funkschau: Wie sollte die Angebotspalette konzipiert sein?
Hustedt: Es ist heute nicht mehr ausreichend, seinen Kunden allein Internet-Dienstleistungen anzubieten – zu groß ist in diesem Bereich die Gefahr, in einen Preiswettbewerb hineingezogen zu werden. Ebenso wenig genügt es, nur größere Bandbreiten anzubieten. Vielmehr sollte sich das Angebot eines Regionalbetreibers durch Alleinstellungsmerkmale und lokale Mehrwertdienste abheben.
Aktuelle Beispiele für solche Leistungen sind Umzugs-, Installations- oder Entstörungsleistungen – langfristig kann hier das Angebot auch durchaus im Smart-Grid-Bereich durch dediziertes Home-Shopping, Lokalfernsehen oder auch medizinische Dienste ausgebaut werden. Wichtig für die Kundenbindung ist es vor allem, das Angebot schrittweise aufzubauen und nach und nach um neue Mehrwertdienste zu erweitern.
funkschau: Welche Netzwerkebene sollte vermarktet werden?
Hustedt: Bei der Vermarktung sind drei wesentliche Ebenen zu unterscheiden: die Vermarktung der passiven Infrastruktur (Verkabelung), die Vermarktung von Netzzugängen und Bandbreiten auf Bitstromebene und die Vermarktung von Diensten auf Internet-Ebene.
Die unterste Ebene ist die Vermarktung der passiven Infrastruktur, bei der nur unbeleuchtete Fasern vermietet werden. Die zweite Ebene gestaltet sich auch operativ – sie bezieht also aktive Netzelemente und Komponenten mit zur Steuerung der Datenströme (Open-Access mit Bitstromzugang) ein.
Die dritte Ebene ist aufwendiger, denn hier geht es unter anderem darum, eigene Endkundendienstleistungen zu generieren, zu transportieren, zu verwalten, sicherzustellen und gegenüber Endkunden abzurechnen. Diese Leistungen müssen individuell an die Bedürfnisse und Anforderungen des Marktes angepasst werden. Zusätzlich können auch Services anderer Anbieter mit eingebunden werden („White Label“).
Mit den Investitionen in den Betrieb eines Netzwerkes und der damit einhergehenden Schaffung von Diensten geht für Regional-Carrier die Wertschöpfung erheblich tiefer. Auf diese Weise lässt sich die Kundenbindung verstärken – wenn es gelingt, von den Kunden als Anbieter hochwertiger Produkte und Zusatzdienste akzeptiert zu werden.