Hybrid Cloud

Auf Umwegen in die Cloud

19. Juli 2019, 12:59 Uhr | Autor: Timo Stute / Redaktion: Natalie Lauer
© Jefferry Purnawan-123rf

Standorte in der deutschen Provinz bieten Unternehmen eine Reihe von Vorteilen. Sie warten allerdings häufig mit einem gravierenden Manko auf: ein Defizit bei der Übertragungsgeschwindigkeit. Doch es gibt eine Lösung, die aus dieser Misere hilft.

Beim Ausbau schneller DSL-Anschlüsse gibt es in der Bundesrepublik Deutschland im internationalen Vergleich Aufholbedarf. 2018 erreichten laut Breitbandatlas des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) 43,7 Prozent der angebotenen Anschlüsse keine Übertragungsraten von 100 MBit/s, rund 17 Prozent nicht einmal 50 MBit/s. Ein Blick auf die Karte zeigt ein ernüchterndes Bild: Während man sich in Ballungszentren und großen Städten auf schnelle Anschlüsse ab 100 MBit/s Download-Rate gut verlassen kann, trifft es insbesondere ländliche Regionen hart. Im Bundesdurchschnitt haben Haushalte in halbstädtischen Gemeinden nur zu 53,6 Prozent Anschluss an Geschwindigkeiten über 100 MBit/s. In ländlichen Regionen können sogar lediglich 19,4 Prozent überhaupt ultraschnelle Anschlüsse buchen. Regional gibt es teilweise ebenfalls große Unterschiede. So sind die neuen Bundesländer im Schnitt deutlich schlechter mit schnellen Anschlüssen versorgt als Haushalte im Westen.

Im europäischen Vergleich platziert sich die Bundesrepublik beim Ausbau schneller Internetanschlüsse nur im Mittelfeld. Die Europäische Union hat 2010 im Wirtschaftsprogramm Europa 2020 das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 alle Europäer flächendeckend mit Breitbanddiensten über 30 MBit/s zu versorgen und für mindestens 50 Prozent sogar ultraschnelle Verbindungen mit Übertragungsraten von 100 MBit/s und mehr anzubieten. Vom ersten Ziel war Deutschland im Jahr 2017 noch über zehn Prozent entfernt und laut Prognosen wird die Bundesrepublik die Vorgaben bis 2020 auch nicht erfüllen können. Die zuständige Kommission stellt, ebenso wie das BMVI, insbesondere Defizite in ländlichen Gegenden fest. Bei den Vertragsabschlüssen mit Übertragungsraten von 100 MBit/s oder schneller liegt Deutschland noch unter dem EU-Durchschnitt und weit unter dem Ziel von einer 50-prozentigen Gesamtversorgung.

Lange Datenübertragung steht Erfolg im Weg  
Anhand der vorliegenden Datengrundlage ist ersichtlich, dass der Breitbandausbau in Deutschland nicht so weit fortgeschritten ist, wie es für einen technologisch so bedeutsamen Wirtschaftsstandort angemessen wäre. Für Unternehmen, die sich in einem der Breitbandlöcher befinden, übersetzen sich Defizite bei der Übertragungsgeschwindigkeit des verfügbaren Internetanschlusses schnell in Nachteile im internationalen Wettbewerb. In vielen Branchen gehört die Übermittlung großer Dateimengen an andere Standorte, Kunden oder Partnerunternehmen in Deutschland oder dem Rest der Welt zum Tagesgeschäft. Wenn regelmäßig das Betriebsinternet durch lange Datenübertragungen lahmgelegt wird, entwickelt sich ein anfänglich kleines Ärgernis schnell zu einem signifikanten wirtschaftlichen Schaden, denn in der heutigen Arbeitswelt ist für viele Aufgaben ein Anschluss an das Internet unerlässlich. Was können Unternehmen und freiberuflich Tätige in ländlichen und vorstädtischen Gebieten mit langsamer Breitbandanbindung also tun, um vom digitalen Fortschritt nicht komplett abgehängt zu werden? Für einen Standort in der Provinz gibt es schließlich einige Vorteile, wie günstigere Grundstückspreise und Mieten, geringere Steuerlast, Zugriff auf Fördergelder und eine ruhige Arbeitsumgebung.

