Grund zu einer großen Feier 2017 am Firmensitz in Hartmannsdorf hätte man eigentlich nicht gehabt, doch Firmengründer Gunnar Grosse wollte große Kino und bestellte Politprominenz zum Firmenjubiläum und zur Staffelübergabe an das altbewährte fünfköpfige Management, das Komsa mitaufgebaut hatte und nun führen soll. Die Gründervorstände Grosse und Jürgen Unger wechselten in den Aufsichtsrat. Grosse bekam großes Kino, sein Kompagnon Unger, bis dato operativer Kopf der Komsa, wollte es indes mit Blick auf die Bilanz nicht. Durchsetzen konnte er sich nicht, er blieb der großen Feier Anfang Mai 2017, bei der Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich zugegen war, demonstrativ fern.
Hier der Vorzeigeunternehmer aus Schweden, der zusammen mit Unger und zwei weiteren Gründern den TK-Boom Anfang der 90er Jahre nutzte, einen der größten Familienunternehmen in Ostdeutschland aufzog und den Erfolg gerne nach außen zeigte. Dort der bodenständige Unternehmer aus Sosa, tiefes Erzgebirge, der es gewohnt war, nur „solche Brötchen zu backen, die man auch essen kann“, wie ein Ex-Komsianer ihn beschreibt. Das Tischtuch zwischen dem heute 62-jährigen Unger und dem 20 Jahre älteren Grosse ist zerrissen. Der Bruch geht bis heute durch den Aufsichtsrat, den Gosses Frau Kerstin, 54, leitet. An ihrer Seite: Der Aufsichrat Unger, der Minderheitsanteile hält – wie so einige Komsianer. Und Ex-Mitarbeiter, drunter einige, die nicht wohl gelitten sind, aber als Aktionäre zur Hauptversammlung eingeladen werden müssen.
„Turnaround geschafft“ – trotzdem zieht Grosse die Reißleine
Der neue fünfköpfige Vorstand ab 2017, allesamt erfahrene, langjährige Führungskräfte - CEO Uwe Bauer ist seit der Jahrtausendwende dabei, er hat die Fachhandelskooperation Aetka aufgebaut – beginnt Komsa auf profitablen Kurs zu bringen, was auch gelingt. Der Umsatz stabilisiert sich in Folge auf über 1,1 Milliarden Euro. Komsa hält mit dem bescheidenen TK-Marktwachstum von rund einem Prozent mit, mehr aber auch nicht. Die Zahl der Mitarbeiter indes sinkt: auf zunächst 1.600, schließlich auf die heutige Zahl von rund 1.200 Beschäftigten. Die Konzernüberschüsse 2018 und 2019 steigen wieder auf jeweils rund sechs Millionen Euro. „Turnaround geschafft und damit die Grundlage für weiteres Wachstum gelegt“, bilanziert der Vorstand Ende März 2019. Gunar Grosse zeigt sich unbeeindruckt.
Im Jahr darauf steigt der Gewinn nochmals um über eine Million auf fast 7,3 Millionen Euro. Das optimistische Ziel von zehn Prozent Umsatzplus wurde dagegen verfehlt. Die sich abzeichnende Corona-Krise „beeinflusst die Entwicklung des weltweiten ICT-Marktes negativ“, dachte man noch März 2020 bei Komsa.
Externer CEO muss her
Dass es anders kommen sollte und Corona Komsa sowie auch anderen Distributoren einen Umsatzschub beschert, wird erst Pierre-Pascal Urbon später verkünden. Dem Aufsichtsrat, weiterhin von Gunnar Grosse dominiert, war indes seit Mitte/Ende 2019 bereits klar: Komsa soll einen neuen CEO bekommen und zwar unbelastet von der Komsa-Historie, befreit von Rücksichtnahmen auf gewachsene Strukturen und mit ihnen verbundene Personen und Posten. Ein externer Manager muss her, um den TK-Riesen „fit für die nächste Entwicklungsstufe“ zu machen. Warum Gunnar Grosse diesen Schwenk vollzog, drei Jahre nachdem er gemeint hatte, seine Nachfolge gut, weil in einer personeller Kontinuität mit bewährten Führungskräften geregelt zu haben, wird nur er beantworten können.