Schwere Zeiten für "Made in Germany"

EU-Vorstoß gefährdet das Gütesiegel

29. Juli 2014, 14:10 Uhr | Dr. Jürgen Varwig, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Qualität e.V. (DGQ)
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Das Europäische Parlament setzt sich für eine Regulierung von Herkunftsbezeichnungen ein. Was dieser Vorstoß für die deutsche Wirtschaft und die Zukunft von Qualität „Made in Germany“ bedeutet, kommentiert Dr. Jürgen Varwig, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Qualität e.V. (DGQ).

„Made in Germany“: Was für deutsche Konsumenten als eines der zentralen Kennzeichnungen für Produktqualität, Sicherheit und Vertrauen gilt, hat sich international als Erfolgsgarant und entscheidendes Verkaufsargument im globalen Wettbewerb etabliert. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen, deren Bekanntheit auf den globalen Märkten begrenzt ist, profitieren von der positiven Wahrnehmung des renommierten Gütesiegels im internationalen Wettbewerb. Doch wenn es nach den Plänen der Europäischen Union geht, könnte damit bald Schluss sein.

Das zumindest ist bei näherer Betrachtung des aktuellen EU-Vorstoßes zur Verbesserung des Verbraucherschutzes in Europa zu befürchten, der unter anderem eine Neuregelung der Kennzeichnungspflicht für alle Produkte auf dem europäischen Binnenmarkt vorsieht. War es den Anbietern bislang freigestellt, das Herkunftsland auf ihren Erzeugnissen kenntlich zu machen, soll die „Made in“-Angabe nach den Wünschen der Europäischen Kommission zukünftig für alle Produkte – mit Ausnahme von Lebensmitteln – verpflichtend werden.

Zollvorschriften als Maßstab

Doch was den Verbraucherschutz verbessern sowie nachhaltigem, intelligentem und integrativem Wachstum auf dem europäischen Binnenmarkt dienen soll, setzt an der falschen Stelle an. Denn anstelle eines echten Mehrwertes für die Verbesserung von Produktsicherheit und -qualität drohen durch die Reglementierung drastische Folgen für die deutsche Wirtschaft: Geht es nach dem Vorschlag der EU-Kommission, soll sich die geforderte Pflichtangabe des Herkunftslandes an den EU-Zollregeln orientieren – einhergehend mit einem geänderten Zollkodex. Maßgeblich für die Herkunftsbezeichnung wäre damit nicht mehr Ort des letzten maßgeblichen Verarbeitungsschrittes, sondern der des größten wertsteigernden Teils des Herstellungsprozesses.

Für viele deutsche Hersteller würde das den Verlust des „Made in Germany“-Siegels und damit eines zentralen Umsatzfaktors bedeuten. Denn mit dieser Regulierung dürften in Zeiten globaler Wertschöpfungsketten und länderübergreifender Produktionsprozesse Produkte, die in Deutschland entwickelt und nach deutschen Standards im Ausland produziert und kontrolliert werden, künftig nicht mehr unter deutscher Flagge in den Verkauf gebracht werden.

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