Der Erhalt des Markenwertes von "Made in Germany" ist trotz historisch gewachsener Strahlkraft nicht selbstverständlich. Wie schnell grundsätzlich Zweifel an der Zukunftsfähigkeit des Gütesiegels entstehen, zeigt der Abgas-Skandal bei Volkswagen im letzten Jahr.
Theoretisch bergen Krisen wie der VW-Skandal das Potenzial, nicht nur einzelne Marken, sondern ganze Branchen – oder auch ein Gütesiegel wie „Made in Germany“ – in Misskredit zu bringen, mit entsprechenden Folgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Bisher konnte das Gütesiegel, das weltweit für Premium-Qualität steht, solchen Herausforderungen unbeschadet trotzen. Dennoch muss Deutschland wichtige Weichen stellen, um „Made in Germany“ erfolgreich für die Zukunft aufzustellen.
Die Auswirkungen des VW-Skandals
„Made in Germany“ genießt nicht nur bei deutschen Verbrauchern einen exzellenten Ruf. Das Vertrauen, das den entsprechenden Produkten auch im Ausland entgegengebracht wird, spiegelt sich in den starken Exportzahlen wider, die Deutschland Jahr für Jahr verzeichnet. Auch die Investitionsbereitschaft ausländischer Investoren spricht eine deutliche Sprache: Die Übernahmeangebote chinesischer Firmen etwa haben 2016 deutlich zugelegt. Im Fokus stehen Branchen, die „Made in Germany“ groß gemacht haben: die Industriegüterindustrie und der Maschinenbau.
In Folge des Abgas-Skandals wurden mögliche negative Auswirkungen auf das Gütesiegel „Made in Germany“ angeregt diskutiert. Die Deutsche Gesellschaft für Qualität e.V. (DGQ) riet damals dazu, die Diskussion um die Zukunftsfähigkeit des Gütesiegels verantwortungsbewusst zu führen: das heißt, ernstzunehmende Aufklärungsarbeit zu leisten, aber keinen vorschnellen Abgesang anzustimmen, der das Vertrauen der Verbraucher im In- und Ausland unverhältnismäßig erschüttert. „Made in Germany“ gilt als das Ländersiegel mit dem weltweit dritthöchsten Wert. Laut den Marktforschern von Global Market Insite belief sich sein Wert 2013 auf 3.836 Milliarden Euro. Diesen Status, und das der Marke weltweit entgegengebrachte Vertrauen, hat es verdient.
Dass das Gütesiegel auch in Krisenzeiten von seinem guten Image profitiert, hat letztlich das Beispiel VW gezeigt. Eine im Oktober 2015 von der DGQ in Auftrag gegebene Umfrage kam zu dem Ergebnis, dass deutsche Verbraucher davon ausgehen, dass die Vorkommnisse keine oder wenn, dann eher kurzfristige Auswirkungen auf das Markenimage von „Made in Germany“ haben werden (siehe auch Abbildungen auf der Folgeseite). Nur jeder Fünfte ging von langfristigen Schäden aus. Für die Befragten stand „Made in Germany“ auch in Zeiten der Krise für hochwertige Verarbeitung, Zuverlässigkeit und herausragende Qualität. Für mehr als die Hälfte war das Gütesiegel ein wichtiges Kaufkriterium – generell oder bei der Anschaffung bestimmter Produkte wie Elektrogeräte oder auch Autos.
Krisen wie diese zeigen, dass das Gütesiegel mehr ist als das Produkt einer einzelnen Marke oder eines einzelnen Unternehmens, sondern eine Haltung, die von Millionen Menschen und in zahlreichen Unternehmen gelebt wird. Ein unmittelbarer Bedeutungsverlust steht aus Sicht der DGQ nicht bevor.