funkschau: Carrier-Ethernet ist eine globale Erfolgsgeschichte und wird auch in Deutschland breitflächig von Carriern und Providern angeboten. Ist das Thema auch schon bei den Unternehmen angekommen ?
Carsten Rossenhövel: Die wesentlichen Bestandteile von CE 2.0 überlappen mit Anforderungen von Unternehmen seit langem: Anwendungsspezifische Dienstqualität, gutes SLA-Monitoring und schnelle Fehlerbeseitigung, vollständige geographische Abdeckung durch die Zusammenschaltung von Netzbetreibern. MEF und CE 2.0 sind allerdings selten explizit im Fokus von Unternehmen, zum Beispiel bei Ausschreibungen - das ist ein Bereich für Verbesserungen.
funkschau: Welche Business-Services sind für Unternehmen von größter Bedeutung?
Rossenhövel: Punkt-zu-Punkt-E-Line-Dienste sind wichtig für Unternehmen, die herkömmliche E1- oder SDH-Dienste durch besser skalierende Carrier-Ethernet-Services ablösen wollen. Für eine zweite Gruppe von großen Unternehmen mit mehreren Standorten sind E-LAN-Mehrpunktdienste hilfreich als Alternative zu IP-VPNs.
funkschau: Carrier-Ethernet gilt als „Enabler“ für Cloud-Anwendungen. Welche Vorzüge bieten sich für Cloud-Nutzer mit CE?
Rossenhövel: Ein zuverlässiger und sicherer Zugang zu Cloud-Providern wird sich als Schlüssel für den Erfolg von Cloud-Diensten erweisen. Carrier-Ethernet ist aufgrund der einfachen Managebarkeit, guten Interoperabilität mit Unternehmens-internen Netzen und der nahezu unbegrenzten Skalierbarkeit prädestiniert für den Cloud-Zugang.
funkschau: Welche Rolle spielt nach ihrer Erfahrung die Kompatibilität von Produkten und Services mit den Standards des Metro Ethernet Forums?
Rossenhövel: Heutige Service-Provider- und Unternehmensnetze sind erst durch die breite Standardisierung möglich geworden. Innovation und wettbewerbsfähige Preise für Ausrüstung und Services entstehen erst in einem breiten, standardisierten Markt. Als führendes unabhängiges Testlabor testet EANTC die Interoperabilität von Carrier-Ethernet für Hersteller und Netzbetreiber sehr intensiv.
funkschau: Im Frühjahr 2012 wurde CE 2.0 vorgestellt. Wie steht es um die Umsetzung der neuen Version in der Praxis?
Rossenhövel: Wir sehen große Unterschiede im Markt zwischen Marketing und tatsächlicher Implementierung im Feld. Die CE-2.0-Zertifizierung des MEF prüft einmalig das Netzdesign an bestimmten Punkten. Der großflächige Rollout, die Verfügbarkeit in regionalen Märkten in
Europa, die kontinuierliche Qualitätssicherung und die Integration von Herstellerlösungen, Netzdienstleistungen und Unternehmensanforderungen ist daher unser Hauptfokus.