Das digitalisierte Wohnzimmer wird bei Verbrauchern immer beliebter. Flachbildfernseher mit Internetanschluss setzen sich zunehmend durch. Doch trotz aller technischen Neuerungen blieb die Benutzerfreundlichkeit bisher oft auf der Strecke. Dieses Jahr soll der Heimvernetzung dank Apps aber endlich der Durchbruch gelingen.
Beim Zähneputzen die Nachrichten über den integrierten Touchscreen im Badezimmerspiegel verfolgen, die Einkaufsliste vom Kühlschrank zusammenstellen lassen und von unterwegs über das Smartphone überprüfen, ob denn die Herdplatte auch wirklich ausgeschaltet ist: Obwohl die technischen Möglichkeiten ein solches Szenario schon lange ermöglichen, findet eine Einbindung von verschiedenen Geräteklassen in deutschen Haushalten nahezu nicht statt. Dabei sind die Trends für Heimvernetzung gerade im Jahr 2012 so vielseitig und interessant wie noch nie. Das zeigt auch die Conlife, deren Fokus auf dem Thema Heimvernetzung und mobile Anbindungsszenarien liegt. Zum dritten Mal beschäftigt sich die Kongressmesse mit Themen wie Smart-TV, Smart Grid und Second Screen. Im Wohnzimmer des Verbrauchers ist die Vernetzung schon im vollen Gange. So soll laut Bitkom Ende 2012 in jedem vierten Haushalt ein internetfähiges TV-Gerät stehen. Ein Grund für die stetige Vernetzung sind HDTV, 3D-fähige Fernseher und – in diesem Jahr einmalig – die Abschaltung des analogen Satellitensignals.
»Die Abschaltung hat im April nach Aussagen des Handels einen regelrechten Ansturm beim Abverkauf neuer TV-Geräte mit eingebautem Satellitentuner ausgelöst. Da mittlerweile jedes zweite verkaufte TV-Gerät vernetzbar ist, gibt die Analogabschaltung einen erheblichen Impuls auf die derzeitige Verbreitung von Smart-TVs«, erklärt Michael Schidlack, Bereichsleiter Consumer Electronics und Digital Home beim Branchenverband Bitkom. Bei über 50 Prozent der Verbraucher ist die Konnektivität von Fernsehgeräten inzwischen ein kaufentscheidendes Kriterium. Gerade diese Innovationen bieten dem Kunden einen Mehrwert, erhöht sich doch zum Beispiel die Bildqualität bei HD-Inhalten spürbar. Für den Fachhandel ist der steigende Absatz dieser Geräte ein zweischneidiges Schwert. Denn trotz höherer Absatzraten sinkt der Gesamtumsatz mit Flachbild- TVs durch stark fallende Preise. Bezahlten Konsumenten 2008 im Durchschnitt noch 830 Euro für einen Flachbild-TV, kostete drei Jahre später ein Gerät mit besserer Ausstattung nur noch 609 Euro. Kompensiert wird dieser Einbruch durch steigenden Umsatz mit Blu-ray-Playern, Konsolen, Set-Top-Boxen und Audiosystemen.
Dabei legen Kunden immer stärker Wert auf Geräte mit Internetanschluss, »Connectable Products« genannt. Damit sind nicht nur die klassischen Geräte wie Computer und Notebook gemeint, sondern auch Smart- TVs, Konsolen, Set-Top-Boxen oder digitale Internetradios. Computer und Notebooks werden in Deutschland schon in 83 Prozent der Haushalte genutzt, 75 Prozent der Deutschen besitzen mittlerweile einen Breitband-Internetzugang. Zwischen der Vernetzung von PCs und Notebooks und anderen »Connectable Products« klafft allerdings eine große Lücke. Nur zwei Drittel der Besitzer eines internetfähigen TV-Gerätes schließen ihren Bildschirm ans Netz an.
Bei der Einbindung kompletter Haustechnikanlagen sind Konsumenten sogar noch zurückhaltender, auch wenn mittlerweile Standards vorliegen, die die Steuerung verschiedenartiger Geräte wie Heizung und Beleuchtung enorm erleichtern. »Die Nachfragen der Kunden nehmen zu, erfolgreich ist aber nur derjenige, der bei seinen Kunden den Bedarf weckt, indem er den Nutzen erlebbar macht. Schulungen tragen dazu bei, den Fachhändler zu sensibilisieren und Verbraucher aktiv auf diese Themen anzusprechen. Aber noch ist viel Potential vorhanden und das Bewusstsein für die begeisternden technischen Möglichkeiten beim Endkunden in der Breite noch nicht gegeben«, bestätigt Hartmut Baumann, Bereichsleiter Einkauf von Electronic Partner.