Nachdem die EU-Kommission schon den weltgrößten Chiphersteller Intel wegen Wettbewerbsbehinderung zu einer Strafe in Höhe von 1,43 Mrd. Dollar verurteilt hatte, nehmen sich die Wettbewerbshüter in Brüssel nun Modem-Marktführer Qualcomm vor. Gleich zwei Untersuchungsverfahren wurden eröffnet.
Die erste Untersuchung betrifft Basisband-Chips für 3G (UMTS) und 4G (LTE), die in Smartphones und Tablets zum Einsatz kommen, und erinnert an das Intel-Verfahren. Hier soll festgestellt werden, ob Qualcomm seinen Kunden finanzielle Vorteile gewährt hat, wenn sich diese im Gegenzug verpflichtet haben, Basisband-Chips exklusiv oder fast exklusiv von Qualcomm zu kaufen. Gleiches soll Intel seinerzeit großen Elektronik-Märkten wie Media-Markt angeboten haben, wenn diese ausschließlich PCs mit Intel-CPUs verkauft haben.
Die zweite Untersuchung betrifft die Frage, ob Qualcomm 3G-Chips unterhalb der Herstellungskosten verkauft hat, um Wettbewerber aus dem Markt zu drängen.
EU-Kommissarin Margarethe Vestager bergründete die Untersuchungen damit, dass man sicherstellen wolle, dass „Kunden von Smartphones und Tablets einen Gegenwert für ihr Geld erhalten“.
Da es keine Deadline für derartige Untersuchungen gibt und die Erfahrung des Intel-Falls existiert, kann man davon ausgehen, dass das Ganze mehrere Jahre dauern wird, bevor es zu einer abschließenden Entscheidung kommt.
Erst im Februar hatte Qualcomm hat eine Einigung mit Chinas staatlicher Kommission für Entwicklung und Reform bezüglich wettbewerbswidrigen Verhaltens bei der Lizensierung von Funktechnologie erzielt. Diese beinhaltet geringere Lizenzgebühren und eine hohe Strafzahlung-
4.000 Mitarbeiter sollen entlassen werden
Derweil wurde aus sogenannten „Sources close to the company“ bekannt, dass Qualcomm auf dem nächsten Investorentreffen am 22. Juli eine weitere Entlassungswelle bekanntgeben wolle – diesmal soll es 4.000 Mitarbeiter treffen. Bereits im Dezember 2014 hatte Qualcomm zunächst den Wegfall von 900 Stellen bestätigt, am Ende aber sogar 1500 Mitarbeiter entlassen. Bei Qualcomm arbeiten aktuell ca. 31.300 Menschen. Der schärfte Rivale, der taiwanische Hersteller MediaTek, beschäftigt nur ca. 10.000 Angestellte. Sollte Qualcomm tatsächlich 4000 Stellen streichen, entspräche das also rund 12,8 % seiner Belegschaft.