Noch drei Monate bis zur Einstellung

Ablösung Windows Server 2012 – Endspurt!

10. Juli 2023, 9:00 Uhr | Autor: Rüdiger Grund / Redaktion: Diana Künstler
© kraiwit/123rf

Am 10. Oktober beendet Microsoft den kostenpflichtigen erweiterten Support für das Betriebssystem Windows Server 2012 (R2). Dann endet auch der kostenlose Support für die 2016er-Version. Für Unternehmen, die noch nicht auf eine höhere Version migriert haben, wird die Zeit damit knapp.

Der Artikel liefert unter anderem Antworten auf folgende Fragen:

  • Welche Herausforderungen ergeben sich gegebenenfalls bei einer Migration auf Windows Server 2022?
  • Wie kann der verbleibende Support-Zeitraum zur Vorbereitung eines Systemwechsels effektiv genutzt werden?
  • Welche Aspekte müssen Projektteams beachten, damit die Migration gelingt?
  • Warum ist es ratsam, mit der Migration auch eine Prüfung der eigenen Sicherheitsrichtlinien und einen Ceck der Hardware-Voraussetzungen vorzunehmen?
  • Warum ist auch eine genaue Analyse der Lizenzierungsanforderungen wichtig?
  • Wie kann sichergestellt werden, dass die Systeme auch nach einer erfolgreichen Aktualisierung von Windows Server reibungslos und dauerhaft verfügbar sind?
  • Wozu dient eine belastbare Dokumentation?

Ohne Umstellung auf eine vom Hersteller unterstützte Variante steigt insbesondere das Risiko von Cyberbedrohungen dramatisch. Doch auch ohne Attacke wird die Performance nicht besser, etwa weil die Kompatibilität zu anderen Systemen ein Thema wird. Daher ist es zunächst hilfreich, eine solche Migration als Chance zu sehen – bietet sie doch die Möglichkeit, die Serverinfrastruktur zu modernisieren und so die Leistungsfähigkeit der gesamten IT-Umgebung zu verbessern. Wahrscheinlichstes und damit häufigstes Szenario dürfte eine Umstellung auf Windows Server 2022 sein, womit der Support bis Oktober 2031 reicht; der Großteil der Überlegungen gilt jedoch auch bei einem Hersteller-Wechsel.

Eine Herausforderung ist dabei die Tatsache, dass eine direkte Migration seitens Microsofts nicht unterstützt wird. Somit verbleiben als Optionen Zwischenschritte über ältere Versionen oder die Ersatzbeschaffung von Hardware und damit der Wechsel von alter auf neue Soft- und Hardware. Für letztgenannte Herangehensweise stehen die Windows Server Migration Tools (WMST) zur Verfügung – diese sind zwar nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit, aber grundsätzlich hilfreich.

Ob Microsoft oder ein alternativer Anbieter, ob neue oder Bestands-IT, ob WSMT oder nicht: Damit die Migration erfolgreich über die Bühne geht, müssen die Projektteams in jedem Szenario einige grundlegende Aspekte beachten, und sei es nur, um im Zweifel nochmals ein erfolgreiches Rollback durchführen zu können. Unabhängig von diesen Empfehlungen ist es ein guter Gedanke, im Team aktiv nach entsprechenden Erfahrungen zu fragen – nicht immer heben sich Hände von allein, und nicht immer sind derartige Skills im Unternehmen hinterlegt.

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Vorteil beim Umstieg auf Windows Server 2022
  • Der Support bezüglich Funktionserweiterungen, Hotfixes, Schließen von Sicherheitslücken etc. ist (wieder) kostenlos
  • Management und Nutzung sind einfacher.
  • Das Sicherheitsniveau inklusive Verschlüsselung ist insgesamt deutlich höher, etwa bezüglich Zero-Day-Exploits, Malware, Cyberattacken etc.
  • Leistungsfähigkeit und Skalierbarkeit sind höher.

Bestandsaufnahme

Der erste Schritt ist die Analyse, strukturierte Erfassung und folgende Bewertung der Anforderungen – denn keine Umgebung ist wie die andere. So sollten die Teams evaluieren, welche Serverrollen und -funktionen inklusive Virtual Machines (VMs) derzeit im Einsatz sind; auch gilt es zu prüfen, welche Anwendungen und Dienste von der Umstellung betroffen und ob diese mit der neuen Variante kompatibel sind, besonders die Antivirus-Software beziehungsweise vergleichbare Security-Applikationen.

Das ist auch die richtige Gelegenheit, um eine Prüfung der eigenen Sicherheitsrichtlinien vorzunehmen. Denn Windows Server 2022 bietet durch neue Bordmittel wie Secure Boot, Virtual Secure Mode und Windows Defender ATP insgesamt erweiterte IT-Security-Fähigkeiten. Nur wenn besagte Sicherheitsrichtlinien auf dem aktuellen Stand sind, lassen sich diese neuen Funktionen auch tatsächlich nutzen – mithin einer der zentralen Gründe für die Umstellung.

