Retailer setzen Distis unter Druck

16. Juli 2009, 6:10 Uhr | Samba Schulte

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Preisaggressive Etailer-Konkurrenz

»Die Online-Preise sind schwer zu unterbieten«: Simone Frömming, Geschäftsführerin bei Tech Data Deutschland
»Die Online-Preise sind schwer zu unterbieten«: Simone Frömming, Geschäftsführerin bei Tech Data Deutschland

Die größte Konkurrenz im Privatkonsumenten- Geschäft erwuchs MSH und anderen Flächenanbietern durch den zunehmenden Erfolg der Online-Vermarkter. Tech Data-Geschäftsführerin Simone Frömming sieht einen deutlichen Trend hin zum Internet-Einkauf: »In der Vergangenheit hat sich der Kunde noch in den Flächenmärkten beraten lassen und dann eventuell online beim Etailer gekauft. Heute nutzen zunehmend mehr Kunden die zahlreichen Produktinformationen und Testergebnisse im Web und bestellen im Anschluss direkt online. Insgesamt gibt es heute bereits rund 33 Millionen Deutsche, die online einkaufen – Tendenz steigend.« Der Online-Handel in Deutschland verzeichnet dementsprechend trotz Wirtschaftskrise einen deutlichen Aufwärtstrend: Laut der »Paypal E-Commerce Studie 2009« stieg in den letzten zwölf Monaten bei fast 55 Prozent der Online-Händler der Online-Umsatz. Entsprechend optimistisch blicken die Etailer in die Zukunft: 56,6 Prozent rechnen mit weiteren Umsatzsteigerungen, lediglich 3,8 Prozent erwarten einen Umsatzrückgang.

Prekär stellt sich die aktuelle Situation für manchen Retailer auch deshalb dar, weil sie den Online-Trend verschlafen haben. Beispiel MSH: Vor zwei Jahren stellte die Gruppe den nie richtig ins Laufen gekommenen Onlineshop Media Online ein. Angesichts der rückläufigen Konjunktur im stationären Handel will der Konzern nun wieder im Internet verkaufen – zum Verdruss der eigenen Filialen, die als eigenständige GmbHs agieren, und die preisaggressive Internet-Konkurrenz aus dem eigenen Hause fürchten. Alexander Maier, Director Consumer Channels bei Ingram Micro, stellt hierzu fest: »Online- Shopping erweist sich als überaus wichtiger Umsatzbringer, so dass es ohne Multi-Channel-Ansatz aus Kataloggeschäft, Stationärhandel und E-Commerce für Retailer deutlich schwieriger wird, sich in einem wettbewerbsintensiven Umfeld zu behaupten.«

Überhaupt: Hier finden sich die Retailer – einst dem klassischen stationären Fachhandel als größte Billigheimer verhasst – plötzlich selbst massiv unter Preisdruck gesetzt, denn (auch seriös agierende) Etailer können aufgrund ihres ungleich kostengünstigeren Geschäftsmodells (kein Ladengeschäft, weniger Personal und Logistik direkt aus dem Distributionslager) Preispunkte setzen, die auch die Retailer nur noch mit Mühe darstellen können. »Die Online-Preise sind schwer zu unterbieten«, stellt Simone Frömming fest. Auch Media Markt-Mitarbeiter kennen nun dieses Phänomen, dass sich Kunden bei Online-Anbietern über die günstigsten Preise informieren und in der Filiale kräftige Preisnachlässe fordern.


  1. Retailer setzen Distis unter Druck
  2. Preisaggressive Etailer-Konkurrenz
  3. Feilschen mit den Lieferanten
  4. Kosteneinspar-Potenzial der Distis am Limit

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