der Kunden, bei denen technische Probleme aufgetreten sind, bearbeiten muss. Das Personal könnte zudem mit zeitraubenden Beschwerden konfrontiert werden, da bei den Kunden Unzufriedenheit über die angebotenen Leistungen aufkommt. Brandbekämpfung und Beschwerdemanagement halten das Kundendienstpersonal von anderen, produktiveren Verkaufstätigkeiten ab und verzögern die Realisierung langfristigerer Initiativen.
Letzten Endes können Störungen durch PIM benachbarte Mobilfunkstandorte beeinflussen, woraufhin von den Eigentümern dieser Standorte rechtliche Schritte gegen den die Störung verursachenden Betreiber eingeleitet werden könnten, mit der Auflage, dass Letzterer die aus den Folgen der PIM erwachsenden Kosten übernimmt.