Ebenso ist ein Check der Hardware-Voraussetzungen ein Pflichtpunkt: Genügt die vorhandene Hardware vollständig den neuen Anforderungen, einschließlich Treiber und Firmware? Ist der Stand jeweils aktuell? Erst nach umfassender Beantwortung all dieser Fragen folgt die Planung der Migrationsstrategie.

Planen, testen, absichern

Teil des Plans für ein Vorgehen zur Umstellung ist die bereits angesprochene Entscheidung zwischen In-Place oder Erneuerung. Besonders wichtig ist auch eine genaue Analyse der Lizenzierungsanforderungen, denn Microsoft bietet keine CPU-Lizenzen mehr an – in der Basisversion von Windows Server 2022 sind jedoch nur 16 Kerne enthalten, was wiederum bereits das Minimum für diverse Szenarien ist. Weitere Punkte, die Teams berücksichtigen sollten: ein (realistischer!) Zeitrahmen inklusive Puffer, wobei gern professionelle Projektmanagement-Tools zum Einsatz kommen dürfen; eine vollständige Ressourcenplanung; eine Risikobewertung vervollständigt die strategischen Planungen und enthält insbesondere auch eine Worst-Case-Planung, falls ungeplante Downtimes eintreten.

Um eben solche Ausfälle zu vermeiden, ist die Durchführung von Tests ein probates Mittel. Selbstredend ist gerade dieses Element besonders kritisch, wenn die Zeit knapp wird, so wie es hier der Fall ist. Ein Verzicht ist dennoch alles andere als ratsam – im Zweifel ist es besser, externe Unterstützung zu prüfen oder zu versuchen, die zur Verfügung stehenden internen Ressourcen nochmals auszubauen. Denn nur Tests und Pilotprojekte ermöglichen es, die Auswirkungen auf die Systeme und Anwendungen möglichst realitätsnah zu erproben und etwaige Gegenmaßnahmen vorzubereiten.

Um mögliche Schwachstellen abzumildern, sind zudem eine entsprechende Backup-Taktik für die Durchführung der Migration sowie eine Strategie für die Zeit danach unerlässlich. Erstere ist die Lebensversicherung für den Fall, dass die Migration misslingt; Umfang, Dauer und Zeitpunkt sind dabei unter Umständen kritische Aspekte, die es sorgfältig abzuwägen gilt; ein toolbasiertes Monitoring hilft, Probleme zu erkennen, um diese bei Bedarf überhaupt lösen zu können. Damit die Systeme auch nach einer erfolgreichen Aktualisierung von Windows Server reibungslos und dauerhaft verfügbar sind, muss daher zweitens auch die grundsätzliche Backup-Strategie auf Tauglichkeit mit Windows Server 2022 (oder der entsprechenden Alternative) geprüft werden, etwa hinsichtlich Tool-Kompatibilitäten usw.

Migrieren = dokumentieren

Eine vermeintliche Kleinigkeit, aber dennoch unbedingt schon beim Roadmapping im Rahmen der Migration zu bedenken: Es wird eine arbeitsreiche Zeit, und das zuständige Team sollte möglichst gut vorbereitet sein – Schulungen beziehungsweise Trainings inklusive – und auch möglichst vollständig sein, Stichwort anstehende Urlaubszeit. Sind diese Aspekte geklärt und die genannten vorigen Schritte hinreichend berücksichtigt, kann es an die eigentliche Migration gehen.

Wie bei allen professionell durchgeführten Projekten ist dabei nicht nur die eigentliche Umstellung Teil der Arbeit, sondern auch eine belastbare Dokumentation. Gerade, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt, können strukturierte, (ausfall-)sichere und gut auffindbare Aufzeichnungen den Unterschied zwischen Downtime und Betrieb machen. Sofern ohnehin ein cloudbasiertes Projektmanagementtool genutzt wird, bietet es sich an, hier auch gleich die Dokumentation zu hinterlegen.

Endspurt

Rüdiger Grund, Extra Computer
Der Autor Rüdiger Grund ist Product Manager Server & Storage beim süddeutschen IT-Hersteller Extra Computer.
© Extra Computer

Wer diese Aspekte beachtet, hat eine gute Grundlage, um auch in der nur noch kurzen Zeit bis zum „End of Life“ von Windows Server eine solide Planung und Durchführung realisieren zu können. Dabei kann dieses Gerüst nur der erste Schritt sein. Für die detaillierten Maßnahmen gibt es ebenfalls eine gute Auswahl von brauchbaren Guidelines, E-Books etc.; sie enthalten detailliert beschriebene Schritte um „hands on“ Migrationsprozesse durchzuführen. Sei es die Migration von DHCP-, Print- oder File-Servern oder auch der Umzug von Windows Server Update Services (WSUS) per WSMT oder die so wichtige Frage der Lizenzierung usw. usf. – ein wenig Recherche bringt hier schnell die richtige Hilfestellung. Ein guter Startpunkt kann der YouTube-Kanal von Manfred Helber1 sein. Viel Erfolg!

1 https://www.youtube.com/watch?v=uD10yliucgw


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