Nur wenige IoT-Service-Dienstleister können diese Mammutaufgabe im Auftrag ihrer Kunden, zu denen neben Hardwareherstellern auch Systemintegratoren gehören, auch wirklich weltweit lösen. Um die Hardwareseite des IoTs möglich zu machen, benötigen sie eine Kombination aus tiefem IT- und Technik-Know-how sowie eine globalen Service-Infrastruktur. Das Angebot muss weit über die leicht zu bedienenden urbanen Zentren hinaus reichen. Es muss gerade an schwer zu erschließenden Orten verfügbar sein. Ein Bürogebäude in Manhattan ist zum Beipiel leicht abzubilden – eine Wetterstation auf der Zugspitze, Marineschiffe im Pazifischen Ozean, landwirtschaftliche Wasserversorgung in Indien oder Kühlaggregate für Impfstoffe in Asien hingegen weniger. Doch genau hier liegt die Stärke von derart spezialisierten Unternehmen.
Im Falle eines in diesem Gebiet tätigen Unternehmens sind beispielweise insgesamt drei Konfigurationszentren in Miami (USA), Wroclaw (Polen) und Kuala Lumpur (Malaysia) Herzstück dieser globalen Infrastruktur. Kombiniert mit strategisch verteilten lokalen Lagern lassen sich die Hauptregionen der Weltwirtschaft (AMS, EMEA und APJ) lückenlos beliefern und betreuen. Ein solches Konfigurationszentrum hat eine Kapazität von rund einer Million IoT-Sensoren pro Monat. Zum Vergleich: In der Smart Factory des weltweit größten Automobilzulieferers Bosch sind insgesamt 60.000 Sensoren installiert. Innerhalb von vier Stunden erreichen tausende Techniker rund um die Uhr nahezu jeden Ort der Welt. Eine Workflow-Software, die Millionen Transaktionen pro Jahr verarbeitet, steuert diesen Service-Prozess. Die Prozesslandschaft basiert auf Automation und selbstständigem Lernen – anders kann sie die IoT-Ansprüche nicht erfüllen. Ziel ist ein globaler Standard, der mit hunderten von Prozessschritten individuell auf die Anforderungen der Nutzenden angepasst ist. Techniker haben dank mobiler Endgeräte Zugriff auf die Echtzeit-Analysen und können auf die Schnittstellen aller gängigen Anwendersysteme zugreifen. Die Abrechnung richtet sich dann idealerweise nicht nach dem individuellen Aufwand, sondern nach dem Resultat. Folglich bedeutet das für den Auftraggeber Planbarkeit – und damit Machbarkeit – bei der Erschließung weltweiter IoT-Marktpotenziale.
Die weltweite Abdeckung ist ein Aspekt, der den physischen IoT-Rollout kompliziert macht. Ein weiterer ist die Wettbewerbssituation. Die Auftraggeber der Branche – beispielsweise Hersteller von Sensorik, Infrastrukturanbieter oder auch Systemintegratoren – decken die „letzte Meile“ zwar meist selbst nicht ab, zögern aber dennoch, diese Dienstleistung extern zu vergeben. Oft ist dies in der Vermeidung einer Konkurrenzsituation begründet. Ein geschickter Schachzug seitens des Dienstleisters ist es daher, von vornherein „indirect only“, also nicht direkt für den Endkunden zu arbeiten. Die IoT-Service-Techniker treten dann nicht als Angestellte des Dienstleisters auf. So hat der Endkunde den Eindruck, dass der Hersteller nicht nur die Sensorik an sich, sondern auch Installation und Wartung aus einer Hand anbietet. So stellt sich auch ein zusätzlicher Prestigegewinn für den Hersteller heraus.
Vernetzung und Steuerung der Industrie durch Sensorik ist nicht mehr neu, die rasante Entwicklung jedoch schon. Vor allem aber sind die flächendeckende Anwendung im globalen Maßstab und die damit einhergehenden immensen Möglichkeiten für Unternehmen greifbar geworden. Es bieter sich jetz die Chance, die Möglichkeiten zu nutzen und sich Marktanteile zu sichern.
Christopher Starke ist Team Lead Account Management bei Hemmersbach.