Auch für die Kombination von Kabel- und DSL-Geschäften gibt es gute Argumente. Kabelanbieter haben den zentralen Vorteil eines eigenen „End-to-End“-Netzwerks und müssen daher keine Gebühren für die letzte Meile bezahlen. Alternative DSL-Anbieter hingegen zahlen der Deutschen Telekom dafür derzeit 10,20 Euro. Allein damit reichen sie mehr als 40 Prozent des aktuellen Headline-Preises von 29,90 Euro, der die Mehrwertsteuer beinhaltet, an den Marktführer weiter. Dieses Rechenexempel ist ein starkes Argument für einen Zusammenschluss von DSL- und Kabelnetzbetreibern. Aber geht diese Rechnung wirklich auf? Bisher gibt es nur ein Beispiel für einen vergleichbaren Zusammenschluss auf dem deutschen Markt: Im Juni 2008 erwarb der DSL-Anbieter Versatel den kleinen Kabelbetreiber AKF Telekabel, und nur sechs Monate später kaufte Versatel mit Media Home Net die zweite Kabelfirma. Die industrielle Logik dieser Deals basierte auf drei Synergietreibern: dem sogenannten Upselling von Telefonie und Breitband aufgrund der besseren Expertise und der bekannteren Marke, dem Ersatz der Zulieferung des Signals von Netzebene 3 sowie einer Migration von DSL-Kunden zum Kabel.
Das Upselling funktioniert bei Versatel und AKF tatsächlich. Versatel erwartet, dass mittelfristig 15 bis 20 Prozent der TV-Kabelkunden zusätzlich das Telefon- und Breitband-Internet-Angebot nutzen. Da auch andere Kabelanbieter das Triple-Play-Geschäft zunehmend beherrschen, wird diese Synergieform mit der Zeit allerdings an Bedeutung verlieren. Eine deutlich größere Herausforderung besteht darin, Synergien bei der Zulieferung von Netzebene 3 zu generieren. Die Migration von DSL-Kunden in Richtung Kabelanschluss ist nur bei Überlappung beider Netzinfrastrukturen möglich. Zudem muss jeder einzelne Kunde seine Zustimmung zum Technologiewechsel geben, was einen aufwändigen administrativen Prozess voraussetzt. Überdies muss der Anbieter zahlreichen Kunden Hardwarekosten, zum Beispiel für WLAN Router, erstatten. Der Zusammenschluss von DSL- und Kabelanbietern scheint zwar plausible Argumente für Synergien zu liefern – praktisch sind die Effekte jedoch eher gering und ihre Entwicklung benötigt zudem viel Zeit. Frank Rothauge schätzt die Chancen, dass es tatsächlich zu einem Zusammenschluss von DSL- und Kabelanbieter kommt, als eher gering ein: „Eine Akquisition von Kabel Deutschland durch Telefónica oder Vodafone ist aus unserer Sicht eher unwahrscheinlich, eine Übernahme von Kabel BW nahezu ausgeschlossen. Alle drei Synergietreiber greifen in diesen Szenarien nicht. Eine Übernahme des überlappenden Teils des Kabelnetzes von Orion durch Versatel kann hingegen sinnvoll sein.“