Das "Internet of Things", kurz IoT, gilt als einer der technologischen Megatrends unserer Zeit. Wie es mit Hypes nun mal so ist, reden alle darüber – doch wenn es darum geht, den Begriff zu konkretisieren, tut man sich bisweilen schwer.
Vereinfacht ausgedrückt beschreibt das Internet der Dinge die zunehmende Vernetzung von Endgeräten via Sendern, Sensoren und IP-Netz. Spannend wird es besonders dann, wenn diese Endgeräte untereinander sowie mit einem Backend verbunden sind und somit innerhalb eines Netzwerks in besteh-ende Systeme und Prozesse integriert werden. So können unter anderem, speziell im industriellen Kontext, manuelle Vorgänge automatisiert und technische Prozesse in realer Zeit überwacht werden.
Die Schattenseiten
Doch was sich in der Theorie gut anhört, ist in der Realität nicht ganz unkritisch: Zum einen entstehen durch das IoT gewaltige Datenmengen – Stichwort Big Data. Diese gilt es möglichst schnell und effizient auszuwerten und nutzbar zu machen. Kein leichtes Unterfangen.
Auf der anderen Seite hat die Vielfalt der zur Verfügung stehenden Endgeräte zur Folge, dass man bisweilen „lost in IoT“ ist. Ob Waschmaschine, Fließband oder das Windrad vor der Nordseeküste – das Spektrum der zu vernetzenden Dinge scheint unendlich groß und damit einhergehend auch die Möglichkeit, sich in den selbigen zu verlieren. Das trifft besonders dann zu, wenn Vernetzung lediglich um der Vernetzung willen betrieben wird, ohne einen wirklichen Nutzen für den Anwender erkennen zu lassen. In der Öffentlichkeit ist daher unter dem Claim „Internet of Shit“ eine kontroverse Diskussion über die Sinnhaftigkeit des IoT und die Richtung entbrannt, in welche sich die Technologie zur Vernetzung von Produkten entwickelt. Im Mittelpunkt die Erkenntnis: Nicht immer erweist es sich als die beste Maßnahme, auf alles einfach einen Chip oder Sensor zu packen. Als Beispiel seien nur genannt: ein WLAN-Safe, der via Mobile App und Touch ID geöffnet wird; ein WLAN-fähiger Löffel, der sich merkt, welche Speisen der Konsument genießt sowie ein Hochstuhl für Kinder, der sich per Smartphone steuern lässt, damit das Kind immer passend am Esstisch ausgerichtet ist. Dazu gibt es ergänzend die passende App, die kontrolliert, dass die Gewichtszunahme des Kindes akkurat verläuft.
Hinzu kommt die zum Teil noch unausgereifte Sicherheit der Produkte. Ein Grund hierfür ist im privaten Umfeld sicherlich, dass es an der nötigen Standardisierung mangelt. Jeder Hersteller „kocht sein eigenes Süppchen“ – Interoperabilität und Kompatibilität der Lösungen lassen bisweilen noch zu wünschen übrig. Damit das „Smart Home“ jedoch nicht zum „Monster House“ mutiert, müssen alle an einem Strang ziehen. Ebenso gefährlich wie Angriffe auf sind auch Angriffe durch das Internet of Things – und die haben eine ganz andere Qualität. Man denke nur an den DDoS-Angriff auf den DNS-Provider Dyn, der große Dienste wie Netflix, Spotify und Twitter teilweise ausknockte. Die Attacke erreichte dabei eine neue Dimension: Dyn wurde mit über einem Terabit pro Sekunde bombardiert. Dem Mirai-Botnetz, das hinter der Attacke steckte, kam die Flut schlecht gesicherter IoT-Geräte geradezu gerufen: Es besteht aus etwa 500.000 Devices, überwiegend digitale Videorecorder und Webcams. Eine weitere Schwachstelle ist die schnelllebige Update-Politik: Haushaltsgeräte mit einer Lebensdauer von bisweilen 15 Jahren tragen plötzlich Technik in sich, die schon nach zwei Jahren veraltet ist, nur weil nicht regelmäßig Updates gefahren werden. Was passieren kann, wenn Software im Einsatz ist, für die es keine Updates mehr gibt, hat der Fall „WannaCry“ in diesem Jahr (leider) eindrucksvoll gezeigt. Auf diese Weise kann jedes Device zum potenziellen Einfallstor für Kriminelle werden.
Blaue oder rote Pille?
Hersteller und Anwender sind in diesem Fall gleichermaßen gefordert, wachsam zu bleiben und verantwortungsbewusst zu handeln. Ähnlich wie Neo im Kinofilm Matrix hilft hier nur der Griff zur roten Pille und die Erkenntnis: Nichtwissen ist kein Segen! Die Augen vor den Sicherheitslücken des IoT zu verschließen, ist keine Lösung.