Während der Provinzbauer in der Uckermark noch mit der Post über seine Felder reitet, vertickt sein Kollege von der Weinstrasse seine Erträge übers Internet. Die Digitalisierung trennt nach wie vor Ost- und Westdeutschland.
Ein Riss geht durch Deutschland – nicht ganz vertikal, aber fast so gerade, dass er Ost- und Westdeutschland voneinander trennt. So schlussfolgerte jedenfalls der Bitkom aus aktuellen Zahlen der EU-Statistikbehörde Eurostat. Der Branchenverband stellte fest, »dass Hamburger und Pfälzer besonders häufig im Web surfen. « Dort gehen laut Bitkom 84 von hundert Einwohnern mindestens einmal wöchentlich online, während es in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg nur 67 bis 68 Prozent sind. Wen wundert´s? Können die dort nicht Internet?
Zwar kommentiert Bitkom-Präsident Dieter Kempf, dass die persönliche Internetnutzung stark vom Alter und Bildungsgrad abhänge. Eine Argumentation, die so alt ist wie das Internet selbst. Was das mit dem Ost-West-Gefälle zu tun hat und ob diese Gründe auch heute noch zutreffen, erläutert Kempf nicht. Isolierte Betrachtungen rein statistischer Zahlen zur Internetnutzung produzieren schöne Schlagzeilen, mehr aber auch nicht.
Bayern ist mit rund zwölf Millionen Einwohnern doppelt so groß wie Mecklenburg- Vorpommern, wo aber nur 1,6 Millionen Menschen wohnen. Rund 76.000 – so viel wie vier Kleinstädte Einwohner haben – sind laut Daten des Statistischen Bundesamtes allein zwischen 2008 und 2012 vom nord-östlichsten Bundesland weggezogen (mit einzubeziehen eine höhere Sterbe- als Geburtenrate).