Die Chiphersteller kämpfen mit harten Bandagen. Nachdem die EU-Kommission bereits Intel wegen Wettbewerbsbehinderung zu einer Milliardenstrafe verurteilt hat, nimmt Brüssel mit Qualcomm einen weiteren Chiphersteller ins Visier.
Die EU-Kommission hat zwei Kartellrechtsuntersuchungen gegen Qualcomm eingeleitet. Die Wettbewerbshüter in Brüssel prüfen, ob der Chiphersteller seine Marktstellung missbraucht hat, um sich Vorteile zu sichern. Gegenstand der Untersuchung sind die Basisband-Chipsätze für 3G (UTMS) und 4G (LTE), die in mobilen Breitbandgeräten wie Smartphones oder Tablets zum Einsatz kommen und für die Stimm- als auch die Datenübertragung verwendet werden. Qualcomm ist weltweit der größte Anbieter von Basisband-Chipsätzen.
Diese Marktmacht soll der Hersteller genutzt haben und Kunden Zahlungen, Rabatte oder andere finanzielle Anreize angeboten haben, wenn sie exklusiv oder fast ausschließlich Qualcomm-Chips kaufen. Dieses Vorgehen erinnert stark an Intel, das ebenfalls mit solchen Methoden die Konkurrenzfähigkeit der Wettbewerber untergraben hat. Damals hatte der weltgrößte Chiphersteller großen Elektromarktketten wie Media Markt ebenfalls finanzielle Anreize angeboten, sollten diese ausschließlich PCs mit Intel-Chip verkaufen. Die EU-Kommission verurteilte Intel damals zu einer Milliardenstrafe.
Die zweite Untersuchung befasst sich mit der Frage, ob Qualcomm einer aggressiven Preispolitik verfolgt und 3G-Chips unterhalb der Herstellerkosten auf dem Markt anbietet, um Wettbewerber vom Markt zu verdrängen. »Mit diesen Untersuchungen wollen wir sicherstellen, dass Hightech-Unternehmen auf dem Markt bestehen können, weil sie gute Produkte anbieten. Der Kundenkreis für Chipsätze ist sehr groß, denn Chipsätze werden in elektronischen Geräten wie Mobiltelefonen und Tablets verwendet, und wir wollen dafür sorgen, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis letztendlich stimmt«, sagt die für Wettbewerbspolitik zuständige EU-Kommissarin, Margrethe Vestager. Um einen fairen Wettbewerb zu garantieren, nehmen die Wettbewerbshüter in Brüssel nun die Tricks der Hersteller unter die Lupe.