Folgend werden fünf wesentliche technische Aspekte aufgeführt, die Veranstalter dabei unterstützen können, eine fundierte Entscheidung darüber zu treffen, ob sie in naher Zukunft nicht lizenzierte Frequenztechnologien zusätzlich zu einem existierenden WLAN implementieren sollten:
Verfügbarkeit von Funkfrequenzen
Die meisten WLAN-Netzwerke in Stadien unterliegen bereits Frequenzbeschränkungen, was bedeutet, dass sie bei umfangreichen abgerufenen Kapazitäten an ihrer Belastungsgrenze arbeiten. Große Veranstaltungsstätten mit einer hohen Besucherzahl benötigen 20 bis 24 vollständig verfügbare Kanäle für ein funktionierendes 5-GHz-System (unabhängig von der eingesetzten Technologie). Diese WLANs werden sorgfältig optimiert, um alle unnötige Übertragungen zu vermeiden. Kommen nun weitere nicht lizenzierte Systeme hinzu, reduziert sich in diesem Szenario die verfügbare Kapazität für WLAN-Aktivitäten. In welcher Größenordnung lässt sich nicht exakt beurteilen, denn zu den jetzt eingesetzten Systemen gibt es keine öffentlich zugänglichen Daten aus Messungen. Klar ist allerdings: Wenn mehrere unlizenzierte Netzwerke bereitgestellt werden, nehmen die negativen Auswirkungen auf die WLAN-Konnektivität zu.
Zahl der benötigten Netzwerke
Die Gesamtheit der Besucher eines Stadions nutzt über ihre Endgeräte die Leistungen der unterschiedlichsten Mobilfunkbetreiber. Um ihnen allen Gigabit-Konnektivität und eine konsistent hohe Nutzungsqualität bieten zu können, muss es allen Betreibern möglich sein, ein nicht lizenziertes Netzwerk bereitzustellen. Da diese Technologie allerdings noch sehr neu ist, mangelt es an einer Methodik zum Einsatz neutraler Hosts. Daher benötigt jeder Netzbetreiber sowohl ein eigenes physikalisches Netzwerk als auch einen eigenen Frequenzbereich. Wer diesen großen Aufwand scheut, riskiert beim Einsatz von 5G eine deutliche Beeinträchtigung der Servicequalität für große Nutzergruppen.
Kompatibilität
In den meisten Stadien und Arenen werden entweder separate Antennensysteme für jeden größeren Mobilfunkbetreiber oder ein konvergiertes DAS (Distributed Antenna System) mit neutralen Hosts genutzt. Betreiber großer Veranstaltungsstätten, die den Einsatz von Technologien für nicht lizenzierte Frequenzen in Erwägung ziehen, sollten zunächst die Kompatibilität zu einem bestehenden DAS überprüfen. Um kompatibel zu sein, muss ein DAS die expansive LTE-U/LAA-Bereitstellung für kleine Funkzellen unterstützen, wobei das DAS die Rolle der primären Zelle (PCell) einnimmt und jede PCell über Dutzende an Sekundärzellen verfügt, die einen 5-GHz-Service anbieten.
Kosten, Kosten, Kosten
Der Umfang des notwendigen Equipments und die Kosten einer hybriden Umgebung mit WLAN und zellularen Services sind signifikant. So erfordert die Ausstattung eines Stadions mit 60.000 Plätzen mit einer typischen Sitzplatzdichte beispielsweise rund 850 WLAN-Zugangspunkte. Stadionbetreiber, die nicht lizenzierte LTE-Technologie implementieren möchten, benötigen darüber hinaus 3.000 weitere kleine, kompakte Funkzellen, von denen jede ein stabiles, wasserdichtes Gehäuse, einen PoE-Anschluss für 30 Watt (Power over Ethernet), eine Cat-6-Verkabelung und einen Kabelkanal voraussetzt. Die Installation dieser Funkzellen würde wohl den gleichen physischen Aufwand bedeuten wie die wahrscheinlich bereits erfolgte Installation des WLAN. Hinzu kommt, dass viele der aktuellen Endgeräte lediglich WLAN unterstützen, und es werden in den nächsten Jahren weitere Milliarden dieser Geräte hinzukommen.
Risiken
Es ist wichtig, alle Unwägbarkeiten zu berücksichtigen, die bei der Integration mehrerer nicht lizenzierter Mobilfunknetze in eine WLAN-Umgebung entstehen. Es hat rund sieben Jahre und drei komplette Generationen an Übertragungsmodellen gedauert, bis WLAN-Anbieter in der Lage waren, ihre Hochleistungs-Stadionsysteme annähernd zu perfektionieren. Anbieter von LTE-U/LAA stehen dagegen noch am Anfang ihres Weges, ganz zu schweigen von denen, die an 5G arbeiten.
Als robuste, stabile und ausgereifte Technologie ist das WLAN aktuell in der Lage, äußerst umfangreiche Traffic-Volumina auch an sehr großen Veranstaltungsorten zu bewältigen. Da das mobile Datenvolumen bis 2017 jährlich um 47 Prozent zunehmen wird, ist es kaum überraschend, dass neue Lösungen im Markt erscheinen werden. Und diese führen letztlich zu 5G. Für eine erfolgreiche Realisierung wird es freilich im Vorfeld die zentrale Aufgabe sein, die Vor- und Nachteile einer Kombination dieser beiden Technologien abzuwägen. Daher sollte der Kombination aus WLAN und nicht lizenzierten LTE-Netzwerken genügend Zeit gegeben werden, damit sie ihre Zuverlässigkeit auch außerhalb der Olympischen Spiele nachweisen kann.
Axel Simon, Chief Technologist bei Aruba, einem Hewlett Packard Enterprise-Unternehmen