Die von Vodafone und der Deutschen Telekom erhofften Qualitätsklassen könnten für die IT-Branche zu erheblichen Kosten führen. Die Netzbetreiber sprechen sich zwar im Kursbuch für das Best Effort-Internet auf Basis einer zumindest minimalen, aber gleichberechtigten Qualitätszusicherung aus. Erhebliche Zweifel an der tatsächlichen Hingabe an diesen Plan kommen jedoch mit der Studie des Kleingedruckten. So sehen die Unternehmen Potenzial für qualitätsgesicherte Übertragungen und damit Quality of Service-Angebote im Umfeld von Gesundheitsdiensten oder der Industrie 4.0. Diese gesicherten Bandbreiten könnten nicht nur zu Lasten der übrigen Übertragungskapazitäten gehen, sondern die Basis einer allgemeinen Gebührenpolitik für die gelieferte Netzqualität bilden.
So scheint es nur ein kleiner Schritt sowie eine Frage der Zeit, bis Unternehmen, bei denen die IP-Kommunikation zum täglich Brot gehört, für die qualitative Absicherung ihrer Datenübertragung per se draufzahlen müssen. Sicherlich gehören Quality of Service-Vereinbarungen schon zum Alltag der Kommunikationsbranche, ihre Verankerung im Kursbuch entgegen der Netzneutralität ist jedoch ein weiterer Vorstoß. Für die Gewichtsklasse Enterprise dürften diese Kosten keine gewichtige Rolle spielen, für kleine Unternehmen wie Start-Ups könnte die Wahl zwischen anstehenden Gebühren oder einer schlechteren Datenübertragung hingegen geschäftsentscheidend sein.
Trotz der verwaschenen Linien und unklaren Aussagen sind die Bestrebungen der Netzbetreiber nachvollziehbar. Immerhin lagert die Politik mit dem Ausbau hohe Kosten auf die Wirtschaft aus, die getragen werden wollen. Ein verstärktes Engagement der Regierung wäre daher wünschenswert, um langfristig die Vorgaben der EU zur Netzneutralität im Sinne der Kunden umsetzen zu können. Den Kern der Sache trifft ein in sozialen Netzwerken kursierender Spruch: »Netzneutralität aufzugeben, um ein besseres Netz zu bekommen, ist wie ein Bild zu verkaufen, um sich einen besseren Rahmen zu leisten.«