Die Homeoffice-Pflicht in Deutschland ist vorbei. Und jetzt? Jetzt beginnt erst der Weg zum „New Normal“. Denn pandemiebedingtes Homeoffice ist nicht vergleichbar mit hybriden Arbeitskonzepten.
Viele Unternehmen erwarten nun, dass die MitarbeiterInnen wieder ins Büro zurückkehren. Das zeigt eine Umfrage von Civey und Cisco in Deutschland. Demnach rechnet ein Drittel der Befragten damit, dass ihr Arbeitgeber die Möglichkeiten für Homeoffice wieder komplett beendet.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Häufig handelt es sich um Bequemlichkeit, die alten Verfahren und Arbeitsweisen wieder fortzuführen. Schließlich „haben wir es schon immer so gemacht“ und Corona gilt als absolute Ausnahmesituation. Es kann an mangelndem Vertrauen in die MitarbeiterInnen liegen. Aber auch die Hoffnung auf ein verstärktes Teamgefühl, bessere Identifikation mit dem Unternehmen oder intensiverer Austausch können für Back to Office sprechen.
Doch laut der Cisco-Umfrage möchten nur 16 Prozent der ArbeitnehmerInnen wieder vollständig im Büro tätig sein. Mehr als drei Viertel wollen mindestens einen Tag von zu Hause aus arbeiten. Die Deutschen sehen als wichtigste Vorteile von Hybrid Work: die Möglichkeit, auch für weit entfernte Arbeitgeber tätig zu sein, das Arbeiten nach dem eigenen Rhythmus, das Tragen bequemerer Kleidung sowie Einsparungen, etwa bei Fahrtkosten oder auswärtigem Essen.
Daher könnte sich eine Verpflichtung zur hundertprozentigen Büroanwesenheit als Bumerang erweisen. So ist in den USA die so genannte „Great Resignation“ bereits ein wichtiges Thema. Auch hierzulande spielen immer mehr Menschen mit dem Gedanken, ihren Job zu kündigen. Wenn dann auch noch ihr Unternehmen keine Flexibilität bei der Wahl des Arbeitsorts einräumt, würden laut der Studie von Civey und Cisco sogar 13 Prozent ihren Job kündigen und neun Prozent sich selbstständig machen, um dauerhaft zu Hause arbeiten zu können.
Daher sollten sich Arbeitgeber gut überlegen, ob sie wirklich die Homeoffice-Pflicht durch eine Büro-Pflicht ersetzen wollen. Tatsächlich gehören viele Vorbehalte der „Back to Office-Fraktion“ ins Reich der Mythen: Gemäß einer Studie von Cisco und MIT Sloan Management Review Connections unter 1.500 Befragten weltweit sind die Ergebnisse von Hybrid Work herausragend. Demnach bietet sie folgende drei Vorteile.
Bei Hybrid Work sind aber einige Fehlerquellen zu vermeiden. Zum Beispiel sollten Videokonferenz und Messaging effektiv eingesetzt werden und nicht zum Selbstzweck verkommen. Führungskräfte sollten neue Verhaltensweisen vorleben, Aufgaben fair verteilen und ein Gefühl der Zugehörigkeit fördern. Zudem ist für eine hohe technische Sicherheit zu sorgen. Wenn MitarbeiterInnen mit mobilen Geräten oder vom Homeoffice aus auf das Unternehmensnetz zugreifen, reicht die Absicherung des eigenen Rechenzentrums nicht mehr aus. Unternehmen müssen auch für eine umfassende Sicherheit der Cloud-Anwendungen und Endgeräte sorgen.
Sind Vorbehalte gegenüber Hybrid Work ein deutsches Phänomen? Nein, denn die gibt es weltweit. Doch überall ist der Wunsch nach Hybrid Work gekommen, um zu bleiben. Unternehmen, die sich diesem Trend verschließen, laufen Gefahr, dass MitarbeiterInnen innerlich kündigen oder sogar einen neuen Job suchen. Doch wie die weltweite Cisco-MIT-Studie zeigt, hebt Hybrid Work mit der richtigen Organisation die Zusammenarbeit und Unternehmenskultur auf ein neues Niveau.
Detlev Kühne ist Direktor Mittelstand und verantwortlich für die strategische Entwicklung der Hybrid Work Aktivitäten für Cisco Deutschland