Telematik

Die intelligente Fahrzeugvernetzung

28. Oktober 2014, 16:13 Uhr | Markus Kien, Redaktion funkschau
© Telit

Innovationen im Bereich der Telematik-Dienste verbessern die Vernetzung von Autos und Verkehrsinfrastrukturen kontinuierlich und erlauben so ganz neue Fahrerlebnisse. Telit nimmt sich dieser Thematik unter anderem mit dem Unternehmensbereich Automotive Solutions an und bietet eine Lösung als Komplettpaket an.

Wie ein „Smartphone auf Rädern“ bietet das vernetzte Auto inzwischen eine Vielzahl an Unterhaltungs-, Verkehrs- und Navigationsdiensten sowie Wartungs- und Sicherheits-Features an. Technisch möglich wird dies durch M2M-Lösungen wie zum Beispiel „ATOP“ (Automotive Telematics On Board Unit Platform), die Telit Wireless Solutions im April diesen Jahres von NXP Semiconductors übernommen hatte. Mit Atop können Automobilhersteller „eCall“ oder ähnliche Funktionalitäten in einem einzigen, kompakten Paket implementieren. Dies senkt Komplexität und Kosten des Fahrzeugdesigns, der Verwaltung von Kundendaten sowie der Einhaltung ge-setzlicher Vorgaben. Zeitgleich gründete Telit den neuen Unternehmensbereich Telit Automotive Solutions, der sich ausschließlich auf die OEM- und Tier-One-Märkte im Automobilsektor konzentriert. Mehr zu den Hintergründen im Interview.

m2mXpert: Welche Telematik-Trends verändern den Automobilbereich?

Dominikus Hierl: Heute ist ein vernetzter Lebensstil üblich – Smartphone oder Tablets sind ständige Begleiter. Beim Autofahren ist der Zugriff allerdings aus guten Gründen noch begrenzt. Das mögen manche Fahrer als angenehm empfinden, andere erwarten jedoch eine vollständige Konnektivität zu jeder Zeit an jedem Ort. Und genau darauf reagieren die Autohersteller derzeit mit entsprechenden Angeboten. Hier sind zwei Aspekte besonders wichtig: einerseits geht es darum, den Fahrer optimal mit Echtzeit-Informationen zu unterstützen, etwa vorausschauend bei Stauentwicklungen oder in Verbindung mit Assistenzsystemen, die in Notfallsituationen für eine schnelle Hilfe sorgen. Andererseits ist eine reibungslose Webanbindung ein wichtiges Thema, damit Mitfahrer zum Beispiel Filme anschauen oder sich während der Fahrt über Sehenswürdigkeiten in der Nähe informieren können.

Das wichtigste Ziel der Automobilindus-trie ist aber die vernetzte Kommunikation zwischen Fahrzeugen und der Infrastruktur. Sensoren in Fahrbahnmarkierungen, Bordsteinen und den Fahrzeugen könnten das schon bald möglich machen. Dies wird mittelfristig die Verkehrssicherheit erheblich verbessern, langfristig gesehen kann das sogar der erste Schritt zu einem vollständig autonomen Fahren sein.

Man sollte außerdem berücksichtigen, dass diese Vernetzung momentan in den wichtigsten Märkten der Automobilindustrie durch staatliche Initiativen beschleunigt wird: in Europa beispielsweise durch Themen wie „eCall“, „ERA-GLONASS“ oder Mautsysteme, in den USA durch neue Regularien zur Verkehrssicherheit. Natürlich werden hier auch die Aspekte Datensammlung- und Sicherheit noch zentrale Rollen spielen.

Für den Fahrer mag das im Ergebnis alles sehr angenehm sein, für OEM (Original-Equipment-Manufacturer) und Zulieferer schafft es aber erst einmal eine erhebliche Komplexität. Denn sie müssen nicht nur Kundenwünsche berücksichtigen, gesetz-liche Vorschriften einhalten und Sicherheitsrisiken minimieren, sondern auch noch globale Veränderungen bei Mobilfunk- oder GPS-Technologien ständig auf dem Radar haben. Deswegen bieten wir Module und Lösungen wie Atop an, die aktuellste Kerntechnologien integrieren und
speziell auf die Entwicklungszyklen und das Prozessmanagement der Automobil-Branche abgestimmt sind.

m2mXpert: Was leistet Atop, technologisch gesehen?

Hierl: Atop ist eine integrierte, zertifizierte Telematik-Komponente/Plattform und mit den Maßen 33 x 33 x 3 mm besonders klein. Sie ist weltweit in allen Mobilfunknetzen einsetzbar und verfügt über alle erforderlichen Funktionen, um unabhängige On-Board-Units für Maut, E-Call und andere zertifizierte Dienste und Anwendungen herzustellen. Zudem bietet sie zahlreiche Schnittstellen wie CAN und USB, mehrere serielle Inter-Prozessor-Busse, A/D- und D/A-Wandler sowie analoge Ein- und Ausgänge für Audio-Signale.
Softwareseitig hat Atop eine offene Entwicklungsumgebung auf Basis von IBM‘s J9-VM, kann also Java-Code ausführen. Wir liefern die Hardware ohne die Tele-matik-Anwendung als solche, sondern offerieren den Kunden ein breites Spektrum geprüfter Applikationen und APIs. Das entspricht genau dem Bedarf der Automobilhersteller, jedes Endgerät ganz individuell für die eigenen Zwecke zu gestalten und sich – noch wichtiger – mit speziellen Anwendungen vom Wettbewerb zu differenzieren.

Der Gestaltungspielraum der Hersteller ist also nicht mehr durch vorgegebene Softwarelösungen beziehungsweise deren Entwicklungszyklen limitiert, was man durchaus als wichtigen Paradigmenwechsel bezeichnen kann. Stattdessen lässt sich der Anwendungscode nun während der gesamten Lebensdauer des Fahrzeugs
problemlos und schnell ändern.

Atop verfügt zudem bereits über Funktionen für eine sichere Zusammenarbeit mit Systemen, in denen mehrere Telematik-Anwendungen parallel laufen. Mit Blick auf das genannte Beispiel der Vernetzung mit Verkehrsinfrastrukturen ist das ein wichtiges Leistungsmerkmal – zukünftige Telematik-Lösungen werden sich nach dem „Plug-and-Play“-Prinzip schnell einbinden lassen. Dank dreier Prozessoren verfügt Atop bereits jetzt über eine hohe Rechenleistung, die dem steigenden Datenvolumen aus unterschiedlichen Quellen gerecht wird. Ein Anwendungsprozessor dient zum Betrieb der Java-VM für die einfache Code-Generierung und Portabilität. Ein spezieller Schnittstellenprozessor verwaltet die Fahrzeugschnittstelle und unterstützt verschiedene Technologien einschließlich CAN, USB, Ethernet, UART und ADC. Ergänzend schützt die optionale „SmartMX“ Smartcard-CPU mit dem Java-Card-Betriebssystem JCOP durch die integrierte, hardwarebasierte Sicherheitsfunktionalität zuverlässig vor Betrug und bietet jene Datenintegrität, die End-to-End-Transaktionssysteme gemäß Common-Criteria-5+ gewährleisten müssen.

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