Microsofts Mobil-Strategie

Die Definition von Erfolg

16. Februar 2016, 15:32 Uhr | Daniel Dubsky

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Verschiedene Wege zum gleichen Ziel

In einem Interview sagte Ballmer, wenn Microsoft wirklich »Mobile first, Cloud first« sein wolle, müsse es einen Plan für Mobilgeräte geben. Er habe das Unternehmen mit der Nokia-Übernahme auf Kurs gebracht, doch von dem sei Nadella wieder abgewichen. Sein Nachfolger brauche einen klaren Weg – er sei sicher, dass Nadella diesen noch finden werde.

Das klingt nicht nur ein wenig herablassend, sondern lässt auch zwei Tatsachen geschickt unter den Tisch fallen: Erstens, dass Microsoft damals eigentlich keine andere Wahl hatte, als Nokia zu kaufen. Der finnische Hersteller spielte nach mehrjähriger Microsoft-Partnerschaft mit dem Gedanken, sich Android zuzuwenden. Da über 90 Prozent der verkauften Windows Phones von Nokia kamen, wäre das für Microsoft eine Katastrophe gewesen. Und zweitens, dass trotz massiver Investitionen in das Betriebssystem Windows Phone, das App-Ökosystem und in Hardware-Partner der Marktanteil nur in Kleinstschritten gesteigert werden konnte. Träumte man 2012 zum Start von Windows Phone noch von 20 Prozent, so wäre man zwei Jahre später schon mit der Hälfte mehr als zufrieden gewesen. Anfänglichem Jubel über dreistellige Wachstumsraten folgte schnell die Ernüchterung, dass die Konkurrenz bei den Stückzahlen immer weiter davonzog.

Insofern war der Kurswechsel von Satya Nadella nur konsequent. Statt die Microsoft-Dienste nur als Verkaufsargument für die eigene Gerätewelt zu nutzen und die breite Masse potenzieller Nutzer auszuschließen, adressierte er gezielt die Plattformen der Konkurrenz. Der Gedanke dahinter: Mit den gewinnträchtigen Diensten lieber eine breite Nutzerschaft erreichen, als deren Erfolg dem der firmeneigenen Geräte zu opfern. Denn mit denen hätte Microsoft auch bei größerem Marktanteil kaum Geld verdient. Einnahmen wären nicht über die Geräte oder die Plattform geflossen, sondern über die Apps und die Online-Dienste. So wie es jetzt auch ist – was selbst Ballmer anerkennen muss. Hier habe Nadella die Firma sehr gut positioniert, besser als es ihm selbst möglich gewesen wäre, so der Ex-Chef. Man kann wohl davon ausgehen, dass seine Kritik auch einem Gefühl des Schmerzes entsprangt, dass Nadella das Ballmer-Erbe so schnell abgewickelt hat: die meisten Nokia-Apps eingestellt, die Smartphone-Palette ausgedünnt, das frühere Nokia-Personal zu großen Teilen entlassen und Windows 10 Mobile zugunsten der Entwicklung von Windows 10 immer wieder zurückgestellt. So wie es derzeit aussieht, scheint dies jedoch für Microsoft der bessere Weg zu sein.


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