Am digitalen Fortschritt teilhaben
Einen Lösungsansatz kann das Speicherkonzept der Hybrid Cloud bieten. Dabei werden Daten privat, beispielsweise lokal auf einem Netzwerkspeicher (NAS), gespeichert und ausgewählte Verzeichnisse entweder in Echtzeit oder zeitversetzt mit einem öffentlichen Cloud-Dienst wie Amazon S3, Dropbox, Microsoft Azure oder Microsoft OneDrive synchronisiert, wo sie dann von Kollegen, Kunden oder Geschäftspartnern an anderen Standorten abgerufen werden können. Mit dieser Lösung lässt sich der Zeitpunkt der Datensynchronisierung zwischen privater und öffentlicher Cloud beispielsweise auf einen Moment nach Feierabend legen, sodass tagsüber die volle Bandbreite des Internetanschlusses für das Tagesgeschäft oder für zeitkritische Datenübermittlungen zur Verfügung steht. Während die Mitarbeiter schon lange zu Hause sind, stellt das NAS im Büro über die Verknüpfung mit einem Cloud-Dienst sicher, dass sich am nächsten Morgen alle aktuellen, wichtigen Dateien in der Cloud befinden. Sensible oder geheime Daten können weiterhin lokal hinter einer Firewall und vom Internet abgegrenzt gespeichert werden, ohne die Verantwortung für die Datensicherheit an dritte Unternehmen abzugeben.

Das Beste aus zwei Welten
Hybrid-Cloud-Lösungen wurden nicht primär für den Einsatz in ländlichen Gebieten entwickelt. Neben der freien Konfigurierbarkeit des Zeitpunktes der Synchronisierung bietet das Konzept eine Reihe weiterer Vorteile für Unternehmen mit dynamischen Ansprüchen, weshalb es sich überhaupt erst durchgesetzt hat. Die Hybrid Cloud bietet das Beste aus zwei Welten: Alle Vorteile der Public Cloud kombiniert mit Vorzügen einer privaten Datenablage. Auch wenn lokaler Speicher in einer NAS-Lösung durch zusätzliche oder größere Festplatten zu einem gewissen Grad skalierbar ist, bieten öffentliche Clouds in diesem Bereich mehr Freiheit. Diese Flexibilität schlägt sich jedoch langfristig in höheren Betriebskosten nieder, wohingegen sich die Investitionen für ein NAS nach hohen Anschaffungskosten schnell amortisieren können. Ein privater Speicher im lokalen Netzwerk repräsentiert zudem einen höheren Grad an Sicherheit und Kontrolle, da sich die Lösung so konfigurieren lässt, dass der Zugriff ausschließlich aus demselben Netzwerk und nicht von außerhalb erfolgen kann und wichtige Daten somit vor unautorisiertem Zugriff geschützt sind. Damit eignet sich der private Speicher insbesondere für sensible Daten von Kunden, Patienten und Mitarbeitern sowie für Abrechnungen und Firmengeheimnisse, die bei einem Angriff auf große Cloud-Anbieter oder bei einem Bekanntwerden eines Zugangspasswortes unter Umständen von Unbefugten abgerufen werden können. Zugriff auf weniger kritische Daten, deren Teilen gewünscht ist, kann hingegen über die Public Cloud eingerichtet werden.

Eine Hybrid-Cloud-Lösung ist dabei keineswegs nur für den Übergang gedacht, bis der Glasfaserausbau Einzug am Firmenstandort erhält. Zugang zu einer schnelleren Internetleitung wirkt sich selbstverständlich positiv auf den Arbeitsfluss aus und eröffnet neue Möglichkeiten in der IT-Strategie des Unternehmens. Dennoch verliert die Mix-Struktur aus privaten Speichermöglichkeiten auf einem NAS in Verbindung mit einem öffentlichen Cloud-Speicher keine seiner Vorteile. Unternehmer können jedoch entscheiden, ob sie die lokale Datenspeicherung zugunsten einer stärker skalierbaren Public Cloud herunterfahren oder die Frequenz der Synchronisierung, beziehungsweise den Anteil der Public Cloud im Arbeitsalltag erhöhen. Viele Unternehmen mit guter Online-Anbindung nutzen Hybrid-Cloud-Lösungen sehr erfolgreich und halten daran fest. Die Möglichkeit zur Entlastung der Internetleitung bei regelmäßigem Transfer großer Datenmengen ist lediglich ein weiterer Vorteil dieses ohnehin empfehlenswerten Konzeptes, der insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen in ländlichen Gebieten zugutekommt.

Timo Stute ist Team Leader Sales Central Europe bei Buffalo EU B.V.

 

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Buffalo Technology Büro Deutschland

Weitere Artikel zu Buffalo Technology Ireland Ltd

Weitere Artikel zu Buffalo Technology Niederlande

Weitere Artikel zu Public Cloud

Matchmaker+