Schwere Zeiten für "Made in Germany"

EU-Vorstoß gefährdet das Gütesiegel

29. Juli 2014, 14:10 Uhr | Dr. Jürgen Varwig, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Qualität e.V. (DGQ)

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Fokus auf den Produktionsort greift zu kurz

Der reine Fokus auf den Herstellungsort konterkariert und relativiert den aktuellen Wert des Gütesiegels „Made in Germany“, das für Kunden – sowohl B2C als auch B2B gleichermaßen – ein Symbol für nachhaltig gute Qualität, Sicherheit und einen hohen technischen Standard ist. Diese Wahrnehmung belegen aktuelle Studien: So steht das renommierte Label für mehr als zwei Drittel (67 Prozent) der deutschen Verbraucher für hohe Qualitäts- und Sicherheitsstandards und genießt für 77 Prozent hohes Ansehen im In- und Ausland. Mehr als die Hälfte (58 Prozent) der Deutschen achten bei der Kaufentscheidung sogar ganz explizit auf Qualität „Made in Germany“.

Keine Rückschlüsse im Sinne des Verbraucherschutzes

Kaufentscheidende Parameter wie Qualität oder Sicherheit finden bei einer Herkunftsbezeichnung, die sich allein an den handelspolitischen Zollvorschriften orientiert, keine Berücksichtigung – ebenso wenig wie die Produktionsbedingungen oder die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards vor Ort. Qualitativ hochwertige und nach deutschen Standards nachhaltig produzierte Erzeugnisse können demnach denselben zollrechtlichen Ursprung haben wie qualitativ minderwertige Produkte mit geringen Sicherheitsstandards – und zukünftig mit dem gleichen Herkunftsland gekennzeichnet sein.

Mehr Sicherheit und Transparenz im Sinne des europäischen Verbraucherschutzes sind mit der geplanten EU-Verordnung aus Sicht der Deutschen Gesellschaft für Qualität e.V. (DGQ) nicht zu erzielen. Denn die Qualität eines Produktes hängt nicht von seinem zollrechtlichen Ursprung ab, und der Fertigungsort allein ist noch kein Qualitätsgarant. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund dürfte der Mehrwert der geplanten Kennzeichnungspflicht für Verbraucher und Geschäftskunden mehr als fraglich sein – die Herkunftsbezeichnung wird für den Kunden zu einer nichtssagenden leeren Worthülse.

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