Einstweilen ist Immobilität vernünftig, Homeoffice dringend empfohlen, wird eventuell vorübergehend gesetzlich verordnet. Manche wollen Homeoffice sogar als Dauerecht etablieren, wie Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. Wenn sich Michael Pickhardt zum Thema Homeoffice und Arbeitsplatzkonzepte äußert, mag er auf den ersten Blick die Meinung der Industrieverbände widerspiegeln. »Es ist das Recht des Arbeitgebers zu bestimmen, wann und wo Arbeit zu leisten ist«. Basta.
Hier spricht der Unternehmer Pickhardt, der nicht von ungefähr in einer zunehmend verrechtlichten Wirtschaft daher auch rechtlich argumentiert. Man brauche keine weitere Auflage, die sich aus dem Recht auf Homeoffice ergeben würde. Im Zeiten der Pandemie erst recht nicht, so Pickhardt.
»SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandard und -Arbeitsschutzregel« regelten gemäß §5 Infektionsschutzgesetz rechtlich als verbindliche Maßnahmen, wie Unternehmer gegenüber der Arbeitnehmerschaft ihre Sorgfaltsplicht wahrzunehmen hätten. Hier ist von Home-Office, unter anderem als Schutzmaßnahme, ausführlich die Rede. »Falls ich als Arbeitgeber die Arbeit meiner Arbeitnehmer dennoch so gestalte, dass Mitarbeiter gefährdet sind, hafte ich dafür«, warnt Pickhardt. »Also ist eigentlich alles da. Die Gesetze sind da. Warum brauchen wir noch weitere Regelungen?«.
Weil, so möchte man antworten, zwar Pickardt die Rechtslage völlig klar ist, andere Verantwortliche sich aber darum nicht scheren. Es gibt ja auch Unternehmer in Pickardts Kaste, deren Horizont bis zum Zaun des eigenen Unternehmens reicht. Von den wenigen Corona-Leugnern in der Wirtschaft ganz zu schweigen.
Pickhardt kennt seine Verantwortung als Unternehmer, er kennt daneben auch als Digitalexperte die Chancen, die aus räumlich flexiblen Arbeitsplatzkonzepten im Digitalzeitalter erwachsen. Er liefert mit dem von ihm 1984 gegründeten Netzwerkhersteller TDT schließlich die Infrastruktur für Homeoffice und Unternehmensnetze. Pickhardt könnte sich die Hände reiben, wenn ein Recht auf Homeoffice seiner Firma eine Sonderkonjunktur bescheren würde.
Heimarbeitsplatz ist mehr als nur Corona-Notnagel
Doch die hat er, erstens, nicht nötig, weil die IT-Branche ohnehin brummt. Und zweitens Digitalexperte Pickardt auf Überzeugung statt weitere Verordnung setzt und weit über die Corona-Krise hinaus denkt. Kinderbetreuung durch die Möglichkeit freierer Arbeitszeitgestaltung im Homeoffice, der ökologische Vorteil durch den Wegfall von Anfahrtswegen, größere Arbeitseffizienz und Motivation durch Flexibilität: Unternehmer sollten sich »grundsätzlich und intensiv mit dem Thema Homeoffice auseinandersetzen«, empfiehlt er. Ihnen ein solches Konzept aufs Auge drücken, hält TDT-Chef Pickardt für falsch und unnötig. Eine Pflicht zum Homeoffice, geboren als Maßnahme gegen die Pandemie-Krise, wünscht sich Pickardt keinesfalls. »Ein Heimarbeitsplatz ist alles andere als ein Corona-Notnagel!«, sagt er.
Käme sie dennoch, sie würde den Widerstand der Basta-Chefs gegen Modern Workplace zumindest mental nicht brechen können. Ihr Wille zur Macht nährt sich schließlich nicht zuletzt aus dem Umstand, dass sie täglich all die vielen Angestellten in ihren Büros arbeiten sehen (und tanzen lassen) können. Als ob allein die Anwesenheit in der Firma schon ein Ausweis hoher Produktivität wäre.