In der deutschen Kabelindustrie hat vor allem die Kabel Deutschland GmbH (KDG) enormes Potential, als Konsolidierer aufzutreten. Durch zweistellige Wachstumsraten bei Umsatz und EBITDA hat Deutschlands größter Kabelnetzbetreiber eine beachtliche EBITDA-Marge von 43,2 Prozent erzielt und den Kapitalzufluss im 2. Quartal 2009 mit über 86 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Die Eigentümer Providence Equity (88 Prozent) und Ontario Teachers‘ Pension Fund (8 Prozent) wären zudem in der Lage, einen Konsolidierungszug zu unterstützen. Auch Unitymedia, Deutschlands zweitgrößter Kabelanbieter, ist ein potentieller Käufer. Unitymedia hat sein EBITDA im 2. Quartal 2009 dank erheblichen Umsatzwachstums auf 48,2 Prozent oder 111,3 Millionen Euro gesteigert. Die Mehrheitseigentümer BC Partners (35,3 Prozent) und Apollo Management LP (29,2 Prozent) könnten dem Unternehmen gewiss eine aktive Rolle in der Konsolidierung ermöglichen. Kabel BW als kleinster der drei Kabelnetzbetreiber auf Netzebene 3 kommt als aktiver Käufer dagegen kaum in Frage. Mögliche weitere Käufer auf dem Kabelmarkt sind Private Equity-Häuser. Hierzu gehören zum Beispiel Apax, Apollo, BC Partners, Blackstone, Providence oder Vitruvian. Auch bei Versatel und Vodafone ist vorstellbar, dass sie unter gewissen Umständen in die Konsolidierung eingreifen. Und schließlich wird Liberty Media – einem großen, jedoch hoch verschuldeten Investor aus den USA – Interesse am deutschen Kabelmarkt nachgesagt.
Das offensichtlichste Übernahmeziel ist Orion Cable mit den Tochtergesellschaften Tele Columbus und Primacom. Orion (3,2 Millionen Kunden) gehört dem Finanzinvestor Escaline in Luxemburg. Bei diesem haben nach dem Bruch eines Kreditvertrages nun allerdings die Gläubiger weitgehend das Sagen und verlangen den Verkauf von Tele Columbus in einem formalen M&A-Prozess. Auch Kabel BW ist mittelfristig ein Übernahmekandidat. Der viertgrößte Kabelnetzbetreiber (2,3 Millionen Kunden in Baden-Württemberg) ist trotz positiver Entwicklung in den vergangenen Quartalen zu klein, um allein langfristig erfolgreich zu bestehen. Der bereits für dieses Jahr avisierte Capex von 170 bis 200 Millionen Euro und die massiven Investitionserfordernisse lassen sich in einem größeren Verbund reduzieren und leichter schultern. Auch Kabel Deutschland sollte als Übernahmeziel mittelfristig nicht außer Acht gelassen werden: Providence Equity hat seit sechseinhalb Jahren sehr erfolgreich in KDG investiert. Bei KDG stehen 2011 für das notwendige Netzwerk-Upgrade größere Investitionen an. Der Private Equity-Investor aber benötigt Barmittelzuflüsse. Insofern ist neben einem Börsengang auch ein Verkauf von KDG denkbar. Potentielle Käufer sind Vodafone und E-Plus.
Im Gegensatz zum Bundeskartellamt sehen die Verfasser der Studie weitere Zusammenschlüsse im Kabelmarkt und insbesondere auch auf der Netzebene 3 als nicht wirklich kritisch an: „Warum ein Zusammenschluss etwa von Unitymedia und Kabel BW den Wettbewerb in Deutschland nachhaltig stören sollte, ist uns nicht ersichtlich“, kommentiert Arndt Rautenberg. Im Gegenteil: „Nur auf Basis größerer Regionen und einer breiteren Kundenbasis werden die Kabelnetzbetreiber langfristig erfolgreich gegen ihre bundesweit agierenden DSL-Wettbewerber antreten können.“