In einigen afrikanischen Ländern, in denen der nächste Notar Hunderte von Kilometern entfernt lebt, ist man etwa dazu übergegangen, den Kauf von Land per Blockchain abzuwickeln. Die entsprechenden Geokoordinaten stehen so letztlich mitsamt der Signatur in der Blockchain. Der Kauf ist dadurch für alle Ewigkeit nachvollziehbar. In Deutschland wiederum benötigen Dienstleister oder auch Anbieter wie Energievorsorger lediglich den Namen und die Adresse von einem Kunden, um fortan sämtliche Verbrauchswerte, Zahlungsflüsse und Verträge per Blockchain abzuwickeln und zu dokumentieren.
„Neben Smart Contracting, der Buchhaltung oder dem Management von Supply Chains lassen sich auch zahlreiche IoT-Anwendungen auf der Basis von Blockchain deutlich verbessern und gleichzeitig kostengünstiger gestalten“, erklärt Sascha Hellermann. „Ein Grund dafür ist, dass keine große Infrastruktur notwendig ist. Und dennoch erfolgen sämtliche Transaktionen bei Bedarf Unternehmens- und sogar Länder-übergreifend – und das „transparent für alle““, betont Sascha Hellermann.
Energieaufwand zu hoch für massenhafte Nutzung von Bitcoin-Währung
Prinzipiell gibt es drei Arten von Blockchains. Private Blockchains, bei denen die Infrastruktur und der Informationsaustausch im eigenen Unternehmen bleiben, eignen sich vor allem für Testszenarien. Wirkliche Vorteile bietet dagegen ein Konsortium, das beispielsweise aus sämtlichen Vertragspartnern einer Firma besteht. In diesem Fall trägt jedes Unternehmen innerhalb des Netzwerks die Kosten etwa für die Hardware selbst. Bei Bedarf können bestimmte Informationen verschlüsselt werden, sodass diese zwar überall abgespeichert, aber nicht allen Parteien zugänglich sind. Bei einer „Public Blockchain“ wiederum sind die Daten uneingeschränkt weltweit verteilt.
Vor allem in Form eines Konsortiums bietet Blockchain nahezu allen Branchen und Unternehmen viele Vorteile. Im Gegensatz zu Cloud-basierten Lösungen fällt mit Blockchain beispielsweise die Datenbank nicht aus, wenn es Probleme mit einem Server gibt. Einmal abgespeicherte Daten bleiben zudem dauerhaft erhalten und können nicht verändert werden. Auch nicht von den eigenen Mitarbeiter. Das versehentliche Löschen von wichtigen Daten ist somit ebenfalls ausgeschlossen.
Zu den Nachteilen von Blockchain gehört, dass durch das großflächige Netzwerk in der Summe relativ viel Energie verbraucht wird. Würde die gesamte Weltbevölkerung ausschließlich mit Bitcoins bezahlen, würde dafür mehr Strom benötigt als zum heutigen Zeitpunkt produziert wird. Allein deshalb dürfte Bitcoin es nie zu einer echten Massenwährung schaffen. Für Anwendungen in Unternehmen, wo Blockchain-basierte Anwendungen mitunter bereits andere energieaufwendige Lösungen ersetzen, dürfte sich der Umstieg dagegen lohnen.
Tillmann Braun ist Fachjournalist und lebt in Stuttgart.