Eine erste Auswertung der Erhebung des Fraunhofer-Instituts FIT zum Thema Home Office ergab, dass das Gros der Befragten mit der Heimarbeit zufrieden ist. In Sachen Produktivität schätzen sich Männer höher als Frauen ein. Hier spielt das familiäre Umfeld eine entscheidende Rolle.
Am 1. April fiel der Startschuss für eine neue Home-Office-Umfrage des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik. Die Forschungseinrichtung möchte damit erfahren, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Situation erleben und gleichzeitig feststellen, wo Verbesserungspotenziale vorhanden sind. Dabei sollen auch zeitliche Veränderungen und Lernprozesse über die Dauer betrachtet werden. Bis dato haben sich 1260 Personen daran beteiligt. Bei den Teilnehmenden handelt es sich überwiegend um Beschäftigte aus den Branchen Forschung und Entwicklung (48 Prozent) sowie IT, Telekommunikation und Medien (27 Prozent).
Gemäß der Auswertung der ersten knapp 500 Fragebogen aus der ersten Woche (1. bis 7. April 2020) sind 79 Prozent der Frauen und 85 Prozent der Männer zufrieden im Home Office. Während nur 20 Prozent der Männer Produktivitätseinbußen im Home Office anmelden, sind es bei den Frauen 34 Prozent. Hier spielt das familiäre Umfeld eine bedeutende Rolle. Sofern im Haushalt Kinder unter zwölf Jahren leben, berichten 37 Prozent von einem Produktivitätsdefizit. Bei Haushalten ohne Kinder unter zwölf Jahren ergeht es nur 23 Prozent der Befragten ähnlich.
Zufriedenheit im Home Office
Offenbar ist eine als erfolgreich empfundene Leistung ein ausschlaggebender Faktor für Zufriedenheit im Home Office und wichtiger als die soziale Nähe zu den Kolleginnen und Kollegen. So sind 79 Prozent der weiblichen und 85 Prozent der männlichen Befragten zufrieden im Home Office, obwohl sozialer und professioneller Austausch, Unterstützung sowie Verbundenheit im Team als eher schlecht bewertet werden. Allerdings hat die Umfrage ergeben, dass die reibungslose aufgabenbezogene Kommunikation einen stärkeren Zusammenhang mit der Zufriedenheit aufweist, als die informelle Kollegenkommunikation und das Gefühl von Teamgeist.
»Allgemein werden technische und arbeitsorganisatorische Faktoren als einflussreicher für eine reibungslose Arbeit im Homeoffice betrachtet als menschliche Faktoren, wie etwa die mangelnde Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben und der fehlende spontane Kollegenaustausch. Allerdings zeigt sich, dass gerade diese Faktoren negativ mit der Zufriedenheit in Zusammenhang stehen«, erklärt Wolfgang Prinz, stellv. Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik FIT.
Wichtige Faktoren für erfolgreiches Home Office
Die Aufrechterhaltung täglicher Arbeitsroutinen auf individueller Ebene sowie im Team wird durch eine gute technische Ausstattung, regelmäßige Team-Meetings, eine klare Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben und geeignete Räumlichkeiten günstig beeinflusst. Diese Faktoren wirken sich stark auf die Arbeitszufriedenheit im Home Office aus. Für einen optimalen Betrieb der technischen Ausstattung erweist sich Unterstützung von außen als förderlich – etwa durch Kolleginnen und Kollegen oder den Arbeitgeber. Letzterer nimmt die Schlüsselrolle bei der Gewährleistung der guten Funktionalität technischer Hilfsmittel ein und sein Beitrag wird als besonders wichtig empfunden.
Häufige Stolpersteine
Zu viele verschiedene technische Medien erschweren die Kommunikation untereinander. Zudem sind virtuelle Lösungen kein Ersatz für das Menschliche. Ausbleibende physische Nähe im Home Office wirkt sich ungünstig auf tägliche Arbeitsroutinen aus. Insgesamt findet im Home Office deutlich weniger Kommunikation statt.
Gesteigerte Produktivität
Insgesamt fühlen sich die Befragten im Home Office produktiver. Knapp 40 Prozent schätzen die eigene Produktivität höher als bei der Arbeit vor Ort ein und knapp 15 Prozent empfinden sie sogar als wesentlich höher. In puncto Produktivität ist das Ergebnis hingegen durchwachsen. Während die Hälfte der Teilnehmenden die Produktivität als gleich hoch betrachtet, verteilt sich die andere Hälfte auf höhere und niedrigere Einschätzungen (jeweils etwa 25 Prozent). Gründe für die abweichenden Einschätzungen auf diesem Gebiet sind gemäß der vorliegenden Daten vermutlich die Erreichbarkeit der Kolleginnen und Kollegen sowie die technische Ausstattung. Ebenso sind Geschlecht und das Vorhandensein von Kindern unter zwölf Jahren ausschlaggebend hierfür (siehe Vereinbarkeit von Familie und Beruf)..
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Sofern betreuungspflichtige Kinder (unter zwölf Jahren) im Haushalt leben, sind ein Viertel der im Home Office Beschäftigten unzufrieden mit ihrer Arbeitssituation. Anders sieht das bei Personen ohne Kinder in diesem Alter aus: Hier pflichten dem nur 15 Prozent bei. Befinden sich Kinder unter zwölf Jahren im Haushalt, empfinden 37 Prozent ihre Produktivität als geringer, wohingegen dies bei nur 23 Prozent ohne Kinder unter zwölf Jahren zutrifft.