Großbritannien kehrt der EU den Rücken

Das bedeutet der Brexit für die ITK-Branche

24. Juni 2016, 8:48 Uhr | Peter Tischer

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Die Folgen für den britischen ITK-Markt

Im vergangenen Jahr war Großbritannien für 16 Prozent der gesamten IT-Ausgaben im EMEA-Raum verantwortlich und damit der zweitgrößte Markt hinter Deutschland. 15 Prozent der Reingewinne von IT-Unternehmen aus dem EMEA-Raum wurden in Großbritannien erwirtschaftet, die Steuern oft aber in EU-Ländern mit geringen Steuersätzen bezahlt. In Zukunft müssten sich IT-Unternehmen, die in Großbritannien Geschäfte machen, dort registrieren und Steuern abführen. Diese Mehreinnahmen für den Fiskus dürften allerdings der einzige Vorteil für die britische Wirtschaft sein, zumal die Politik erst entsprechende Gesetze erlassen müsste.

EU-Subventionen für Tech-Start-ups oder ganze Branchen wie die Gaming-Industrie werden für britische Unternehmer wegfallen. Stattdessen könnte Berlin London den Rang als beliebteste Stadt für die Gründung von IT-Unternehmen den Rang ablaufen, ähnlich wie es mit Frankfurt und London im Bankensektor kommen könnte.

Gleichzeitig ist der EU-Austritt ein herber Rückschlag für britische ITK-Unternehmen im Kampf um qualifizierte Arbeitskräfte. Auch bekannte Universitäten wie Cambridge, die auch im Technologie-Sektor viele Arbeitsplätze geschaffen haben, dürften durch aufkommende Visa-Problematiken nicht mehr so attraktiv für talentierte Studenten sein.

Viel wird sich für Großbritannien in den kommenden zwei Jahren entscheiden, wenn die genauen Modalitäten des Austritts zwischen dem Nachfolger von David Cameron — der bereits seinen Rücktritt angekündigt hat — und den EU-Institutionen ausgehandelt werden. »Wir hoffen, dass die nun zu erarbeitenden Freihandelsabkommen und Verträge so gestaltet sind, dass UK nicht den Anschluss an den internationalen IT-Markt verliert«, erklärt beispielsweise James Freedman, der Digital-Agentur »Zone«, die Büros in London, Bristol, Denver und Köln unterhält. Allerdings haben viele Politiker aus der EU bereits harte Verhandlungen mit den Briten angekündigt. »Eine bedauerliche Entscheidung der Briten, auf die es keinen Rabatt geben darf«, verlangt beispielsweise FDP-Chef Christian Lindner. UK sollte nicht auf allzu viele Zugeständnisse hoffen.


  1. Das bedeutet der Brexit für die ITK-Branche
  2. Die Folgen für den britischen ITK-Markt
  3. Folgen für Deutschland und den Rest der EU
  4. »Rückschlag für starkes digitales Europa«

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu BITKOM e. V.

Weitere Artikel zu Eutelsat European Telecommuni- cations Satellite Organization

Matchmaker+