Nach der Krise

Systemhäuser sind wieder optimistisch

31. Mai 2010, 15:45 Uhr | Ulrike Garlet

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Langfristige Ausrichtung bestätigt

Auch wenn manches Systemhaus in den ersten Monaten dieses Jahres wieder Rekordergebnisse verbuchen konnte, hat die Krise ihre Spuren hinterlassen und den Markt nachhaltig verändert. An der grundsätzlichen Ausrichtung der IT-Dienstleister hat sich nach eigenen Angaben nicht viel geändert. Der spürbare Trend der vergangenen Jahre weg vom Hardware-Geschäft und hin zu Services hat sich in der Krise als richtig erwiesen. »Wir haben schon vor und auch in der Krise verstärkt auf Dienstleistungen gesetzt, das zahlt sich jetzt aus«, sagt unter anderem Klaus Weinmann, Vorstandsvorsitzender von Cancom. »Wir fokussieren uns einerseits auf höherwertige Dienstleistungen, wollen aber auf der anderen Seite das Handelsgeschäft nicht vernachlässigen und unseren E-Commerce-Bereich ausbauen«, ergänzt Weinmann.

Die wirtschaftliche Schieflage die Kunden noch stärker dahin getrieben, die IT als Kostenfaktor zu betrachten, für den es gilt, Einsparpotenzial auszuloten. Der Kostendruck - bereits seit Jahren ein Problem für viele Systemhäuser - hat weiter zugenommen, Einsparpotenziale stehen noch weiter oben auf der Agenda als früher. »Die Kunden konnten früher eher aus dem Vollen schöpfen. Das ist jetzt vorbei«, hat etwa Jens Rodewyk, Geschäftsführer des Hannoveraner Systemhauses Anders & Rodewyk festgestellt. »Besonders gefragt sind Geschäftsmodelle mit einem Kostenspareffekt und einem kurzen Amortisationszyklus«, bestätigt auch Winfried Materna.

Der Wunsch nach Kostensenkungen spiegelt sich vor allem in veränderten Abrechnungsmodellen wieder. Unternehmen sind in Projekten risikoscheuer geworden und fordern mehr werkvertragliche Elemente mit pauschaler Abgeltung. »Es wird verstärkt nach Risk&Revenue-Modellen gefragt, um das Risiko auf die Lieferanten abzuwälzen«, so Materna. »Die Kunden wollen möglichst wenige Unsicherheiten. Da müssen wir als Systemhaus dann mehr Risiko tragen«, bedauert auch Jens Rodewyk.

Klassische Verträge mit Laufzeiten über mehrere Jahre werden immer seltener abgeschlossen. An ihre Stelle treten verbrauchs- und bedarfsorientierte Abrechnung. Geschäftsmodelle wie Software-as-a-Service, Managed Services und On-Demand-Angebote werden für Systemhäuser immer wichtiger. »Diesen Trend haben wir aufgegriffen und investieren in den Ausbau unserer Private Cloud, die wir schon aufgrund unseres Outsourcing 2.0-Angebotes haben«, erklärt etwa Oliver Tuszik, Vorstandsvorsitzender des Systemhausriesen Computacenter. Besonders risikoscheue Kunden fordern inzwischen auch Flatrate-Modelle: Sie nutzen ihre IT als Service, der zu einem Festpreis abgerechnet wird. Vor allem Speicherdienste zum Fixkostenmodell setzen sich zunehmend im Markt durch.

Nachdem im vergangenen Jahr vor allem das klassische Handelsgeschäft bei vielen Systemhäusern eingebrochen ist - während die Umsätze mit Dienstleistungen relativ stabil geblieben sind - nimmt das Produktgeschäft nun wieder Fahrt auf. Investitionen in neue Hardware, zu Krisenzeiten häufig einfach aufgeschoben, sind nun bei vielen Unternehmen überfällig. »Während im vergangenen Jahr noch der Service besser nachgefragt wurde, spüren wir in den ersten Monaten dieses Jahres auch wieder eine deutliche Belebung des Produktgeschäfts«, sagt etwa Computacenter-CEO Oliver Tuszik. In der gesamten Computacenter-Gruppe ist das Servicegeschäft im ersten Quartal dieses Jahres nur um zwei Prozent gewachsen, während der Umsatz mit Produkten im zweistelligen Bereich angezogen hat. Vor allem Netzwerk- und Datacenterprodukte sind stark gefragt.


  1. Systemhäuser sind wieder optimistisch
  2. Langfristige Ausrichtung bestätigt
  3. Finanzierung bleibt problematisch
  4. CRN-Interview mit Bechtle-Chef Olemotz

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